Bockmist
Waldund Wiesenarbeit des CIA, und ihnen war kein Haken bekannt. Sie schleusten mich in eine zweitklassige Terroristengruppe ein und hofften schlicht und einfach, ich würde an meinen freien Abenden zur Telefonzelle runterflitzen und sie knüppeldick mit Namen und Adressen beliefern.
Blinde Fahrlehrer wollten mir das Autofahren beibringen: diese Erkenntnis ging mir ziemlich an die Nieren.
Sie erklärten mir den Unterwanderungsplan, und ich mußte jedes Detail bis zum Erbrechen wiederholen. Wahrscheinlich machten sie sich Sorgen, daß ein Engländer wie ich sich nur einen Gedanken auf einmal merken konnte, und als ihnen aufging, daß ich die Sache problemlos geschnackelt hatte, klopften sie sich gegenseitig auf die Schultern und sagten immer wieder: »Gut gemacht.«
Nach einem ekelhaften Abendessen aus Fleischklößen mit Lambrusco, das ein mitgenommener Sam servierte, packten Louis und sein Troß ihre Aktentaschen, schüttelten mir unter inhaltsschwerem Nicken die Hand, stiegen in ihre Autos und machten sich auf den Weg zum goldenen Topf am Ende des Regenbogens. Ich winkte ihnen nicht nach.
Statt dessen sagte ich den Carls, ich würde einen Spaziergang machen, und durchquerte den Garten hinter der Villa. Eine Wiese führte zum Fluß hinab, wo sich die schönste Aussicht der ganzen Themse bot.
Der Abend war warm, und am Ufer gegenüber promenierten junge Pärchen und alte Herrchen mit Hund. Einige Kajütboote hatten in der Nähe festgemacht, das Wasser gluckste leise gegen ihre Rümpfe, und ihre Bullaugen erglänzten in gedämpftem und einladendem Gelb. Lachen tönte herüber, und ich roch ihre Dosensuppen.
Ich steckte tief in der Scheiße.
Barnes traf kurz nach Mitternacht ein und hatte sich seit unserer ersten Begegnung stark verändert. Den Brooks-Brothers-Outfit hatte er in den Schrank zurückgehängt, und jetzt sah er aus, als wollte er schnellstmöglich mit dem ersten Bombenangriff in den nicaraguanischen Dschungel eindringen. Khakihose, dunkelgrünes Twillhemd, Red-Wing-Stiefel. Die Frack-Rolex war einer Militäruhr mit Leinenarmband gewichen. Ich hatte den Eindruck, er wäre drauf und dran, vor einen Spiegel zu treten und sich Tarnfarbe ins Gesicht zu klatschen. Es war zerfurchter als je zuvor.
Er ließ die Carls wegtreten, und wir setzten uns in den Salon, wo er eine kleine Flasche Jack Daniels, ein Päckchen Marlboro und ein Zippofeuerzeug in Tarnfarben auspackte.
»Wie geht’s Sarah?«, fragte ich.
Es war eine dämliche Frage, aber ich mußte sie stellen. Schließlich tat ich das alles nur ihretwegen – und sollte sich herausstellen, daß sie heute morgen vor einen Bus gelaufen oder an Malaria gestorben wäre, dann würde ich auf der Stelle aussteigen. Barnes würde es mir natürlich nicht ins Gesicht sagen, falls ihr etwas zugestoßen wäre, aber vielleicht zeigte er ja irgendeine verräterische Reaktion.
»Prima«, sagte er. »Ihr geht’s prima.« Er goß zwei Gläser mit Bourbon voll und schubste eins über das Parkett zu mir.
»Ich will sie sprechen«, sagte ich. Er zuckte mit keiner Wimper. »Ich will von ihr hören, daß es ihr gutgeht. Daß sie gesund und munter ist.«
»Ich sag’ doch, es geht ihr prima.« Er trank einen Schluck.
»Klar, das sagen Sie«, sagte ich, »aber Sie sind ja auch ein Psychopath, der das Klopapier nicht wert ist, mit dem man sich nach dem Kotzen den Mund abgewischt hat.«
»Ich mag Sie auch nicht besonders, Thomas.«
Wir saßen uns gegenüber, tranken Whisky und rauchten Zigaretten, aber die Stimmung von Führungsoffizier und Agent war nicht sonderlich entspannt, sie verkrampfte sich sogar zusehends.
»Wissen Sie, was Ihr Problem ist?« fragte Barnes nach einiger Zeit.
»O ja, ich kenne mein Problem sogar ziemlich gut. Es bezieht seine Klamotten vom Survival-Versand und sitzt mir gegenüber.«
Er tat, als hätte er nichts gehört. Vielleicht hatte er nichts gehört.
»Ihr Problem ist, daß Sie Brite sind, Thomas.« Er fing an auf seltsame Weise den Kopf kreisen zu lassen. Gelegentlich knackte etwas im Nacken, aber das fand er anscheinend ganz angenehm. »Wo Sie schief liegen, da liegt dieser ganze gottverlassene Pißpott von Insel schief.«
»Moment mal«, sagte ich. »Einen vollen, wohlgerundeten Moment mal. Haben Sie einen Knick in der Optik, oder was? Ein Amiwichser will mir verklickern, wo dieses Land schiefliegt?«
»Keinen Mumm, Thomas. Sie haben keinen Mumm. Und Ihr Land auch nicht. Vielleicht hatten Sie mal welchen und haben ihn
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