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Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Krankenwagens wurde zugeschlagen. Wie unter Protest jaulte die Sirene auf, bevor sie zu heulen begann.
    Ich hatte Marinos Eintreten nicht bemerkt, bis er meinen Arm berührte. »Katz ist unten«, informierte er mich.
    Ich wandte mich langsam um. »Wir brauchen wohl eine neue Mannschaft«, sagte ich.

4
    Theoretisch hält man es schon lange für möglich, daß auch auf der menschlichen Haut Fingerabdrücke zurückbleiben. Doch die Wahrscheinlichkeit, sie sichtbar machen zu können, war bisher so gering, daß es nur selten versucht wurde.
    Die Haut hat eine komplizierte Oberfläche. Sie ist plastisch und porös, hinzu kommen Haare, Feuchtigkeit und Fette. Bleibt der Abdruck eines Täters auf der Haut des Opfers zurück, was allein schon selten genug ist, so sind die Einzelheiten der Furchen viel zu fein und fragil, um über längere Zeit und unter Einflüssen von außen Bestand zu behalten.
    Dr. Thomas Katz war ein führender Gerichtsmediziner, der sich fast seine ganze wissenschaftliche Laufbahn hindurch geradezu manisch auf derlei flüchtige Beweise konzentriert hatte. Überdies war er Experte für die Bestimmung der Todeszeit, über die er mit derselben Sorgfalt Forschungen anstellte, und zwar mit Methoden, die der Mehrheit seiner Kollegen kaum geläufig waren. Sein Labor, genannt die Body Farm, hatte ich schon häufig besucht. Katz war ein kleiner Mann mit blauen Augen und einem gewinnenden Blick. Eine weiße Mähne umrahmte ein Gesicht, das angesichts all der Scheußlichkeiten, die er schon gesehen hatte, erstaunlich gütig war. Als ich ihm oben an der Treppe begegnete, hatte er einen Ventilator, einen Gerätekoffer und etwas bei sich, das wie ein Stück Staubsaugerschlauch nebst ungewöhnlichem Zubehör aussah. Hinter ihm trug Marino den Rest dessen, was Katz seinen »zyanoacrylitischen Windapparat« nannte, eine Doppelbox aus Aluminium, auf der eine Heizplatte und ein computergesteuertes Gebläse befestigt waren. Hunderte von Stunden hatte er in seiner Garage in East Tennessee zugebracht, um dieses eigentlich simple Gerät zusammenzubasteln.
    »Wohin gehen wir?« fragte mich Katz.
    »In das Zimmer am Ende des Ganges.« Ich nahm ihm den Ventilator ab. »Wie war Ihre Fahrt?«
    »Mehr Verkehr, als mir lieb war. Erzählen Sie, was mit der Leiche alles angestellt wurde.«
    »Man hat sie abgeschnitten und mit einer Wolldecke zugedeckt. Ich habe sie nicht untersucht.«
    »Ich werde Sie nicht zu lange aufhalten. Es geht jetzt viel leichter, weil ich mich nicht mehr mit einem Zelt abmühen muß.«
    »Was heißt das, ein Zelt?« Marino runzelte die Stirn, als wir ins Schlafzimmer traten.
    »Ich habe gewöhnlich ein Plastikzelt über die Leiche gebreitet und sie in dieser Hülle dann mit einer bestimmten Substanz eingenebelt. Die Schicht erinnert nach dem Trocknen an Rauhreif, aber eine zu dicke Schicht beschädigt die Haut. Stellen Sie den Ventilator bitte dort auf die Fensterbank, Dr. Scarpetta?« Katz sah sich um. »Wahrscheinlich brauche ich eine Schale Wasser. Die Luft ist ein wenig trocken hier.«
    Ich berichtete, was wir bis jetzt wußten.
    »Haben Sie Anlaß zu der Vermutung, daß es sich um etwas anderes handelt als einen unfallbedingten autoerotischen Erstickungstod?« fragte er.
    »Abgesehen von den Umständen, nein«, antwortete ich.
    »Er arbeitete doch an dem Fall der kleinen Steiner, oder?«
    »Das meinen wir mit den Umständen«, sagte Marino.
    »Mein Gott, die Nachrichten waren ja voll davon.«
    »Wir haben den Fall heute morgen auf einer Sitzung in Quantico besprochen«, fügte ich hinzu. »Kommt von dort direkt nach Hause und dann das.«
    Katz betrachtete nachdenklich die Leiche. »Wissen Sie, neulich haben wir eine Prostituierte in einer Kloake gefunden. An ihrem Knöchel hatten wir einen deutlichen Handabdruck. Dabei war die Frau schon vier oder fünf Tage tot.«
    »Kay?« Wesley kam zur Tür herein. »Kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    »Und Sie haben dabei diesen Apparat hier benutzt?« hörten wir Marino noch im Gang fragen. »Ganz recht. Außerdem hatte sie lackierte Fingernägel. Es stellte sich heraus, daß die sich auch sehr gut eignen.«
    »Wofür?«
    »Für Abdrücke.«
    »Und was passiert hier nun?«
    »Nichts Besonderes. Ich nebele das ganze Zimmer ein. Ich fürchte, es wird eine kleine Schweinerei.«
    »Er wird sich wohl kaum beschweren.« Unten in der Küche bemerkte ich neben dem Telefon einen Stuhl. Dort hatte Mote wahrscheinlich stundenlang gesessen und auf uns gewartet. Daneben

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