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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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ich nicht die geringste Chance herauszufinden, ob das nun schneller oder langsamer war als 400 Kilometer pro Stunde, also nickte ich einfach und ließ sie weitermachen.
    »Was konventionelle Helikopter so langsam macht«, sagte sie nachdrücklich, nachdem sie mein Unbehagen spürte, »ist der Einzelrotor.«
    »Natürlich«, sagte ich und lehnte mich zurück, um Sarahs beeindruckend fachmännischem Vortrag zu lauschen. Vieles war mir zu hoch, aber wenn ich’s richtig verstanden habe, ist der springende Punkt folgender:
    Laut Sarah sieht der Querschnitt durch ein Rotorblatt im großen und ganzen genauso aus wie der durch einen Flugzeugflügel. Seine Form erzeugt einen Druckunterschied zwischen der Luft, die über ihm, und der, die unter ihm vorbeiströmt, und das erzeugt den Auftrieb. Der Unterschied zum Flugzeugflügel besteht darin, daß beim Vorwärtsflug des Helikopters auf der Rotorhälfte, in der die Flügelblätter sich gegen den Flugwind drehen, ein höherer Auftrieb entsteht als auf der anderen Seite. Je schneller der Helikopter fliegt, desto größer wird diese Auftriebsdifferenz. Irgendwann erzeugt das »rückwärts« drehende Blatt gar keinen Auftrieb mehr, der Helikopter neigt sich nach hinten und fällt vom Himmel. Das, sagte Sarah, sei ein Nachteil.
    »Die Mackie-Leute haben daraufhin zwei Rotoren auf einem Koaxialstrahl angebracht, die sich gegenläufig drehen. Gleicher Auftrieb auf beiden Seiten und potentiell doppelt so hohe Geschwindigkeit. Außerdem braucht man keinen Heck-rotor mehr, um das freie Drehmoment auszugleichen. Kleiner, schneller, manövrierfähiger. Höchstwahrscheinlich schafft diese Maschine über 650 Stundenkilometer.«
    Ich nickte bedächtig, um zu zeigen, daß ich beeindruckt war, aber so beeindruckt nun auch wieder nicht.
    »Das ist ja schön und gut«, sagte ich, »aber die JavelinBoden-Luft-Rakete kommt verdammt schnell auf 1600 Stundenkilometer.« Sarah starrte mich an. Wie konnte ich es wagen, ihr bei diesen technischen Daten Paroli zu bieten? »Ich meine«, sagte ich, »damit ist doch noch kein Blumentopf gewonnen. Es ist immer noch ein Helikopter, und er kann immer noch abgeschossen werden. Er ist nicht unverwundbar.«
    Sarah schloß kurz die Augen und überlegte, wie sie es formulieren sollte, damit es auch der letzte Idiot begriff.
    »Wenn der SAM-Schütze gut ist«, sagte sie dann, »ausgebildet und auf Zack, dann hat er eine Chance. Aber nur eine. Das Besondere an diesem Hubschrauber ist aber, daß dem Ziel keine Zeit zur Vorbereitung bleibt. Der hat seinem Opfer schon das Maul gestopft, während es sich noch den Schlaf aus den Augen reibt.« Sie starrte mich kampflustig an. Hast du’s jetzt gerafft? »Glauben Sie mir, Mr Lang«, fuhr sie fort und bestrafte mich für meine Unverschämtheit, »vor sich sehen Sie den Armeehelikopter der nächsten Generation.« Sie wies mit dem Kopf auf die Fotos.
    »Verstanden«, sagte ich. »Gut. Na, da müssen die ja mächtig froh sein.«
    »Das sind sie, Thomas«, sagte Woolf. »Sie sind über diese Maschine sogar sehr froh. Im Moment haben die Jungs bei Mackie nur ein Problem.«
    Irgendwer mußte jetzt »Und das wäre?« fragen.
    »Und das wäre?« fragte ich.
    »Im Pentagon glaubt niemand, daß sie hält, was sie verspricht.«
    Ich dachte darüber nach.
    »Wieso, können sie nicht um ‘ne Testfahrt bitten? ‘n paarmal um den Pudding fliegen?«
    Woolf holte tief Luft, und ich spürte, daß wir uns endlich dem Hauptthema des Abends näherten.
    Langsam sagte er: »Diese Maschine wird sich an das Pentagon und fünfzig Luftwaffen in aller Herren Länder verkaufen, sobald man sie im Einsatz gegen ein großes terroristisches Kommando gesehen hat.«
    »Klar«, sagte ich. »Sie meinen, die müssen auf die nächsten Olympischen Spiele in München warten.«
    Woolf ließ sich Zeit, damit die Pointe besser ankam.
    »Nein, das meine ich nicht, Mr Lang«, sagte er. »Sie werden vielmehr die nächsten Olympischen Spiele in München herbeiführen.«
     
    »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    Wir waren inzwischen beim Mokka angelangt, und die Fotos waren in die Mappe zurückgewandert.
    »Ich meine, falls Sie recht haben«, sagte ich, »und unter uns gesagt, stecke ich mitten in diesem ›falls‹ mit einem Platten und ohne Reserverad fest – aber falls Sie recht haben, was wollen Sie dagegen machen? An die ›Washington Post‹ schreiben? Esther Rantzen? Oder was?«
    Die beiden Woolfs waren sehr still geworden, und ich wußte überhaupt nicht,

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