Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Body Farm

Body Farm

Titel: Body Farm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
Leiche. Katz fuhr mit dem Strahl seiner Taschenlampe über irgendwelche Spuren an Wänden, Möbeln, Fensterbänken und auf den Waffen über dem Schreibtisch. Aber nur eine Fundstelle gefiel ihm. Sie zwang ihn auf die Knie. »Es ist das Nylon«, sagte unser freundlichverschrobener Wissenschaftler hocherfreut, kniete neben der Leiche nieder und beugte sich tief über Fergusons herabgezogenen Slip. »Das dichte Gewebe bietet eine gute Oberfläche für Abdrücke, müssen Sie wissen. Es ist übrigens leicht parfümiert. «
    Er zog die Plastikhülle von seiner Magna-Bürste, und die Borsten fielen auseinander wie bei einer Seeanemone. Dann schraubte er den Deckel von einem Glas mit Delta-OrangeMagnetpuder und machte einen sehr guten Abdruck sichtbar, den jemand auf dem glänzend schwarzen Slip des toten Kriminalbeamten hinterlassen hatte. Teilabdrücke fanden sich auch rund um Fergusons Hals. Katz machte sie mit Rußpulver erkennbar, doch es waren nicht genug Furchen vorhanden, um damit etwas anfangen zu können. Durch den seltsamen, an Rauhreif erinnernden Belag im ganzen Raum hatte man plötzlich den Eindruck, daß es eiskalt war.
    »Natürlich wird der Abdruck auf dem Slip von ihm selbst stammen«, sagte Katz nachdenklich und setzte seine Arbeit fort. »Beim Herunterziehen. Vielleicht hatte er etwas an seinen Händen. Auf dem Kondom kann zum Beispiel ein Gleitmittel gewesen sein. Wenn davon etwas an seinen Fingern haften blieb, kann das gute Abdrücke gegeben haben. Sie nehmen den wohl mit, oder?« sagte er. Er meinte den Slip.
    »Ich fürchte, ja«, sagte ich.
    Er nickte. »Das ist in Ordnung. Fotos reichen mir.« Er zog eine Kamera aus der Tasche. »Aber ich würde ihn gern haben, wenn Sie damit fertig sind. Solange Sie ihn nicht mit einer Schere bearbeiten, wird der Abdruck sich gut halten. Das ist der Vorteil von Super Glue. Kriegt man selbst mit Dynamit nicht weg.«
    »Wie lange brauchen Sie heute abend noch für Ihre Arbeit hier?« fragte mich Wesley, und ich sah ihm an, wie gern er wegwollte.
    »Ich möchte mir alles ansehen, was vielleicht den Transport der Leiche nicht übersteht. Dann ist da noch der Inhalt des Gefrierfachs«, sagte ich. »Außerdem müssen wir uns den Keller anschauen.«
    Er nickte und sagte zu Marino: »Könnten Sie den Tatort sichern, während wir das machen?«
    Marino schien diese Anweisung nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hinzureißen.
    »Sagen Sie den Kollegen, wir brauchen eine Sicherung rund um die Uhr«, setzte Wesley mit Nachdruck hinzu. »Das Problem ist, daß sie in dieser Stadt nicht genug Beamte haben, um irgend etwas rund um die Uhr abzuwickeln«, sagte Marino säuerlich beim Hinausgehen. »Der verdammte Schweinehund hat die Polizeibehörde auf die Hälfte reduziert.«
    Katz blickte auf, hielt mit seiner Pinselei inne und sagte: »Scheinbar sind Sie ziemlich sicher, wen Sie suchen.«
    »Nichts ist sicher«, sagte Wesley.
    »Thomas, ich muß Sie um einen weiteren Gefallen bitten«, richtete ich mich an meinen so engagierten Kollegen. »Ich brauche Ihre und Dr. Shades Hilfe bei einem Experiment in der Farm.«
    »Dr. Shade?« fragte Wesley.
    »Lyall Shade ist Anthropologe an der Universität von Tennessee«, erklärte ich.
    »Wann soll es losgehen?« Katz legte einen neuen Film in seine Kamera ein.
    »Sofort, wenn möglich. Es wird eine Woche beanspruchen.«
    »Frische Leichen oder alte?«
    »Frische.«
    »Heißt der Kerl wirklich so?« wollte Wesley wissen.
    Katz übernahm die Antwort, während er ein Foto schoß. »Natürlich. Man buchstabiert ihn L-Y-A-L-L. Geht zurück auf seinen Urgroßvater. Der war Chirurg im Bürgerkrieg.«

5
    Max Fergusons Keller war über eine Betontreppe an der Rückseite des Hauses zugänglich. Trockenes Laub auf den Stufen zeigte, daß sie seit längerem nicht mehr betreten worden war. Genaueres ließ sich nicht sagen, da hier in den Bergen der Herbst schon wesentlich weiter fortgeschritten war. Auch als Wesley die Tür zu öffnen versuchte, segelten Blätter in lautlosen Wirbeln zu Boden.
    »Ich muß die Scheibe einschlagen«, sagte er und rüttelte im Schein meiner Taschenlampe noch einmal am Türknauf. Er griff in seine Jacke, zog die Sig Sauer, eine Neun Millimeter, aus dem Schulterhalfter und schlug kräftig mit dem Griff gegen die Scheibe der Tür. Ich erschrak bei dem Geräusch des splitternden Glases, obwohl ich darauf vorbereitet gewesen war, und fast erwartete ich, daß Polizei aus der Dunkelheit auftauchen würde. Aber weder Schritte

Weitere Kostenlose Bücher