Bodensee - Piraten auf der Spur
Mädchen muß uns doch mehr über den Kerl sagen können, der ihr den Zettel gegeben hat“, schloß Lilo ihren Bericht.
Das leuchtete der Knickerbocker-Bande ein, und deshalb machten sie sich auf die Suche nach Möwe. Leider vergeblich. Das Mädchen war nicht auf seinem üblichen Beobachtungsposten.
„Hallo! Kinder! Zeit zur Heimfahrt!“ hörten die vier Tante Berta rufen. Die kleine, energische Dame hatte noch einige Besorgungen in Bregenz gemacht und war nun wieder zurückgekehrt. „Wir müssen uns beeilen!“ schrie sie durch den Sturm. „Bitte schnell! Kommt!“
Die Knickerbocker-Bande ärgerte sich. So bald kamen sie bestimmt nicht wieder in den Yachthafen. Wo war nur diese „Möwe“?
„Halt! Einen Augenblick!“ flüsterte Lieselotte plötzlich. Sie gab ihren Freunden ein Zeichen stehenzubleiben und schlich dann von der Seite auf ein kleines Segelboot zu. Es war mit einer blauen Plane abgedeckt. Stumm deutete Lilo auf eine Stelle beim Steuerruder.
Nun bemerkten auch die anderen, was ihre Kollegin meinte. Dort bewegte sich etwas.
Mit einem Sprung war Lieselotte an Bord. Sie riß die Plane, die an dieser Stelle nicht festgebunden war, in die Höhe. Ein wuscheliger, brauner Lockenkopf kam darunter zum Vorschein.
„Das... das ist das Mädchen!“ riefen Axel und Dominik im Chor. Nun tauchte auch das Gesicht des Kindes auf. Es warf den beiden einen wütenden Blick zu. Lieselotte zog Möwe sanft am Kragen ihrer Jacke in die Höhe. Das Mädchen riß sich los und hüpfte geschickt vom Boot auf den Steg. Dort kauerte es sich hin und starrte die Knickerbocker-Freunde wie ein gehetztes Tier an.
„Wir wollen dir nichts tun. Aber bitte beantworte uns eine Frage“, sagte Axel. Möwe kniff energisch die Lippen zusammen.
„Bitte“, wandte sich Dominik an sie. „Du hast uns einen Zettel gebracht. Von wem hast du ihn erhalten?“ Das Mädchen preßte den Mund noch fester zu. Es schwieg eisern.
Lieselotte setzte sich wie eine große Schwester neben Möwe und erzählte ihr haarklein, was alles passiert war. Vor allem die Sache mit der Videokamera schilderte sie genau. Sie beschrieb Möwe, wie wütend Dominiks Vater werden konnte. (Was übrigens nicht stimmte. Aber zu diesem Zweck war eine kleine Notlüge schon erlaubt.)
Das Gesicht des Mädchens nahm nun freundlichere Züge an.
„Der Mann, von dem ich diesen Zettel habe... ist...“
Möwe legte eine Pause ein.
„Ja, was ist er?“ drängte sie Lilo.
„Er ist groß! Sehr groß!“
„Das wissen wir auch“, stöhnte Axel. „Außerdem ist er ziemlich kräftig.“
Möwe schaute ihn wieder finster an, und Lilo gab dem Jungen ein Zeichen, still zu sein.
„Ich habe ihn noch nie hier gesehen. Welches Boot er benutzt hat, habe ich leider auch nicht gesehen.“
Die Knickerbocker-Bande stöhnte enttäuscht. Also gab es keinen weiteren Anhaltspunkt für die Suche nach dem Mann, der nur eine Augenbraue hatte.
„Aber ich weiß sein Autokennzeichen!“ verkündete Möwe. Die vier Junior-Detektive horchten auf.
„Es ist ein neues Kennzeichen, und auf der Nummerntafel steht ,GLORI’!“
Seit einiger Zeit konnte in Österreich jeder selbst bestimmen, was auf seinem Autokennzeichen stehen sollte. Der Mann, nach dem die Knickerbocker-Bande suchte, hatte sich also für „GLORI“ entschieden.
„Kennst du auch die Automarke? War es ein großer Wagen oder ein kleiner?“ bohrte Lieselotte weiter. Doch mehr war aus Möwe nicht herauszubringen.
Die Information, die das Mädchen der Knickerbocker-Bande gegeben hatte, war nicht viel, aber zumindest etwas...
Diesmal fuhr Tante Berta nicht durch den Bregenzer Wald nach Hause, sondern über die Autobahn. Ihr fiel auf, wie schweigsam die Bande an diesem Tag war. Alle vier blickten ständig auf die Straße hinaus. Sie schienen etwas zu suchen.
Da Berta aber nicht zu den neugierigen Menschen zählte, stellte sie keine Fragen.
Ab und zu entdeckten Axel, Lilo, Dominik oder Poppi eine der neuen, weißen Nummerntafeln und reckten dann die Hälse. „GITTI“, „POLDO“, „BREZL“, „ZACK“, „ZUPF“, „EMMI“ und „OHRLI“ hatten sie schon gelesen. Jedesmal seufzten sie verzagt und hielten weiter Ausschau.
Gerade als sie durch einen kleinen Hügel fuhren, der für die Autobahn in der Mitte gespalten worden war, überholte sie ein alter, klappriger Käfer mit großer Geschwindigkeit.
„GLORI!“ schrien alle vier Kinder im Chor und redeten dann wild auf Tante Berta ein. „Drück auf die Tube... Du
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