Body Farm
So habe ich ihn noch nie erlebt. Ich glaube nicht, daß wir ihn von da wieder wegbekommen.«
»Und was ist mit dir?«
»Ich bin wohl für eine Weile mal hier und mal da, kann es aber nicht genau sagen.« Er klang mutlos. »Ich kann nur Ratschläge geben, Kay, aber die Cops hören auf Pete, und Pete hört auf niemanden.«
»Was kann Mrs. Steiner über Lindsey sagen?«
»Sie sagt, er könnte der Mann sein, der nachts in ihrem Haus war. Aber viel gesehen hat sie nicht.«
»Seine Sprechweise ist sehr charakteristisch.«
»Das hat man ihr auch gesagt. Sie meint, sie kann sich nicht gut an die Stimme des Einbrechers erinnern, nur, daß sie wie die von einem Weißen geklungen habe.«
»Außerdem hat er einen strengen Körpergeruch.«
»Wir wissen aber nicht, ob er den auch in der besagten Nacht hatte.«
»Ich bezweifle, daß seine Hygiene jemals besser ist.«
»Das Dumme ist, daß Mrs. Steiners Unsicherheit den Verdacht gegen ihn nur verstärkt. Bei den Cops gehen alle möglichen Anrufe zu seiner Person ein; man habe ihn hier und dort bei verdächtigen Handlungen beobachtet. Zum Beispiel soll er mal im Vorbeifahren ein Kind angestarrt haben. Oder ein Wagen wie seiner wurde kurz nach Emilys Verschwinden am Lake Tomahawk gesehen. Du weißt, was los ist, wenn die Leute sich etwas zurechtlegen.«
»Und was hast du dir zurechtgelegt?« Die Dunkelheit umfing mich wie eine weiche, angenehme Decke, während ich auf den Klang seiner Stimme lauschte. Er hatte eine schlanke, kräftige Stimme. Wie alles an ihm, war sie sehr fein ausgebildet, voller Schönheit und Kraft.
»Dieser Kerl, Creed, paßt nicht ins Bild, und bei Ferguson bin ich mir auch noch im unklaren. Übrigens, wir haben die DNS-Analyse. Es war Emilys Haut.«
»Überrascht mich nicht besonders.«
»Irgend etwas stimmt nicht bei Ferguson.«
»Hast du noch etwas über ihn erfahren?«
»Ich gehe noch ein paar Dingen nach.«
»Und Gault?«
»Wir müssen weiter mit ihm rechnen. Daß er es war, der Emily umgebracht hat.« Er machte eine Pause. »Ich möchte dich sehen.«
Meine Lider waren schwer, und meine Stimme kam mir verträumt vor, wie ich da so im Dunkeln in den Kissen lag.
»Gut, ich muß nach Knoxville. Das ist nicht weit von dir.«
»Gehst du zu Katz?«
»Er und Dr. Shade führen für mich das Experiment durch. Sie müßten jetzt damit fertig sein.«
»Die Farm gehört zu den Plätzen, die ich nun absolut nicht besuchen möchte.«
»Das heißt also, wir werden uns dort nicht treffen.«
»Nein, das ist nicht der Grund.«
»Du fährst übers Wochenende nach Hause«, sagte ich.
»Ja. Morgen früh.«
»Ist dort alles in Ordnung?« Es war ungeschickt, ihn nach seiner Familie zu fragen. Seine Frau erwähnten wir beide kaum einmal.
»Na ja, die Kinder sind zu alt für Halloween. Da muß man sich wenigstens keine Gedanken mehr über Partys oder Kostüme machen.«
»Für Halloween ist niemand zu alt.«
»Weißt du, diese Verkleidungspartys bei uns zu Hause waren immer eine große Show. Ich mußte die Kleinen abholen und heimbringen und all diese Dinge.«
»Wahrscheinlich hattest du die Pistole am Gürtel und hast ihre Süßigkeiten vorher geröntgt.«
»Du mußt gerade reden«, sagte er.
17
Am Samstag packte ich frühmorgens meine Reisetasche für Knoxville und half Dorothy bei der Zusammenstellung der passenden Kleidung für Lucy. Es war gar nicht so leicht, meiner Schwester begreiflich zu machen, daß Lucy in der Entziehungsanstalt keine Verwendung für teure Kleider hatte, die vielleicht auch noch gereinigt oder gebügelt werden mußten. Als ich darauf bestand, daß sie nichts Wertvolles mitnehmen sollte, verlor Dorothy regelrecht die Fassung.
»Oh, mein Gott! Das ist ja, als ginge sie ins Gefängnis!«
Ich legte ein zusammengefaltetes Sweatshirt in den Koffer, der offen auf dem Bett lag.
»Hör zu, ich würde selbst dann nicht dazu raten, teuren Schmuck mitzunehmen, wenn man in einem feinen Hotel absteigt.«
»Ich habe eine Menge teuren Schmuck und wohne dauernd in feinen Hotels. Der Unterschied ist, daß ich dort nicht fürchten muß, in der Lobby auf Drogensüchtige zu stoßen.«
»Drogensüchtige findest du überall, Dorothy. Dafür mußt du nicht nach Edgehill fahren.«
»Lucy wird ausflippen, wenn sie merkt, daß sie ihren Laptop nicht mitnehmen kann.«
»Ich werde ihr erklären, daß das nicht erlaubt ist, und sie wird es sicher verstehen.«
»Ich finde diese Regelung sehr hart.«
»Für Lucy kommt es darauf an, daß sie
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