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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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mir in die Hand drückte.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Vergewaltigungsalarm. Sie müssen hier oben draufdrücken.«
    »Ronnie …«
    »Nehmen Sie schon. Wenn ich das höre, weiß ich, daß Sie ‘ne Chauffeurin brauchen.«
     
    Die Straße sah aus wie jede andere, wenn man außer acht ließ, daß hier jedes Haus über zwei Millionen Pfund kostete. Der Wert allein der Autos, die auf beiden Straßenseiten parkten, überstieg wahrscheinlich das Bruttosozialprodukt vieler Kleinstaaten. Ein Dutzend BMWs, ein Dutzend Jaguars und Daimlers, fünf Bentley-Saloons, ein Bentley-Kabrio, drei Aston Martins, drei Ferraris, ein Jensen, ein Lamborghini.
    Und ein Ford.
    Dunkelblau, Heck mir zugewandt, vor dem Haus, aber auf der anderen Straßenseite, weswegen er mir bei der ersten Runde nicht aufgefallen war. Zwei Antennen. Zwei Rückspiegel. Eine Delle hinter dem linken vorderen Kotflügel. Eine Delle, wie sie ein großes Motorrad bei einer seitlichen Kollision verursachen mochte.
    Ein Mann auf dem Beifahrersitz.
    Meine erste Reaktion war Erleichterung. Wenn sie Sarahs Haus observierten, dann bestand die Hoffnung, daß sie Sarah noch nicht hatten und sich deswegen das Haus als zweitbestes Ziel ausgesucht hatten. Aber vielleicht hatten sie Sarah auch schon und nur noch mal jemanden vorbeigeschickt, um ihre Zahnbürste zu holen. Falls sie noch Zähne hatte.
    Sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich ging auf den Ford zu.
     
    Falls Sie je in Militärtheorie ausgebildet worden sind, mußten Sie sich unter Umständen auch einen Vortrag über eine Angelegenheit namens Boyd-Schleife reinziehen. Boyd war ein Typ gewesen, der im Koreakrieg eine Menge Zeit mit dem Studium von Luftkämpfen verbracht und typische »Ereignissequenzen« analysiert hatte. Er wollte herausfinden, warum Pilot A Pilot B abschießen konnte, wie sich Pilot B hinterher fühlte und welcher von beiden Kedgeree zum Frühstück gegessen hatte. Boyds Theorie basierte auf der absolut banalen Beobachtung, daß A etwas tat, B darauf reagierte, A etwas anderes tat, B erneut reagierte und so weiter, was zu einer Schleife aus Aktion und Reaktion führte. Der Boyd-Schleife eben. Nicht schlecht, Herr Specht, sollte man denken. Aber sein »Heureka«-Erlebnis, weswegen Boyds Name an Militärakademien auf der ganzen Welt heute noch herumposaunt wird, hatte er erst, nachdem ihm etwas anderes aufging. Wenn B zwei Dinge in der Zeit tun konnte, die er normalerweise für eins brauchte, dann konnte er »eine engere Schleife fliegen«, und ergo trugen die Mächte des Lichts den Sieg davon.
    Langs Theorie läuft – zu einem Bruchteil der Kosten – so ziemlich auf dasselbe hinaus und lautet: Hau dem andern eins auffe Fresse, bevor er sie wegziehen kann.
    Links neben dem Ford blieb ich stehen und sah am Haus der Woolfs hoch. Der Mann im Wagen sah mich nicht an. Was ein Zivilist getan hätte, denn alle Menschen schauen Menschen an, wenn sie nichts Besseres zu tun haben. Ich bückte mich und klopfte an die Scheibe. Er wandte mir den Kopf zu und starrte mich lange an, bevor er sie runterdrehte, aber da wußte ich schon, daß er mich nicht erkannt hatte. Er war Mitte vierzig und stand auf Whisky.
    »Bist du Roth?«, bellte ich in meinem besten amerikanischen Akzent – und der ist ziemlich gut, wenn ich das mal sagen darf.
    Er schüttelte den Kopf.
    »War Roth da?«, fragte ich.
    »Wer zum Teufel ist Roth?« Ich hatte ihn für einen Amerikaner gehalten, aber er stammte eindeutig aus London.
    »Scheiße«, sagte ich, richtete mich auf und sah zum Haus hinüber.
    »Wer sind Sie?«
    »Dalloway«, sagte ich unwirsch. »Hamse euch gesagt, daß ich komme?« Er schüttelte wieder den Kopf. »Bist du irgendwann ausgestiegen? Habt ihr den Funkspruch verpaßt?« Ich machte Druck, sprach laut und schnell und verwirrte ihn damit. Aber mißtrauisch wurde er nicht. »Habt ihr Nachrichten gehört? Zeitung gelesen, verdammt noch mal? Drei Tote, und Lang war nicht dabei.« Er starrte mich an. »Scheiße«, sagte ich wieder, für den Fall, daß er mich beim ersten Mal nicht verstanden hatte.
    »Und jetzt?«
    Zigarre für Mr Lang. Ich hatte ihn. Ich kaute eine Weile auf der Lippe und fand, ich könnte es ja mal probieren.
    »Du bist nicht allein, oder?«
    Er nickte in Richtung Haus.
    »Micky ist drinnen.« Er sah auf die Uhr. »Wir wechseln in zehn Minuten.«
    »Ihr wechselt jetzt. Ich muß rein. Hat sich schon wer blicken lassen?«
    »Niemand.«
    »Anrufe?«
    »Einer. Mädchenstimme. Vor etwa einer

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