Bodenrausch
deren Ruf bis nach Australien reicht.
Warum in Mosambik?
Professor Robin Batterham berät den australischen Premierminister in Fragen von Wissenschaft und Forschung, und er belebt die politische Diskussion gern mit Vorschlägen, die noch nicht in der Zeitung gestanden haben. »Andere Länder investieren in die australische Landwirtschaft und sorgen dafür, dass das, was sie produzieren, in ihre Länder gebracht wird. Warum können nicht einige unserer großen Farmer auch dort investieren, wo die Böden wesentlich besser sind als in Australien? Warum nicht in Mosambik?«, fragte der Professor im April 2011 öffentlich auf dem »National Sustainable Food Summit« in Sydney.
Warum in Mosambik?
Auch Mosambik gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Ein Drittel der Bevölkerung hungert, die Hälfte muss mit 1 US-Dollar am Tag auskommen und hat weder Zugang zu sauberem Wasser noch zu Schulen und Krankenhäusern. 80 Prozent der Mosambikaner leben auf dem Land und vom Ertrag des Bodens. Die Ernährung der Bevölkerung steht auf einem schwachen Fundament, denn 62 Prozent der Fläche (von 78 Millionen Hektar) taugen für die Landwirtschaft nicht. Auf 44 Millionen Hektar weidet das Vieh. Nur 6 Prozent des Bodens eignen sich überhaupt für Ackerbau. Die Ernten der Kleinbauern sind gering und nach zwei Naturkatastrophen noch geschrumpft. Im Jahr 2000 verwüstete ein Zyklon das Land und kostete über 1000 Menschenleben. 2007 folgte der nächste Zyklon in Zentral-Mosambik und vernichtete dort Land und Dörfer. 64
Wer in der Hauptstadt Maputo in die Markthalle geht, erkennt, wie sich die Schwäche der einheimischen Landwirtschaft auswirkt. In der alten Markthalle, dem Mercado Municipal, stapeln sich Tomaten und Zucchini, Zwiebeln und Lauch, Bohnen und Erbsen, Knoblauch und Zwiebeln im Überfluss.
Doch die Vielfalt kommt nicht per Karren aus dem Hinterland von Maputo, sondern per Schiff aus Südafrika. Der Gemüsehändler schüttelt den Kopf, nein, die Bauern hier verstünden sich nicht auf Ackern und Ernten, vieles werde noch mit der Hand gemacht und vieles komme gar nicht weit, weil es keine Lager und auch keine befahrbaren Straßen gebe. Mais, Kartoffeln und Reis, alles gebe der Boden her, es sei eine Schande, dass die Mosambikaner ihre Töpfe mit den Importen aus Südafrika füllen müssten. Der Händler behält sein Gemüse im Auge, die Menschen sind arm, und das verleitet zum Diebstahl.
Was fehlt, ist ein Ruck, der die Landwirtschaft wieder in Bewegung bringen könnte. Es gebe zwar Veränderungen, erklärt die Direktorin des Welternährungsprogramms in Mosambik. Die Bauern bekämen jetzt sichere Lager für ihre Ernte, an denen die Händler sie abholen könnten, aber noch nicht überall, es sei erst der Anfang. Die Regierung stehe unter Druck, seit der Brotrevolte 2010 sei klar, dass sich in der Landwirtschaft etwas verändern müsse. Es könne für ein Land wie Mosambik nicht gutgehen, den größten Teil seines Weizens auf dem Weltmarkt zu kaufen und dann das Brot zu subventionieren, damit es für die Menschen erschwinglich sei. 65
Die Hungeraufstände im Herbst 2010 haben gezeigt, wie zerbrechlich der Frieden im Lande immer noch ist. Der große Bürgerkrieg ist nicht vergessen. Über 16 Jahre, bis 1992, wütete er und richtete das Land zugrunde. Heute kämpft es immer noch um Erholung. Die Regierung wäre nicht in der Lage, überhaupt zu regieren, wenn nicht die Hälfte des Etats von Entwicklungshilfegeldern gestützt würde. Doch dafür zahlt sie einen hohen Preis, die Weltbank und ihre Töchter drängen darauf, dass das Land sein Geld in Zukunft mit Exporten verdient, auch mit dem, was auf mosambikanischen Äckern gedeiht.
Und weil die Kleinbauern dafür weder das Geld noch das Know-how besitzen, öffnet sich das Land immer weiter für ausländische Investitionen. Mit Erfolg, sie stiegen in der Landwirtschaft in nur zwei Jahren von 15 (2006) auf 59 Millionen US-Dollar (2008). 66
Inwieweit Australier unter den Investoren sind, ist nicht bekannt, die Schlagzeilen machen vorläufig noch andere.
Im Norden des Landes gibt es Ärger mit einem schwedischen Konzern, der auf großen Flächen Eukalyptus anbaut und dabei mit den Bauern in Streit geraten ist. Im Süden versuchte die Regierung, den britischen Zuckerrohrpflanzer ProCan mit mehreren 10000 Hektar am Limpopo-Fluss zu ködern, aber das Land war schon Siedlern versprochen, die aus dem Krüger-Nationalpark ausgesiedelt werden sollten. Dass das Geschäft
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