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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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umzubringen.«
    Eine Frau am Nebentisch drehte sich um, sah Woolf an und runzelte die Stirn. Das konnte er doch nicht im Ernst gesagt haben. Oder? Kopfschüttelnd wandte sie sich wieder ihrem Hummer zu.
    »Kurz und bündig.«
    »Nun, nichts einfacher als das«, sagte er. »Ich wollte herausbekommen, was für ein Mensch Sie sind.«
    Er sah mich an, sein geschlossener Mund bildete eine anmutige Gerade.
    »Verstehe«, sagte ich und verstand überhaupt nichts. Das hat man nun davon, wenn man darum bittet, Sachverhalte kurz und bündig erklärt zu bekommen. Ich zwinkerte ein paarmal, dann lehnte ich mich zurück und versuchte, pikiert auszusehen.
    »Was sprach dagegen, meinen Direx anzurufen?«, fragte ich.
    »Oder eine Exfreundin? Aber das war Ihnen wahrscheinlich alles zu langweilig, ja?«
    Woolf schüttelte den Kopf.
    »Im Gegenteil«, sagte er. »Das hatte ich schon alles hinter mir.«
    Das war ein Schock. Ein echter Schock. Ich werde heute noch rot, wenn ich daran denke, wie ich bei den O-Levels in Chemie geschummelt und eine Eins bekommen habe, wo sämtliche Lehrer mit einer Sechs gerechnet hatten. Ich wußte, daß es eines Tages auffliegen würde. Ich wußte es einfach.
    »Tatsächlich?«, fragte ich. »Und? Wie hab’ ich abgeschnitten?«
    Woolf lächelte.
    »Gar nicht mal so schlecht«, sagte er. »Einige Ihrer Exfreundinnen halten Sie für eine Nervensäge, aber sonst haben Sie sich wacker geschlagen.«
    »Das hört man doch gern«, sagte ich.
    Woolf fuhr fort, als läse er von einer Liste ab. »Sie sind intelligent. Sie sind zäh. Sie sind ehrlich. Schnelle Karriere bei den Scotch Guards.«
    »Scots«, korrigierte ich, aber das überhörte er und sprach weiter.
    »Und das Beste ist, Sie sind meines Wissens pleite.«
    Er lächelte wieder, was mich etwas nervte.
    »Sie haben meine Aquarelle vergessen«, sagte ich.
    »Auch das noch? Ein Tausendsassa. Ich mußte nur noch herausfinden, ob Sie käuflich sind.«
    »Klar«, sagte ich. »Deswegen die fünfzigtausend.«
    Woolf nickte.
    Die Sache lief allmählich aus dem Ruder. Ich wußte genau, an irgendeinem Punkt hätte ich den harten Mann markieren und einen Vortrag halten müssen, à la wer ich schließlich sei und wofür, zum Teufel, sie sich eigentlich hielten, daß sie sich anmaßten, in der Vergangenheit eines tollen Kerls wie mir herumzustochern, und sobald ich meinen Pudding ausgelöffelt hätte, könnten Typen wie sie mir wieder gestohlen bleiben – aber irgendwie wollte der richtige Moment einfach nicht antanzen. Obwohl er mich einigermaßen gebeutelt hatte, und trotz seinem Herumschnüffeln in meinen alten Zeugnissen konnte ich mich nicht dazu durchringen, auf Woolf sauer zu sein. Er hatte etwas, und das mochte ich. Und was Sarah betraf, nun ja. Ansehnliche Sehnen.
    Trotzdem konnte man den alten Stahl ja ruhig mal aufblitzen lassen.
    »Darf ich raten?«, sagte ich und sah Woolf grimmig an. »Kaum hatten Sie rausgefunden, daß ich nicht käuflich bin, versuchten Sie, mich zu kaufen.«
    Er zögerte keine Sekunde.
    »Genau«, sagte er.
    Da. Das war’s, und dies war der richtige Moment. Ein Ehrenmann hat seine Grenzen, und ich eben auch. Ich warf meine Serviette auf den Tisch.
    »Das alles ist äußerst spannend«, sagte ich, »und wenn ich ein anderer Mensch wäre, dann wäre ich vielleicht sogar geschmeichelt. Aber jetzt will ich schlicht und einfach wissen, was hier eigentlich gespielt wird. Und wenn ich es nicht auf der Stelle erfahre, dann verschwinde ich von diesem Tisch, aus Ihrem Leben und vielleicht sogar aus diesem Land.«
    Ich merkte, daß Sarah mich ansah, behielt aber Woolf im Auge. Er hetzte seine letzte Kartoffel über den Teller und brachte sie in einer Soßenpfütze zur Strecke. Dann legte er die Gabel aus der Hand und sprach sehr schnell.
    »Sind Sie über den Golfkrieg im Bilde, Mr Lang?«, fragte er. Ich wußte nicht, was Thomas zugestoßen war, aber die Stimmung war spürbar umgeschlagen.
    »Ja, Mr Woolf, ich bin über den Golfkrieg im Bilde.«
    »Nein, sind Sie nicht. Ich setze mein gesamtes Vermögen darauf, daß Sie vom Golfkrieg nicht das klitzekleinste bißchen wissen. Sagt Ihnen der Begriff »militärisch-industrieller Komplex« etwas?«
    Er redete wie ein Vertreter und versuchte irgendwie, mich in die Enge zu treiben, und ich mußte mich dagegen wehren. Ich trank einen großen Schluck Wein.
    »Dwight Eisenhower«, sagte ich schließlich. »Ja, sagt mir was. Ich war Teil davon, falls Sie das schon vergessen haben.« »Mit Verlaub, Mr

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