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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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Bewegungen wie eine Schlange.
    »Goodwin sagt, er habe noch nie von dir gehört. Er habe niemanden hergeschickt. Und niemandem erzählt, daß wir hier seien.«
    »Goodwin ist ein faules Arschloch, das von Tuten und Blasen keine Ahnung hat«, sagte ich genervt. »Was zum Donnerwetter hat der denn mit der Sache zu tun?«
    »Überhaupt nichts«, sagte Micky. »Willst du auch wissen, warum?«
    Ich nickte. »Ja, will ich allerdings.«
    Micky grinste. Er hatte sauschlechte Zähne. »Weil es ihn nicht gibt«, sagte er. »Ich hab’ ihn grad erfunden.«
    Künstlerpech. Er kannte seinen Boyd. Wer Rasen sät, wird Mäher ernten.
    »Ich frage dich also noch mal«, sagte er und kam auf mich zu. »Wer bist du?«
    Ich ließ die Schultern sinken. Das Spiel war aus. Ich streckte die Handgelenke in der »Nehmen Sie mich fest, Officer«-Geste aus.
    »Du willst meinen Namen wissen?«, fragte ich.
    »Ja.«
    Sie sollten ihn nie erfahren, denn in diesem Moment wurden wir von einem ohrenbetäubenden, unbeschreiblich gellenden Geheul unterbrochen. Der Lärm hallte von Boden und Dielendecke wider und kam doppelt so laut zurück, schüttelte das Hirn durch und vernebelte die Sicht.
     
    Micky zuckte zusammen und wich an die Wand zurück, und Whisky wollte sich die Ohren zuhalten. In der halben Sekunde, die ich dadurch gewann, lief ich auf die offene Tür zu und rammte Whisky die rechte Schulter in die Brust. Er prallte zurück und fiel gegen das Geländer, während ich die Straße nach links mit einer Geschwindigkeit hinabrannte, die ich zuletzt mit sechzehn erreicht habe. Wenn ich nur zwanzig Meter von der Airweight wegkommen konnte, hatte ich eine Chance.
    Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob sie auf mich geschossen haben. Nach dem sagenhaften Krach aus Ronnies kleiner Blechdose waren meine Ohren außerstande, derlei Informationen noch zu verarbeiten.
    Ich weiß nur, daß sie mich nicht vergewaltigt haben.
     

11
     
    Es gibt nur eine Sünde, und das ist Dummheit.
    OSCAR WILDE
     
    Ronnie brachte uns zu ihrer Wohnung in der King’s Road zurück, und wir fuhren ein paar dutzendmal in beide Richtungen daran vorbei. Wir fürchteten nicht etwa, observiert zu werden, sondern suchten einen Parkplatz. Um diese Tageszeit bereuen Londoner Autobesitzer (also die Mehrheit aller Londoner) ihren Luxus bitter – die Zeit steht still oder legt den Rückwärtsgang ein oder baut sonst einen Scheiß, der mit den Naturgesetzen dieses Universums nichts am Hut hat –, und die ganzen Werbespots im Fernsehen, wo sexy Sportwagen verlassene Landstraßen langkacheln, gehen einem etwas auf den Zeiger. Mir gehen sie natürlich nicht auf den Zeiger, schließlich fahre ich Motorrad. Zwei Räder gut, vier Räder schlecht.
    Als sie den TVR endlich in eine Lücke gequetscht hatte, erörterten wir, ob wir zur Wohnung zurück ein Taxi nehmen sollten, fanden aber beide, daß der Abend so lauschig sei und wir Lust auf einen Spaziergang hatten. Oder besser, Ronnie hatte Lust auf einen Spaziergang. Leute von Ronnies Schlag haben immer Lust auf einen Spaziergang, und Leute von meinem Schlag haben immer Lust auf Leute von Ronnies Schlag, also legten wir eine kesse Wandersohle aufs Pflaster. Unterwegs erzählte ich ihr in knappen Worten von den Ereignissen in der Lyall Street, und sie lauschte in verzücktem Fastschweigen. Sie hing mir auf eine Weise an den Lippen, auf die die Leute, besonders Frauen, normalerweise nicht hängen. Normalerweise lassen sie los, vertreten sich beim Fallen den Fuß, und mir schieben sie dann die Schuld in die Schuhe.
    Aber Ronnie war irgendwie anders. Anders, weil sie mich für anders hielt.
    Als wir endlich ihre Wohnung erreichten, schloß sie auf, trat beiseite und bat mich mit einer komischen Kleinmädchenstimme vorzugehen. Ich sah sie einen Augenblick an. Es kann sein, daß sie abwägen wollte, wie ernst die Angelegenheit war, als könne sie die ganze Sache oder mich noch nicht recht einschätzen; also setzte ich eine finstere Miene auf und sah mir die Wohnung in einer Manier an, die hoffentlich an Clint Eastwood erinnerte – stieß angelehnte Türen mit dem Fuß auf und öffnete aufs Geratewohl Schränke –, während sie mit rotgepunkteten Wangen im Flur stehenblieb.
    In der Küche sagte ich: »O Gott!«
    Ronnie stöhnte auf, lief herbei und spähte um den Türpfosten herum.
    »Ist das Bolognese?«, fragte ich und hielt einen Holzlöffel mit etwas Altem und völlig Verdorbenem hoch.
    Ich bekam eine Rüge, aber dann lachte sie befreit auf. Ich

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