Bodensee - Piraten auf der Spur
mußt den Wagen verfolgen... Schnell! Tempo! Gib Gas!“
Berta beschleunigte nicht das kleinste bißchen. „Tut mir leid, aber ich fahre nie mehr als 100 km/h!“ erklärte sie und fügte hinzu: „Dem Wald zuliebe... außerdem schafft meine Sardinenbüchse nicht mehr, wenn sie so stark beladen ist.“
„So ein madiger Mist“, schimpfte Lieselotte. „Dieses Glück haben wir nie wieder. Nie wieder!“
Die Knickerbocker-Bande ärgerte sich über Tante Berta, die sonst so unternehmungslustig war.
Wütend starrten alle vier vor sich hin. Über 20 Minuten sprachen sie kein einziges Wort. Heute war nicht ihr Glückstag.
„Da... das... das gibt es doch nicht!“ rief Poppi plötzlich, die auf der Hinterbank ganz rechts saß. „Tante Berta, sofort stehenbleiben. Sofort! Bitte! Bitteeeee!“
Berta wußte nicht warum und wozu, aber sie tat, was ihre Nichte verlangte.
Am Straßenrand stand der Käfer mit dem Kennzeichen „GLORI 7“. Die Gendarmerie hatte ihn aufgehalten.
Wer drinnen saß, konnte die Knickerbocker-Bande nicht erkennen. Noch nicht erkennen...
Eine weitere Spur?
Vorsichtig kletterten die vier Junior-Detektive aus Tante Bertas Sardinenbüchse. Hintereinander marschierten sie auf dem Fahrbahnrand zu dem verbeulten Volkswagen. Vor ihm parkte der Wagen der Polizei. Er verdeckte der Knickerbocker-Bande die Sicht auf den Fahrer des Käfers.
Ein Polizist saß noch im Auto und notierte etwas. Der andere stand neben dem kleinen Wagen und hatte sich zum heruntergekurbelten Fenster gebeugt. Er schüttelte immer wieder den Kopf.
„Ich packe es nicht!“ stieß Lieselotte hervor, als sie endlich den Lenker von „GLORI7“ erspähen konnte.
Am Steuer saß eine Nonne in schwarz-weißer Tracht und mit Schleier.
„Schwester Aloisia, das ist in dieser Woche bereits das dritte Mal, daß wir Sie bei einer Geschwindigkeitsübertretung erwischen“, seufzte der Polizist.
Die Nonne nickte schuldbewußt. „Ich weiß, ich weiß, junger Mann. Aber es ist ein Notfall. Ein Bursche, der trinkt. Das heißt, vor ein paar Wochen hat er aufgehört. Doch nun droht ein Rückfall. Ich muß zu ihm. Verstehst du das, mein Sohn?“
Der Polizist seufzte abermals und verdrehte die Augen. „He, wo kommt ihr denn her?“ fragte jemand neben den Kindern. Es war der zweite Polizist, der gerade aus dem Wagen stieg.
„Äh... wir... wir wollten nur wissen... äh... wer ein Auto mit dem Kennzeichen ,GLORI’ fährt“, stammelte Lieselotte wahrheitsgemäß.
Der Polizist grinste. „Jaja, die gute Schwester Aloisia“, murmelte er.
Axel wollte die Gelegenheit gleich nützen. Ihm war nämlich ein wichtiger Gedanke gekommen. „Sagen Sie bitte, gibt es nur einen einzigen Wagen mit dem Kennzeichen ,GLORI’ in Vorarlberg?“ fragte er.
Der Polizist verneinte. „Es gibt nur einen Wagen mit ,GLORI 7’. Aber theoretisch können auch ,GLORI l’, ,GLORI 2’, ,GLORI 3’ und so weiter unterwegs sein.“
Die Knickerbocker-Bande bedankte sich für die Auskunft. Dann ging es weiter in Richtung Arlberg.
Im Sommer wirkte der noble Wintersportort Zürs wie ein Geisterdorf. Fast alle Hotels waren geschlossen und verlassen. Nur ganz wenige Menschen blieben auch nach der Wintersaison auf dem Berg. Man hatte den Eindruck, Zürs lag den Sommer über in einer Art Dornröschenschlaf.
Nach der langen Autofahrt unternahm Poppi mit Orlof einen kleinen Spaziergang. Ihre Knickerbocker-Freunde begleiteten sie. Lieselotte sprach dabei nur sehr wenig und zwirbelte ständig ihre Nasenspitze. Ein Zeichen, daß sie fieberhaft nachdachte.
„Du, Dominik“, rief sie schließlich, „sag, hast du nur zwei Überfälle gefilmt oder mehr?“
Ihr Freund starrte sie verdutzt an. „Mehrere“, antwortete er. „Es sind noch mindestens drei andere auf dem Videoband. Wir haben nur nicht weitergeschaut, weil uns der Mann mit dem Picknickkorb so verdächtig erschienen ist.“
Zehn Minuten später saßen die vier bereits vor dem Fernseher und begutachteten die restlichen Aufnahmen.
Sie zeigten einen kugelbäuchigen Kapitän, der sich mit einem Ruder gegen die Bodensee-Piraten verteidigte. Außerdem war ein junges Paar zu sehen, das sich fest aneinanderklammerte und dem Treiben der Seeräuber fassungslos und tatenlos zusah.
„Pah, das bringt uns alles nicht weiter“, stöhnte Lieselotte. Doch dann kam der letzte Überfall, den Dominik gefilmt hatte. Er hatte ungefähr 100 Meter von der „Mona Pisa“ entfernt stattgefunden, und daher waren die Bilder
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