Bodenrausch
Landwirtschaft« legte er seine Strategie offen. Er wolle mehr Einkommen in der Landwirtschaft erreichen durch mehr Verarbeitung und Qualitätsstandards, die den Produzenten ermöglichen, mit den Besten in anderen Teilen der Welt zu konkurrieren. 62
Da dieses Ziel von und mit den Millionen Kleinbauern und Hirten kaum zu erreichen ist, liegt es auf der Hand, dass Kenia ebenfalls den Weg gehen wird, der vom Sudan und von Äthiopien vorgezeichnet ist: »Export vor Selbstversorgung« heißt das Paradigma für Kenias Regierung.
Die Menschenrechtsorganisation FIAN International hat die Politik der Regierung in Nairobi unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss, dass die eigenen Bauern durch die Politik des »Big is beautiful« in der Ruin getrieben werden und die Versorgung der Städte weiter auf einen Abgrund zusteuert. Die Hungerkatastrophen, die nun in regelmäßigen Abständen das Land heimsuchen, seien hausgemacht. 63
Dennoch bleibt die Regierung in Nairobi bei ihrem eingeschlagenen Kurs. Nicht anders sieht es weiter südlich in Mosambik aus. Wenn auch die dortigen Machthaber nicht so erfolgreich sind, was vor allem politische Gründe hat.
Über Tansania auf dem Weg nach Maputo
Wer sich von Nairobi aus in Richtung Mosambik mit dem Bus aufmacht, kommt im Nordosten Tansanias vorbei. Die Straße ähnelt eher einem ausgefahrenen Feldweg nach einem Bombenangriff. Ein Busfahrer schimpft auf den anderen, alle wollen weiter, einige bleiben stecken. Gelegentlich versperren Lastwagen den Weg, fahren sich fest, und dann dauert es, bis die Piste wieder frei ist. Der Weg nach Süden ist für alle Beteiligten mühsam.
Der Kilimandscharo zeigt, wo die Grenze zu Tansania liegt. Nur noch wenig Schnee bedeckt seinen Gipfel. Das Grün an seinen Flanken endet, bevor es die Ebene erreicht. Büsche säumen den Straßenrand, Bauern hüten Ziegen. Regen hat es hier lange nicht gegeben. Statt Äcker und Weiden nur Steine und Staub.
Tansanias Grenze zu Kenia ist durch drei große Naturschönheiten geprägt, den Viktoriasee, die angrenzende Serengeti und den höchsten Berg Afrikas, den Kilimandscharo mit 5895 Meter Höhe.
Aber auch Tansania ist arm, die Mehrheit der Menschen (82 Prozent) leben von der Landwirtschaft und vom Fischfang. Doch die Savannen und Halbwüsten, die den größten Teil des Landes ausmachen, sind keine landwirtschaftlichen Perlen, deshalb steht Tansania auch nicht ganz oben auf der Einkaufsliste der Agrarindustrie. Was sich hier breitmacht, ist eine andere Form des Land Grabbing. Es geht um Wald und um Klima. In Tansania suchen die Unternehmen nach Land, mit dem sie am Weltklimamarkt verdienen können.
Einer der Hauptakteure ist das norwegische Unternehmen Green Resources. Es soll in Tansania mittlerweile über 100000 Hektar bewirtschaften. Einen Teil davon unter Mitwirkung der Dorfbewohner, die Land an das Unternehmen abgetreten haben gegen das Versprechen, dass sie Arbeit, Straßen, Schulen und etwas von dem Geld bekommen, das Green Resources durch den Verkauf seiner Carbon Credits erlöst.
Eine Zwischenbilanz 2011 zeigt jedoch, dass die Dörfer weit weniger von diesem Geschäft profitieren als von der Regierung versprochen. Feste Arbeitsplätze kamen kaum zustande, Gelegenheitsjobs sind schlechter bezahlt als im Landesdurchschnitt, Straßen wurden nur so weit gebaut, wie sie für die Plantagenwirtschaft notwendig sind. Auf den versprochenen Wasseranschluss warten die Dörfer vergebens, und von dem Geld für die Klimakredite haben nur vier von sechs Dörfern etwas bekommen.
Dafür ist das Gemeindeland, das sie Green Resources für 99 Jahre verpachtet haben, nicht mehr zurückzuholen. Auch nicht nach 99 Jahren, denn dann gehört es der Regierung.
Mittlerweile stehen 40 Prozent der Landesfläche Tansanias unter Naturschutz oder sind als Nationalparks ausgewiesen. Für die Bewohner wird der Boden knapp. Die Versorgung der Menschen ist schlecht, der Welthungerindex 2011 stuft die Lage als »äußerst ernst« ein, schlechter als in den Vorjahren. Und die Bevölkerung wächst weiter. 44 Prozent der Menschen haben ihren 15. Geburtstag noch vor sich, die Geburtenrate liegt hoch. Ebenso das Korruptionsniveau. Es ist zu befürchten, dass das Land den Druck der wachsenden Bevölkerung nur durch Einschnitte in die Naturparkflächen ausgleichen kann.
Hinter der südöstlichen Grenze Tansanias erstrecken sich die Weiten Mosambiks. Der Sambesi teilt das Land im Süden, an seinen Ufern liegen fruchtbare Böden,
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