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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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Stunde. Wollte Sarah sprechen.«
    »Gut. Gehen wir.«
    Ich flog die engere Boyd-Schleife, das stand fest. Erstaunlich, wozu man die Leute bringen kann, wenn man auf Anhieb den richtigen Ton trifft. Er kletterte aus dem Auto, ganz versessen darauf, mir zu zeigen, wie schnell er aus Autos klettern konnte, und folgte mir dann auf dem Fuße, als ich zum Haus ging. Ich zog meinen Wohnungsschlüssel aus der Tasche und blieb abrupt stehen.
    »Habt ihr ein Klopfen?«, fragte ich, als wir vor der Haustür standen.
    »Bitte?«
    Ich verdrehte ungeduldig die Augen.
    »Ein Klopfen. Ein Signal. Ich hab’ keine Lust, daß Micky mir ein Loch in die Brust pustet, sobald ich durch die Scheißtür da komme.«
    »Nee, wir sagen einfach … ich meine, ich ruf einfach ›Micky‹.«
    »Potz Blitz, das nenn’ ich Scharfsinn«, sagte ich. »Wer hat sich das denn wieder ausgedacht?« Ich trug ziemlich dick auf und wollte ihn ärgern, damit er mir erst recht seine Tüchtigkeit unter Beweis stellte. »Mach hinne.«
    Er legte den Mund an den Briefkastenschlitz.
    »Micky«, sagte er und blickte entschuldigend zu mir hoch. »Ich bin’s.«
    »Ach, verstehe«, meinte ich. »So weiß er, daß du es bist. Cool.«
    Nach einer Pause wurde der Riegel zurückgeschoben, und ich ging geradewegs ins Haus.
    Ich sah Micky kaum an, damit von vornherein klar war, daß er hier nicht zur Debatte stand. Ein schneller Blick verriet mir aber, daß er ebenfalls Mitte vierzig war und dünn wie ein aufgestellter Parkstrich. Er trug handrückenfreie Lederhandschuhe und einen Revolver, wahrscheinlich auch irgendwelche Klamotten, aber darauf achtete ich nicht weiter.
    Es handelte sich um einen kurzläufigen, vernickelten Smith&-Wesson-Revolver mit innenliegendem Hahn, wodurch man ihn ideal aus der Hosentasche abfeuern konnte. Wahrscheinlich ein Modell Bodyguard Airweight oder so was Ähnliches. Eine hinterhältige Waffe. Nun mögen Sie fragen, ob ich Ihnen eine ehrliche, anständige und gerechte Waffe nennen könne, und das kann ich natürlich nicht. Alle Waffen schleudern Blei auf Leute und haben die Absicht, Schaden anzurichten, aber davon abgesehen haben sie einen mehr oder weniger eigenen Charakter. Und einige sind eben hinterhältiger als andere.
    »Du bist Micky?«, fragte ich und sah mich dabei eifrig in der Diele um.
    »Bin ich.« Micky war Schotte und versuchte wie wild, von seinem Partner ein Zeichen zu bekommen, wer zum Teufel ich sei. Micky konnte problematisch werden.
    »Dave Carter läßt grüßen.« Ich bin mit einem Dave Carter zur Schule gegangen.
    »Aha. Ja«, sagte er. »Klar.«
    Volltreffer. Zwei Boyd-Schleifen in fünf Minuten. In schwindelerregendem Triumphgefühl ging ich zum Dielentischchen und griff zum Telefonhörer.
    »Gwinevere«, sagte ich geheimnisvoll. »Ich bin drin.«
    Ich legte den Hörer auf, ging in Richtung Treppe und verfluchte mich insgeheim, weil ich’s so fürchterlich übertrieben hatte. Darauf konnten sie nun wirklich nicht reinfallen. Aber als ich mich umdrehte, standen die beiden immer noch lammfromm da, beide mit einem »Sie sind der Boss«-Gesichtsausdruck.
    »In welchem Zimmer schläft das Mädchen?«, schnauzte ich. Die Lämmer sahen sich nervös an. »Ihr habt doch wohl die Zimmer geprüft, oder?« Sie nickten. »Und? Welches ist das mit den Spitzenkissen und dem Poster von Stefan Edberg? Ist das denn so schwer?«
    »Das zweite links«, sagte Micky.
    »Danke.«
    »Aber …«
    Ich blieb wieder stehen.
    »Aber was?«
    »Da hängt kein Poster …«
    Ich bedachte beide mit einem vernichtenden Blick und ging die Treppe hoch.
    Micky hatte recht, es gab kein Poster von Stefan Edberg. Es gab nicht mal viele Spitzenkissen. Acht vielleicht. Aber Fleur de Fleurs lag in der Luft, ein ppm, und plötzlich spürte ich einen körperlichen Stich aus Sorge und Sehnsucht. Zum ersten Mal wurde mir klar, wie sehr ich Sarah vor allem und jedem beschützen wollte.
    Das war vielleicht nur ein Haufen altmodischer Maid-inNot-Blödsinn, und an einem anderen Tag hätte vielleicht ein ganz anderes Thema meine Hormone abgelenkt. Aber in diesem Augenblick, als ich in der Mitte ihres Schlafzimmers stand, wollte ich Sarah retten. Nicht bloß, weil sie gut war, und die Bösen eben nicht, sondern weil ich sie mochte. Weil ich sie sehr mochte.
    Genug gesülzt.
    Ich ging zum Nachttischchen, nahm den Hörer ab und drückte ein Spitzenkissen auf die Sprechmuschel. Falls eins der Lämmer seinen Mut wiederfand oder auch nur neugierig wurde und Lust bekam,

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