Bodycheck (German Edition)
Die Geschäftsleitung befürchtete aus gutem Grund, Kunden könnten sich daran stören. Manfred verkrümelte sich auf das Freigelände und suchte hinter den riesigen Gartenteichen aus schwarzem Kunststoff Deckung.
Am Handy meldete sich Toralf: «Beinahe hätte ich wieder aufgelegt.»
«Musste mich nur schnell in eine ruhige Ecke verziehen. Schön, von dir zu hören. Was treibt ihr beiden denn so?»
«Ich bin allein. Diesen Dennis habe ich abgeschüttelt. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber der Mensch nervt. Ich erzähl dir das nachher genauer. Sei mir bitte nicht böse, wenn ich mich nicht weiter um den kümmere.»
Manfred fiel ein Stein vom Herzen. Toralf hatte Dennis ‹abgeschüttelt›. Gut, der Mann!
«Hey Toralf, kein Problem. Ich freu mich drauf, mit dir allein zu sein. Pass auf, ich kann jetzt nicht telefonieren. Wo treffen wir uns?»
«Erklär mir einfach, wie ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu dir ins Geschäft komme. Dann hole ich dich ab.»
«Wo bist du jetzt?»
«An den Landungsbrücken.»
«Dann nimmst du die U-Bahn und fährst bis Billstedt. Von da rufst du mich noch mal an.»
«Alles klar! Bis nachher!»
Manfred hätte Toralf durchs Telefon umarmen mögen. ‹Abgeschüttelt›! Er hatte die kleine Nervensäge zum Teufel gejagt. Manfred wusste, dass er diesen Toralf nicht wieder weglassen würde. Der war jetzt seiner.
Ein älteres Ehepaar holte Manfred in die Realität zurück. Ausführlich ließen sie sich über das Für und Wider von Teichfolie im Gegensatz zu fertigen Gartenteichen beraten. Am Ende bestellten sie ein drei Meter langes Becken. Manfred würde es in zwei Wochen liefern. Schon wieder klingelte das Handy. Toralf war in Billstedt angekommen. Manfred nannte ihm die Buslinie und die Haltestelle. Von dort waren es nur wenige Meter bis zur Firma. In spätestens einer halben Stunde wäre Toralf hier. Das Wochenende war gerettet!
«Was ist denn mit dir los? Du strahlst ja so!»
Der guten Sabine, die heute an der Kasse saß, blieb nichts verborgen. Manfred kam zu ihr hinter den Tresen.
«Es kommt gleich ein Kumpel von mir, der will mich abholen. Schickst du ihn in den Aufenthaltsraum? Da kann er warten, bis ich Feierabend habe.»
Sabine lachte: «Nur unter einer Bedingung!»
«Und die wäre?»
«Massier mir mal den Nacken, du machst das immer so gut. Ich bin so was von verspannt …»
Manfred griff zu und knetete der Kollegin den Nacken.
Sabine rekelte sich wohlig. «Mmmhh … Ja, du machst das wirklich gut. Noch ein bisschen nach unten. Ja! Und etwas mehr rechts …»
«Sabine, du brauchst mal einen richtigen Kerl!»
«Was du nicht sagst. Aber die wirklich guten sind alle schwul …» Beide lachten. Dann wurde Sabine wieder ernst: «Dieser sogenannte Kumpel, der da erscheinen soll, woran erkenne ich den denn? Ist das der Mann deines Herzens? Wegen dem du die ganze Woche so wuschig bist?»
Man konnte Sabine nichts vormachen.
«Ach, Sabine, wenn du ihn siehst, weißt du sofort, dass es mein Freund ist.»
Mit diesen Worten ließ er sie an der Kasse sitzen und bewegte sich zum Beratungstresen, der mitten im Markt aufgebaut war. Bei den Fliesen hielt sich eine Familie mit drei Kindern auf. Das Ehepaar verglich die Preise und wendete einzelne Fliesen im Tageslicht, das durch die Dachfenster hereinfiel. Manfred wollte nicht den Moment verpassen, wenn sich die Leute entschieden hatten und nach Beratung und Verkauf suchten. Der Familienvater schielte gelegentlich in Manfreds Richtung, doch seine Frau schleppte immer neue Fliesen heran. Beide debattierten schier endlos. Manfred gefiel das Familienoberhaupt. Man konnte sehen, dass der Kraftsport trieb. Zwar trug er ein Sweatshirt, sodass die Arme nicht zu sehen waren. Doch dem Hals nach zu urteilen hatte der Kerl ganz schön was drauf. Und immer wieder suchte er Blickkontakt mit Manfred. Endlich schien es so weit zu sein, sie wussten wohl, was sie wollten. Da kam Kollege Horst aus einem Seitengang herangesegelt.
«Kann ich Ihnen helfen?»
Der gute Horst wollte Manfred das Geschäft versauen. Manfred war schon hinter dem Tresen hervorgetreten. Der Kraftsportler ließ Horst stehen und ging auf Manfred zu.
«Der Kollege da berät uns schon», meinte er mit russischem Akzent und lachte Manfred breit an. Alles klar, von dem mickrigen Horst würde sich Manfred auch nur ungern beim Einkauf beraten lassen. Manfred drückte sein Kreuz durch, reckte die Schultern und ging dem Russen entgegen.
«Was kann ich für euch
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