Bodyfinder - Das Echo der Toten
flirtete.
Violet wandte sich ab und versuchte sich auf den eigentlichen Grund ihres Kommens zu konzentrieren. Langsam ließ sie ihren Blick durch das Foyer schweifen. Von dem Mörder musste wie bei dem Mädchen imSee ein leuchtend öliger Glanz ausgehen. Doch Violet suchte vergeblich nach einem Zeichen und richtete ihre Aufmerksamkeit schließlich wieder auf das Gespräch von Amanda und Jay.
»Wo geht ihr beiden denn vor dem Ball essen?«, wurde sie in diesem Moment von Amanda gefragt. »Habt ihr irgendwo reserviert? Ihr seid doch zusammen auf dem Ball, oder?«
»Nein, nein«, sagte Violet schnell, um das Missverständnis aufzuklären. Doch dann verschluckte sie sich an ihrer Cola und bekam einen Hustenanfall.
Jay klopfte ihr fester auf den Rücken als nötig. »Alles okay?«, fragte er und Violet warf ihm einen tödlichen Blick zu.
»Alles gut«, keuchte sie mühsam, stieß seine Hand beiseite und schaute ihn wütend an.
Er grinste nur.
»Echt nicht?«, fragte Amanda überrascht.
»Echt nicht. Violet geht mit Grady Spencer hin«, erzählte Jay und lächelte Violet dabei ganz unschuldig an.
»Und Jay mit Lissy Adams«, verkündete Violet feixend.
»Ach so.« Jetzt klang Amanda enttäuscht.
»Hey, wir müssen los, unser Film fängt gleich an«, sagte Cameron und zog Amanda von Jay weg. »War nett mit euch zu quatschen.«
Violet verdrehte die Augen. Er hatte weder mit Jay noch mit ihr ein einziges Wort gewechselt.
»Mann, hat die dich angeschmachtet«, sagte Violet. Zum ersten Mal fand sie es einfach nur lustig, dass die anderen Mädchen so ein Theater um ihren besten Freund machten.
»Eifersüchtig?« Jay knuffte sie in die Seite.
Fast hätte Violet sich wieder an ihrer Cola verschluckt. »Wieso sollte ich? Die haben sich so was von dämlich benommen. Im Ernst – ich glaub, Amanda hat sich fast ein bisschen besabbert.«
Jay lachte und nahm ihre Hand, um sie hinter sich her ins Kino zu ziehen.
Der Saal war nur halb voll, sodass sie sich ihre Plätze aussuchen konnten. Als der Vorspann anfing, schweiften Violets Gedanken wieder zu dem Mörder. Sie waren hier, um ihn zu fassen.
Doch bis jetzt hatte sie nichts wahrgenommen, das auf ihn hindeutete, wahrscheinlich hatte sie es sich zu einfach vorgestellt.
Sie spähte zur Seite. Jay saß nur eine Handbereit von ihr entfernt.
Sie konnte sich kaum auf den Film konzentrieren und versuchte sich zu erinnern, seit wann Jay eigentlich so gut roch und seit wann seine Berührungen wie ein Rauschmittel auf sie wirkten. Und sie wünschte sich, dasssie genauso eine Wirkung auf ihn hatte wie er auf sie. Aber seine Miene war undurchdringlich, während er das Geschehen auf der riesigen Leinwand verfolgte.
Sie beugte sich zu ihm hinüber und flüsterte: »Ich muss mal aufs Klo.« Sie stand auf.
Und er auch.
Verständnislos sah Violet ihn an. »Ich komm gleich wieder«, flüsterte sie.
Er folgte ihr auf dem Fuß.
»Was machst du da?« Jetzt war sie leicht genervt.
»Ich begleite dich.«
»Ja, das ist mir auch schon aufgefallen.« Ihre Stimme wurde lauter. »Aber warum?«
Er bugsierte sie aus dem dunklen Saal hinaus in den schwach beleuchteten Gang.
»Ich kann allein aufs Klo gehen«, sagte sie, stemmte die Hände in die Seiten und legte den Kopf schief.
»Nein, Violet, kannst du nicht. Ich hab deinen Eltern versprochen, dass ich dich nicht aus den Augen lasse, und das hab ich ernst gemeint. Solange du vorhast, Jagd auf diesen Kerl zu machen, lasse ich dich nirgendwo allein hingehen.« Um sein Kinn lag ein energischer Zug. »Nun mach schon«, sagte er und lehnte sich lässig an die Wand.
Violet wollte keine Zeit mit Streiten verlieren. Sie öffnete die Tür zur Damentoilette und sagte: »Du spinnstkomplett! Das weißt du, oder?«, ehe sie darin verschwand.
Als sie ein paar Minuten später wieder auf ihren Plätzen saßen, nahm Jay wie selbstverständlich ihre Hand.
Von seiner bloßen Berührung fing ihr ganzer Körper an zu kribbeln. Und sobald der Film zu Ende war und das Licht anging, fühlte sie sich wie elektrisiert.
Sie schlenderten in Richtung Ausgang und sahen, wie die Gruppe um Amanda den Parkplatz ansteuerte, aber diesmal beachtete Jay sie kaum, er nickte ihren Schulkameraden nur kurz zu. Violet bemerkte ihren Blick, als sie sahen, dass er ihre Hand hielt.
Jay war es offenbar auch aufgefallen, denn er drückte ihre Hand einmal schnell und bekräftigend.
Das gab Violet zu denken – vielleicht war er doch nicht so ahnungslos, was die Aufmerksamkeit
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