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Bodin Lacht

Bodin Lacht

Titel: Bodin Lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Schenk
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Durchschnittsmensch als Polizistin, die hier nach einem Verbrechen schnüffelte und doch einen unsicheren Eindruck machte. Er nippte an seinem Sekt und überlegte, ob er dieser Kriminalbeamtin Fragen stellen dürfe, die schwieg und ihre Augen über die Sekt trinkende Menge schweifen ließ. Liliane hatte sich beruhigt, aber der neugierige Blick von Martin Vanderbeke verwirrte sie, er war vielleicht ein Mamasöhnchen, aber kein Durchschnittsmensch, er lächelte entwaffnend und sagte etwas, was sie in dem Stimmengewirr nicht hören konnte. Tobias hat vor dem Konzert über Evelyn gesprochen, wiederholte Martin lauter, hymnische Worte über ihre Musik und ihre Person. Ich bin zu spät gekommen, antwortete Liliane, das habe ich nicht mitgekriegt. Hatten die beiden was miteinander? Martin hob die Schulter: Vielleicht, aber vor langer, langer Zeit, Tobias ist jetzt verheiratet und Evelyn hatte, soviel ich weiß, keinen Freund. Es entstand ein kurzes Schweigen, in dem Martins Blick Lilianes Blick kreuzte: Ich verstehe nicht, sagte er, wie jemand einen Menschen wie Evelyn umbringen kann, sie war eine wunderbare Frau und zu allen freundlich. Freundlichkeit wappnet nicht gerade gegen Brutalität, grinste Liliane, sie zieht sie sogar an, das wissen Sie doch. War es ein Sexualverbrechen?, fragte Martin. Was meinen Sie?, antwortete Liliane.
    Hallo Martin, bist du auch verdächtig? Tobias Wildenhain war dazugekommen und ersparte Martin eine Antwort auf Lilianes Frage. Da sehen wir uns wieder!, rief er fröhlich zu Liliane. Dann plapperte er nur drauflos, noch ganz aufgekratzt von seinem Erfolg. Es sei eine Ehre und vor allem eine Premiere, wenn jetzt die Kripo seine Konzerte besuchte. Ich hoffe, Sie kommen nur als Musikliebhaberin, Frau Hoffmann! Habe aber meine Zweifel! Er spitzte den Mund, schien mit einer neckischen Flöte diese Worte zu flüstern, es hätte Martin nicht gewundert, wenn er den Satz mit na, Sie kleine Schnüfflerin oder ähnlichem Flachsen beendet hätte. Ist Ihnen seit heute Morgen etwas eingefallen?, fragte Liliane kühl, klar und klug. Nein, antwortete Tobias, nichts Besonderes, meiner Meinung nach kann es sich nur um eine Verwechslung handeln, irgendein Killer hat sie für jemand anderen gehalten, oder es war ein Jagdunfall, oder ein Wahnsinniger, ein sexuell gestörter Mörder. Herr Vanderbeke glaubt, das Opfer hatte zurzeit keinen engen Freund, sagte Liliane, was meinen Sie? Das stimmt, antwortete Wildenhain, sie wollte unabhängig bleiben, ich glaube, sie gut gekannt zu haben, und sie war schon immer so: ein freier Mensch, der frei bleiben wollte. Sie wollte sich nicht binden. Das letzte Mal habe ich sie bei meinem Geburtstag gesehen, sie kam zum ersten Mal mit ihrem Agenten vorbei, der, sagte sie, gerade in der Stadt war. Der Agent war eher ein schweigsamer Typ, ganz anders als Evelyn, ein bisschen hochmütig, sie sind nicht lange geblieben, und weil der Typ nicht von Evelyns Seite wich, wie hieß er noch, den Vornamen habe ich vergessen, den Nachnamen hat sie nicht gesagt, konnte ich mich mit ihr nicht gut unterhalten oder nur ziemlich oberflächlich, Politik, Musik, dies und das. Ich wollte später mit dem Agenten sprechen, über seine Arbeit, es hätte mich schon interessiert, wir brauchen alle gute Agenten, aber die beiden waren dann schnell weg. Tobias schaute auf seine Schuhspitzen, alte, aber gut gepflegte italienische Schuhe. Sie haben uns heute Morgen nichts von diesem Agenten gesagt, sagte Liliane, könnten Sie ihn erkennen oder uns bei einem Phantombild helfen? Ach, glaube ich nicht, lächelte Tobias, und das war vor sechs Monaten, groß, schlank, braunes Haar, ein Bärtchen vielleicht, nicht mehr ganz jung, ich wusste nichts von einem Agenten, sagte Martin, bist du sicher? Leicht festzustellen, sagte Liliane, das ist mein Job. Spiel du mal meinen Agenten, sagte plötzlich Tobias zu Martin, wann gibt deine Mutter wieder eine Fete? Falls sie für die nächste Party Lust auf Jazzmusik hat … Und wie geht es ihr überhaupt? Und zu Liliane: Martin hat eine tolle Mutter, ’ne wahre Künstlerin, ein Mutterschatz. Ich kenne sie, sagte Liliane, und Martin machte große Augen. Seine Mutter hatte ihm noch nichts von dem Besuch der Kripo erzählt.
    Tobias wandte sich anderen Gästen zu, und Liliane folgte ihm mit den Augen. Sie stellte ihn sich in seiner Wohnung vor, die junge Frau, die ihm die Schuhe polierte,

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