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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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lachte auch, und plötzlich klangen wir wie alte Freunde. Enge Freunde. Also mußte ich sie einfach fragen.
    »Wann kommt er nach Hause?«
    Sie sah mich an, wurde rot und kratzte Bolognesereste aus dem Topf.
    »Wann kommt wer nach Hause?«
    »Ronnie«, sagte ich und ging um sie herum, bis ich mehr oder weniger vor ihr stand. »Du bist wahnsinnig gut gebaut, aber du hast keine Kragenweite 44. Und wenn, würde dir bei einem Haufen ununterscheidbarer Nadelstreifenanzüge ziemlich schnell der Kragen platzen.«
    Sie schaute in Richtung Schlafzimmer, die Schränke fielen ihr ein, dann trat sie an die Spüle und ließ heißes Wasser in den Topf laufen.
    »Möchtest du was trinken?«, fragte sie, ohne sich umzudrehen.
     
    Sie zauberte eine Flasche Wodka herbei, während ich Eiswürfel auf dem Küchenboden verteilte, und schließlich rang sie sich zu der Beichte durch, daß ihr Freund in der City Warentermine verkaufte (was ich mir hätte denken können), nicht jeden Abend bei ihr verbrachte, und wenn, dann kam er nie vor zehn. Ehrlich, hätte ich jedesmal ein Pfund bekommen, wenn eine Frau mir das weismachen wollte, dann hätte ich jetzt bestimmt schon drei zusammen. Beim letzten Mal kam der Freund um sieben zurück – »Also, das hat er noch nie gemacht.« – und ging mit einem Stuhl auf mich los.
    Ich entnahm ihrer Stimme wie auch ihren Worten, daß in ihrer Beziehung nicht alles eitel Sonnenschein war, und all meiner Neugier zum Trotz hielt ich es für besser, das Thema zu wechseln.
    Nachdem wir es uns auf dem Sofa gemütlich gemacht hatten und die Eiswürfel fröhlich in den Gläsern klirrten, erzählte ich ihr etwas ausführlicher von den Ereignissen der letzten Zeit – startete in Amsterdam und landete wieder in der Lyall Street, ließ aber das Stück über Hubschrauber und Graduiertenkollegien aus. Auch so waren es noch genug Heldentaten mit einem Draufgänger in der Hauptrolle, und die Stellen, wo ich fast draufgegangen wäre, schmückte ich aus, damit ihre hohe Meinung von mir nicht sank. Als ich fertig war, zog sie die Stirn kraus.
    »Aber den Ordner hast du nicht gefunden«, meinte sie enttäuscht.
    »Nein«, gab ich zu. »Was nicht heißen muß, daß er nicht da ist. Falls Sarah in dem Haus wirklich etwas versteckt hat, dann braucht ein Bauarbeitertrupp eine ganze Woche, um den Laden gründlich zu durchsuchen.«
    »Also, ich hab’ die Galerie auf den Kopf gestellt, und dort ist ganz bestimmt nichts. Sie hat einigen Papierkram liegenlassen, aber das hat alles mit der Arbeit zu tun.« Sie ging zum Tisch und öffnete ihre Tasche. »Ich hab’ ihren Kalender gefunden, falls dir das was nützt.«
    Erst dachte ich, sie wollte mich auf den Arm nehmen. Sie mußte doch genug Agatha Christie gelesen haben, um zu wissen, daß gefundene Kalender eigentlich immer weiterhelfen.
    Aber Sarahs vielleicht nicht. Ihr Kalender war ein ledergebundenes Werbegeschenk der Mukoviszidose-Stiftung im DIN-A4-Format und verriet mir über seine Eigentümerin nichts, was ich nicht schon geahnt hatte. Sie ging in ihrer Arbeit auf, verabredete sich zum Lunch, schrieb ihre i mit Punk-ten und nicht mit kleinen Kreisen, malte aber beim Telefonieren Strichkätzchen. Sie hatte in den kommenden Monaten nicht viel vorgehabt, und der letzte Eintrag lautete einfach »CED OK 7.30«. Beim Zurückblättern sah ich, daß CED in den letzten Wochen schon dreimal okay gewesen war, einmal um 7.30 und zweimal um 12.15.
    »Weißt du zufällig, wer das sein könnte?«, fragte ich Ronnie und zeigte ihr den Eintrag. »Charlie? Colin? Carl, Clive, Clarissa, Carmen?« Mir fielen keine Frauennamen mit C mehr ein.
    Ronnie überlegte.
    »Ob sie die Initiale vom zweiten Vornamen mitgeschrieben hat?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich meine, wenn jemand Charlie Dummie heißt, schreibt man doch CD, oder?«
    Ich blickte wieder auf den Kalender.
    »Charlie Etherington-Dunce? Weiß der Geier. Das fällt in dein Ressort.«
    »Was soll denn das nun wieder heißen?« Sie fühlte sich erstaunlich schnell auf den Schlips getreten.
    »Entschuldigung, ich meinte bloß … weißt du, ich dachte, du hängst doch immer mit diesen Doppelname-Bindestrichs zusammen …« Ich verstummte, weil ich sah, daß Ronnie das gar nicht gut verknusen konnte.
    »Klar, und ich hab’ ‘ne gestelzte Stimme und ‘nen gestelzten Job, und mein Freund arbeitet in der City.« Sie stand auf und schenkte sich noch einen Wodka ein. Mir bot sie keinen an, und ich hatte den starken Verdacht, daß ich hier zum

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