Bodyfinder - Das Echo der Toten
erklären.« Sie fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Jedenfalls tut es mir leid, dass ich dir den Ball vermasselt hab.«
Lissy machte den Mund auf, schloss ihn aber sofort wieder und auf ihrem Gesicht zeichnete sich mit einem Mal ein gequältes Lächeln ab.
Jay war gekommen und hatte sich dicht hinter Violet gestellt. »Hi, Lissy«, begrüßte er sie.
Lissy wirkte plötzlich verunsichert. Sie legte den Kopf schräg und sagte kokett: »Hi, Jay. Violet und ich haben gerade über den Ball geredet.«
»Du, das tut mir leid.«
Schnell winkte Lissy ab. »Sei nicht albern. Dass ist überhaupt kein Problem. Wie gesagt, vielleicht ein andermal.« Sie zwinkerte ihm zu, bevor sie langsam und mit wiegenden Hüften davonging.
Violet erstarrte. Eifersucht durchzuckte sie.
»Kümmere dich gar nicht um sie, Vi«, flüsterte Jay ihr leise ins Ohr. »Wenn sie nicht so eine Zicke wär, würde sie mir leidtun. Aber sie hat es mir wirklich leicht gemacht.«
Violet lächelte, dann entspannte sie sich und genoss Jays Wärme an ihrem Rücken.
Sie sehnte sich schon danach, wieder mit ihm allein zu sein.
Mackenzie Sherwin blieb auch die nächsten Tage verschwunden, und Violet quälte der Gedanke, was mit ihr geschehen war.
Da Jay an diesem Nachmittag seiner Mutter im Garten helfen musste, hatte Violet sehr viel Zeit zum Nachdenken.
Lissy Adams ging ihr nicht aus dem Kopf. Sie hoffte, dass an dem Gerücht, sie hätte inzwischen einen anderen Partner für den Ball gefunden, etwas dran war.
Und auch Grady spukte durch ihre Gedanken. Nachdem er ihr in der Schule mehrere Tage aus dem Weg gegangen war, hatte er ihr eine SMS geschrieben, in der er sich noch mal bei ihr entschuldigt hatte. Für Violet war die Sache schon fast vergessen, auch wenn Jay immer noch stinksauer auf ihn war.
Violet lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und dachte an Jay.
Er hatte versprochen noch vorbeizukommen, falls er früher fertig werden sollte.
Sie warf einen Blick in ihr Hausaufgabenheft und stellte fest, dass sie eigentlich nicht viel aufhatte. Also beschloss sie, eine Runde laufen zu gehen. Seit der Mörder gefasst war, ließen ihre Eltern sie endlich wieder allein aus dem Haus.
Sie schaute aus dem Fenster, um sich zu vergewissern, dass es nicht angefangen hatte zu regnen. Dann tauschte sie die Jeans gegen eine Laufhose und zog ein Sweatshirt an. Sie band sich einen Pferdeschwanz und schlüpfte in ihre Laufschuhe.
Auf dem Weg nach draußen sagte sie ihrer Mutter schnell im Atelier Bescheid.
Und plötzlich konnte sie es gar nicht mehr erwarten, an die frische Luft zu kommen und sich den Kopf durchpusten zu lassen.
JÄGER
Er konnte sein Glück kaum fassen. Die Nichte des Polizeichefs kam aus dem Haus. Ganz allein
.
Er beobachtete sie schon seit einigen Tagen und wartete auf eine Gelegenheit, sie ohne Begleitung zu erwischen, aber es hatte sich nie eine ergeben. Andauernd war irgendjemand bei ihr. Ihr Freund wich nicht von ihrer Seite und wenn er es doch einmal tat, waren ihre Eltern in der Nähe
.
Er war ungeduldig geworden, aber jetzt sollte sich seine Hartnäckigkeit auszahlen ... hier bot sich ihm eine Riesenchance
.
Er folgte ihr in den Wald, hielt sich im Schatten der Bäume vor ihrem Blick verborgen. Er blieb zunächst auf Abstand, er wollte sie nicht erschrecken. Jedenfalls nicht, solange sie so nah an ihrem Zuhause war ... und Hilfe in Reichweite. Er musste sie isolieren, sie irgendwo hintreiben, wo sie ungeschützt war, und dann würde er zuschlagen
.
Mit geübten Schritten schlich er lautlos weiter, und obwohl sie ein ordentliches Tempo vorlegte, hielt er mühelos mit ihr Schritt
.
Es beschwingte ihn, endlich wieder auf Beute aus zu sein
.
21. KAPITEL
Violet steckte die In-Ear-Kopfhörer in die Ohren und suchte nach dem richtigen Song auf ihrem iPod. Als sie ihn gefunden hatte, setzte sie sich in Bewegung. Sie gab sich dem Takt der Musik hin und passte ihren Atem dem Tempo an.
Ohne Mühe fand sie in ihren Laufrhythmus, obwohl sie wochenlang Pause gemacht hatte. Mit jedem Schritt wurde sie ruhiger.
Es war schwül, viel schwüler, als sie gedacht hatte. Und die düstere graue Wolkendecke am Himmel verhieß nichts Gutes.
Gleichmäßig bewegten sich ihre Füße über den Schotterboden. Als sie die Lichtung erreichte, von der aus sie normalerweise den Mount Rainier sehen konnte, wunderte es sie nicht, dass der mächtige Berg heute hinter dichtem Nebel verschwunden war. Wusste man nicht, dass es ihn gab, hätte man ihm am
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