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Bockmist

Bockmist

Titel: Bockmist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurie Hugh
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verbummelt. Das weiß ich nicht, und das geht mir auch am Arsch vorbei.«
    »Ganz vorsichtig, Rusty«, sagte ich. »Vielleicht muß ich Ihnen erst noch beibringen, daß man hierzulande unter ›Mumm‹ unter anderem Ritterlichkeit und Fairness versteht. Bei uns hält man aber nichts von der amerikanischen Bedeutung, wo einem gleich einer abgeht, wenn man große Töne spuckt und ›Delta‹ und ›Erstschlag‹ und ›Arsch aufreißen‹ sagt. Da liegt ein gewichtiger kultureller Unterschied. Und mit kultureller Unterschied meine ich keine verschiedenen Wertvorstellungen«, fügte ich hinzu, weil mein Blut sich langsam, aber sicher dem Siedepunkt näherte, »sondern wir meinen, daß Sie sich eine Drahtbürste in den Arsch rammen können.«
    Da lachte er. Nicht ganz die gewünschte Reaktion. Ich hatte vielmehr gehofft, er würde auf mich losgehen, so daß ich ihm ein Ding auf den Kehlkopf verpassen und leichten Herzens in die Nacht hinausfahren konnte.
    »Schön, Thomas«, sagte er, »ich hoffe, das hätten wir damit ins reine gebracht. Hoffentlich fühlen Sie sich jetzt besser.«
    »Viel besser, danke der Nachfrage«, sagte ich.
    »Ich mich auch.«
    Er stand auf, schenkte mir nach und warf mir dann Zigaretten und Feuerzeug in den Schoß.
    »Thomas, offen gestanden können Sie Sarah im Moment weder sehen noch sprechen. Es ist schlichtweg unmöglich. Andererseits erwarte ich nicht von Ihnen, daß Sie für mich auch nur einen Finger krumm machen, bevor Sie sie gesehen haben. Wie steht’s? Können Sie damit leben?«
    Ich trank einen Schluck Whisky und klopfte mir eine Zigarette aus der Packung.
    »Sie haben sie gar nicht, stimmt’s?«
    Er lachte wieder. Das mußte ich ihm noch irgendwie austreiben.
    »Das hab’ ich auch nie behauptet, Thomas. Was glauben Sie denn? Daß wir sie irgendwo an ein Bettgestell gefesselt haben? Mensch, Sie wollen uns doch nicht für dumm verkaufen, oder? Das ist unser Beruf, wissen Sie, und wir sind doch nicht von gestern.« Er setzte sich wieder auf den Stuhl, nahm die Halslockerungsübungen wieder auf, und ich hätte ihm zu gern dabei geholfen. »Sarah befindet sich an einem sicheren Ort, wo wir sie jederzeit erreichen können. Aber da Sie so ein braves englisches Bübchen sind, müssen wir das derzeit nicht. Okay?«
    »Nein, nicht okay.« Ich drückte die Zigarette aus und stand auf. Barnes schien das nicht zu beunruhigen. »Ich bekomme sie zu sehen und überzeuge mich davon, daß es ihr gutgeht, oder ich steige aus. Ich steige nicht nur aus, ich bring’ Sie vielleicht auch noch schnell um, einfach um zu zeigen, wie sehr ich aussteige. Okay?«
    Ich ging langsam auf ihn zu. Ich hatte angenommen, er würde die Carls rufen, aber das war mir schnuppe. Notfalls brauchte ich nur wenige Sekunden – wohingegen die Carls eine gute Stunde brauchten, um ihre Lachnummern von Körper durchstarten zu lassen. Dann sah ich, warum er so locker blieb.
    Er hatte die Hand in die Aktentasche neben seinem Stuhl geschoben, und als er sie wieder herauszog, sah ich einen metallischen Schimmer. Es war eine große Waffe, die er auf dem Oberschenkel balancierte und die auf meine knapp drei Meter entfernte Magengrube zeigte.
    »Mann, o Mann, Jimmy Grille«, sagte ich. »Ihnen geht ja gleich einer ab, Mr Barnes. Das ist doch nicht etwa eine Colt Delta Elite, die Sie da im Schoß haben?«
    Diesmal antwortete er nicht. Sah mich bloß an.
    »Zehn Millimeter«, sagte ich. »Die ideale Waffe für Leute, die entweder einen mickrigen Schwanz haben oder null Selbstvertrauen, ins Schwarze zu treffen.« Ich fragte mich, wie ich diese drei Meter überwinden sollte, ohne vorher einen Volltreffer einzustecken. Leicht war es nicht, unmöglich aber auch nicht. Vorausgesetzt, man hatte Mumm. Vorher und nachher.
    Er mußte meine Gedanken gelesen haben, denn er spannte den Hahn. Ganz langsam. Er gab ein ordentliches Klicken von sich, das kann ich nicht bestreiten.
    »Sie wissen wahrscheinlich, was ein Glaser-Sicherheitsgeschoß ist, Thomas?« Er sprach leise, fast verträumt.
    »Nein, Rusty«, sagte ich. »Ich weiß nicht, was ein Glaser-Sicherheitsgeschoß ist. Hört sich nach einer 1a-Gelegenheit für Sie an, mich zu Tode zu langweilen, statt mich zu erschießen. Nur weiter so.«
    »Beim Glaser-Sicherheitsgeschoß besteht die Patronenspitze aus einem Kupfernäpfchen mit feinem, in Teflon eingeschmolzenem Bleischrot.« Er wartete, bis das bei mir angekommen war, denn er wußte genau, daß ich mir darunter etwas vorstellen konnte.

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