Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
mal so. Daß Lucy nicht mit Männern ausgeht, das hat sie nicht von mir. Das ist nun mal so sicher, wie das Amen in der Kirche.«
    Ich schaltete den Motor ab und sah sie an.
    »Niemand schätzt die Männer mehr und freut sich mehr an ihnen als ich«, sagte sie, »und wenn du mich das nächste Mal als Mutter kritisieren willst, solltest du dir genau anschauen, was du zu Lucys Entwicklung beigetragen hast. Ich meine, wem zum Teufel gleicht sie denn?«
    »Lucy gleicht niemandem, den ich kenne«, sagte ich.
    »Quatsch. Sie ist dein Ebenbild. Und jetzt trinkt sie, und ich glaube, sie ist vom anderen Ufer.« Wieder brach sie in Tränen aus.
    »Willst du damit sagen, daß ich lesbisch bin?« Ich war außer mir vor Zorn.
    »Von irgendwem muß sie es ja haben.«
    »Ich glaube, du solltest jetzt hineingehen.«
    Sie öffnete die Tür und sah mich erstaunt an, als ich keine Anstalten machte, auch auszusteigen. »Kommst du nicht mit?«
    Ich gab ihr den Hausschlüssel und den Code für die Alarmanlage. »Ich fahre noch zum Lebensmittelladen«, sagte ich.
    Bei Ukrop's kaufte ich Ingwerplätzchen und Äpfel und wanderte eine Zeitlang durch die Gänge, weil ich nicht nach Hause wollte. Eigentlich hatte ich nie Freude an Lucy, wenn ihre Mutter in der Nähe war, aber dieser Besuch hatte noch schlimmer begonnen als üblich. Einige von Dorothys Gefühlen konnte ich allerdings verstehen, auch die Beleidigungen und ihre Eifersucht überraschten mich nicht, denn sie waren nicht neu. Nicht Dorothys Benehmen war der Grund, daß ich mich so schlecht fühlte, sondern eher die Tatsache, daß sie mich daran erinnert hatte, wie allein ich war. Als ich so an den Plätzchen, Süßigkeiten, Dips und Streichkäsen vorbeizog, wünschte ich, ich könnte mich mit einem Freßgelage kurieren, die Leere, die ich plötzlich empfand, mit Scotch ausfüllen, sofern das überhaupt möglich war. Statt dessen kam ich mit einer kleinen Einkaufstüte zurück und servierte meiner jämmerlich kleinen Familie ein Abendessen. Danach zog sich Dorothy in einen Sessel am Kamin zurück, sie las und trank Rumple Minze, während ich meine Nichte für die Nacht vorbereitete.
    »Hast du Schmerzen?« fragte ich Lucy. »Nicht besonders. Nur wachbleiben kann ich nicht. Immer wieder fallen mir die Augen zu.«
    »Schlaf ist genau das, was du brauchst.«
    »Ich habe so schreckliche Träume.«
    »Möchtest du sie mir erzählen?«
    »Hinter mir ist einer, der mich jagt. Meistens in einem Wagen. Und ich höre Geräusche von dem Aufprall, und dann wache ich auf.«
    »Was ist das für ein Geräusch?«
    »Das Knirschen von Metall. Der Airbag explodiert. Dann Sirenen. Manchmal ist es, als schliefe ich und schliefe auch wieder nicht, und all diese Dinge tanzen in meinem Kopf herum. Auf der Fahrbahn flackern rote Lichter, und überall sind Männer in gelben Mänteln. Ich schlage um mich und schwitze.«
    »Das ist der normale posttraumatische Streß, und er wird auch noch eine Weile anhalten.«
    »Tante Kay, komme ich ins Gefängnis?« Sie starrte mich angsterfüllt an. Als ich sie da so sitzen sah, mit all den Blutergüssen in ihrem Gesicht, zerriß es mir schier das Herz.
    »Es wird schon werden. Aber ich muß dir noch etwas sagen, das dir wahrscheinlich nicht gefällt.«
    Ich erzählte ihr von der privaten Entziehungsanstalt in Newport, Rhode Island. Sie fing an zu weinen.
    »Lucy, nach einer Verurteilung wegen Trunkenheit am Steuer mußt du das wahrscheinlich ohnehin machen. Ein Entzug wird Bestandteil des Urteils sein. Wäre es da nicht besser, es aus eigenem Entschluß hinter sich zu bringen?«
    Sie tupfte sich vorsichtig die Augen ab. »Ich kann nicht glauben, daß all dies mir passiert. Alles, wovon ich je geträumt habe, ist dahin.«
    »Das ist doch überhaupt nicht wahr. Du bist am Leben. Niemand sonst wurde verletzt. Deine Probleme lassen sich bewältigen, und ich will dir dabei helfen. Aber du mußt mir vertrauen und auf mich hören.« Sie starrte auf ihre Hände auf der Decke, und wieder flossen ihr Tränen über die Wangen. »Und du mußt ehrlich zu mir sein.« Sie sah mich nicht an.
    »Lucy, im Outback hast du nicht gegessen - es sei denn, sie haben plötzlich Spaghetti auf die Karte gesetzt. Im Wagen waren überall Spaghetti. Ich nehme an, es waren die Reste einer Mahlzeit, die du irgendwo zum Mitnehmen gekauft hast. Wo bist du an dem Abend gewesen?« Sie sah mir in die Augen.
    »Bei Antonio's.«
    »In Stafford?« Sie nickte. »Warum hast du gelogen?«
    »Weil ich darüber

Weitere Kostenlose Bücher