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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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nicht reden will. Es geht niemanden etwas an, wo ich war.«
    »Wer war bei dir?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das gehört nicht zur Sache.«
    »Es war Carrie Grethen, nicht wahr? Und ein paar Wochen vorher hat sie dich überredet, an einem kleinen Forschungsprojekt mitzuarbeiten, das dir den ganzen Trubel eingebrockt hat. Als ich dich in der ERF besucht habe, rührte sie gerade in dem flüssigen Gummi herum.« Meine Nichte sah weg.
    »Warum willst du mir nicht die Wahrheit sagen?« Eine einzelne Träne rann ihr die Wange herab. Mit ihr über Carrie zu reden war aussichtslos. Ich holte tief Luft und fuhr fort: »Lucy, ich glaube, es hat jemand versucht, dich von der Straße abzudrängen.« Ihre Augen weiteten sich.
    »Ich habe mir den Wagen und die Unfallstelle angesehen. Da gibt es eine Menge Dinge, die mich ziemlich mißtrauisch machen. Erinnerst du dich, daß du die 911 gewählt hast?«
    »Nein. Habe ich das?« Sie sah mich erstaunt an.
    »Wer immer als letzter das Telefon benutzt hat, hat es getan. Ich nehme an, das warst du. Jemand von der Staatspolizei besorgt sich das Band. Dann wissen wir genau, wann es war und was du gesagt hast.«
    »Mein Gott.«
    »Außerdem gibt es Hinweise dafür, daß jemand mit aufgeblendeten Scheinwerfern hinter dir herfuhr. Du hattest den Innenspiegel abgeblendet und das Sonnenrollo geschlossen. Für mich gibt es nur einen Grund, warum du im Dunkeln auf dem Highway das Sonnenrollo vor der Rückscheibe hattest. Schuld waren die Scheinwerfer von hinten, die dich blendeten.« Ich hielt inne und sah ihr schockiertes Gesicht. »Du kannst dich an all dies nicht erinnern?«
    »Nein.«
    »Hast du irgendeine Erinnerung an einen Wagen, wahrscheinlich einen grünen? Vielleicht hellgrün?«
    »Nein.«
    »Kennst du jemanden, der einen Wagen dieser Farbe fährt?«
    »Laß mich nachdenken.«
    »Carrie?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Sie hat ein BMW-Cabrio. Ein rotes.«
    »Vielleicht ein Mitarbeiter von ihr? Hat sie jemals einen Jerry erwähnt?«
    »Nein.«
    »Also, irgendein Fahrzeug hat jedenfalls an einer Schadstelle meines Wagens grüne Farbreste hinterlassen. Ein Rücklicht ist auch kaputt. Kurzum, seit du das Green Top verlassen hattest, muß dir jemand gefolgt sein, der dich dann von hinten gerammt hat. Gleich darauf hast du plötzlich beschleunigt, die Kontrolle über den Wagen verloren und bist von der Straße abgekommen. Ich vermute, daß du in dem Moment beschleunigt hast, als du die 911 wähltest. Du hattest Angst. Vielleicht war die Person, die dich gerammt hatte, schon wieder dicht hinter dir.«
    Lucy zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch. Sie war blaß. »Jemand hat versucht, mich umzubringen.«
    »Für mich ist ihm das beinahe gelungen, Lucy. Deshalb habe ich dir auch so persönliche Fragen gestellt. Irgend jemand wird sie dir ohnehin stellen. Willst du sie nicht lieber mir beantworten?«
    »Du weißt genug.«
    »Erkennst du einen Zusammenhang zwischen dem, was dir in der ERF passiert ist, und dieser Sache hier?«
    »Natürlich«, sagte sie erbittert. »Ich bin hereingelegt worden, Tante Kay. Ich bin nie und nimmer um drei Uhr morgens in das Gebäude gegangen. Ich habe niemals irgendwelche vertraulichen Dinge entwendet!«
    »Das müssen wir beweisen.«
    Sie sah mich fest an. »Ich weiß nicht, ob du mir glaubst.«
    Ich glaubte ihr, aber das konnte ich ihr nicht sagen. Ich konnte ihr nicht von meiner Begegnung mit Carrie erzählen. Ich mußte meine ganze Selbstdisziplin aufwenden und gerade jetzt meiner Nichte höchstens beratend zur Seite stehen, denn ich wußte, sie zu beeinflussen, wäre der falsche Weg.
    »Ich kann dir nicht wirklich helfen, wenn du nicht offen mit mir redest«, sagte ich. »Ich tue mein Bestes, aufgeschlossen zu sein und einen klaren Kopf zu behalten, damit ich das Richtige tue. Aber, offen gesagt, ich weiß nicht, was ich denken soll.«
    »Ich kann nicht glauben, daß du... Ach, scheiß drauf. Denk, was du willst.« Ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
    »Sei mir bitte nicht böse. Wir haben es hier mit einer äußerst ernsten Angelegenheit zu tun, und die Art und Weise, wie wir damit umgehen, wird den ganzen Rest deines Lebens beeinflussen. Es gibt zwei vordringliche Punkte. An erster Stelle steht deine Sicherheit. Nachdem du jetzt gehört hast, was ich dir über deinen Unfall berichten konnte, leuchtet es dir vielleicht eher ein, warum ich möchte, daß du in diese Entziehungsanstalt gehst. Niemand wird erfahren, wo du bist. Du wirst dort absolut sicher

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