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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Lagerung von Emilys Haut im Gefrierfach waren ihm zuzutrauen, nicht aber der sexuelle Mißbrauch des Mädchens. Das war etwas, das mir einfach keine Ruhe ließ. Gault hatte nämlich zwei Frauen ermordet, aber an beiden keinerlei sexuelles Interesse gezeigt. Den Jungen dagegen hatte er ausgezogen und gebissen, was ihm offenbar ein besonderes perverses Vergnügen verschaffte. Auch beim vorerst letzten Fall, in England, war das Opfer ein Junge gewesen, zumindest wenn meine Informationen stimmten.
    Die Hotelbar war überfüllt, auch in der Lobby wimmelte es von Gästen, und das Gelächter drang bis in mein Zimmer. Als ich gerade überlegte, ob ich den Fernseher einschalten sollte, meldete sich mein Piepser auf der Kommode. Das konnte Dorothy sein, oder vielleicht auch Wesley. Doch die Nummer im Display begann mit 704, und das war die Vorwahl für das westliche North Carolina. Marino, dachte ich, und war ebenso verblüfft wie alarmiert. Ich setzte mich aufs Bett und rief zurück.
    »Hallo?« antwortete eine weibliche Stimme.
    »Ich melde mich auf Ihren Anruf«, sagte ich. »Äh, diese Nummer war auf meinem Piepser.«
    »Ach ja. Sind Sie Dr. Scarpetta?«
    »Und wer sind Sie?« wollte ich wissen. Aber es war mir schon klar. Ich kannte Denesa Steiners Stimme von Richter Begleys Amtszimmer und von dem Gespräch in ihrem Haus.
    »Ich bitte um Entschuldigung, daß ich so spät anrufe«, sagte sie. »Aber ich bin so froh, daß ich Sie erreiche.«
    »Woher haben Sie die Nummer von meinem Piepser?« Die Nummer stand nämlich nicht auf meiner Visitenkarte, weil ich sonst ständig belästigt würde. Nur wenige Personen kannten sie.
    »Ich habe sie von Pete. Von Captain Marino. Wissen Sie, Dr. Scarpetta, ich habe so viel durchgemacht in der letzten Zeit. Ich sagte ihm, es würde mir vielleicht helfen, mit Ihnen zu sprechen. Es tut mir leid, daß ich Sie belästige.«
    Es überraschte und verärgerte mich, daß Marino so etwas getan haben sollte, und es zeigte einmal mehr, wie sehr er sich verändert hatte. Ob er jetzt bei ihr war? Was konnte so wichtig sein, daß sie mich um diese Zeit anpiepste?
    »Mrs. Steiner, womit kann ich Ihnen helfen?« fragte ich. Dieser Frau gegenüber, die so viel verloren hatte, konnte ich nicht abweisend sein.
    »Ich habe von Ihrem Unfall gehört.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin so froh, daß Ihnen nichts passiert ist.«
    Ich war perplex. »Ich selbst habe den Unfall nicht gehabt«, sagte ich.
    »Jemand anders hat meinen Wagen gefahren.«
    »Ich bin so froh. Gott hält seine Hand über Sie. Aber mir ist ein Gedanke gekommen, den ich Ihnen mitteilen wollte -«
    »Mrs. Steiner«, unterbrach ich sie, »wie haben Sie von dem Unfall erfahren?«
    »In unserem Lokalblatt stand eine Notiz, und meine Nachbarn haben darüber geredet. Es ist bekannt, daß Sie bei uns waren, um Pete bei den Ermittlungen zu helfen. Sie und dieser Mann vom FBI, Mr. Wesley.«
    »Was genau stand in der Zeitung?«
    Mrs. Steiner zögerte, als sei es ihr peinlich. »Also, es tut mir leid, aber es stand da, daß Sie wegen Alkohols am Steuer festgenommen wurden und daß Sie von der Straße abgekommen sind.«
    »Das stand in der Zeitung von Asheville?«
    »Und danach in den Black Mountain News. Jemand hat es auch im Radio gehört. Aber ich bin so erleichtert, daß Sie okay sind. Wissen Sie, Unfälle haben so furchtbare traumatische Folgen. Solange man das nicht selbst erlebt hat, kann man es sich gar nicht vorstellen. Ich hatte einmal einen sehr schweren, damals in Kalifornien. Ich habe noch immer Alpträume davon.«
    »Das tut mir leid für Sie« war das einzige, was mir dazu einfiel. Mir kam dieses ganze Gespräch mehr als bizarr vor.
    »Es war nachts, und dieser Mann wechselte die Fahrbahn. Ich glaube, ich war in seinem toten Winkel. Er rammte mich, und ich verlor die Kontrolle über den Wagen, geriet auf die Gegenfahrbahn und stieß mit einem anderen Fahrzeug zusammen. Dessen Fahrerin war sofort tot. Eine arme alte Dame in einem Volkswagen. Ich habe es nie verwunden. Solche Erinnerungen zeichnen einen für immer.«
    »Ja«, sagte ich. »Das kann passieren.«
    »Und wenn ich dann daran denke, was mit Socks passiert ist.
    Das ist wohl der eigentliche Grund meines Anrufs.«
    »Socks?«
    »Erinnern Sie sich? Das Kätzchen, das er getötet hat.«
    Ich schwieg.
    »Damit wollte er mich treffen. Und Sie wissen ja, ich habe Anrufe bekommen.«
    »Ist das noch immer der Fall, Mrs. Steiner?«
    »Ein paar noch. Pete möchte, daß ich eine Fangschaltung

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