Bodyfinder - Das Echo der Toten
Rand dieses Tals niemals vermutet.
Violet folgte dem Weg in den Wald hinein und spürte die feuchte Luft auf ihrer Haut kribbeln. Aber da war noch etwas anderes, ein Gefühl, das sich als leichtes Vibrieren ankündigte und dann stärker wurde und in ihr mit einem Mal ein schreckliches Unbehagen auslöste.
Ein Echo.
Violet nahm die In-Ear-Kopfhörer heraus und lief langsamer, dann blieb sie stehen und überlegte, was sie machen sollte. Sie dachte daran, dem Echo zu folgen, aber die Vorstellung, eine weitere Leiche zu entdecken, womöglich Mackenzie, machte ihr Angst. So etwas wollte sie nicht noch einmal erleben.
Da kam ihr die Idee, Hilfe zu holen. Sie kannte diesen Teil des Waldes gut und würde leicht wieder hierherfinden. Sie blickte um sich, prägte sich ihre Umgebung genau ein und machte kehrt.
Sie fiel in einen langsamen Schritt und versuchte, während des Laufens die Verbindung zu dem Echo zu halten.
Das war einfacher als erwartet.
Es folgte ihr nämlich.
Die Brust schnürte sich ihr zusammen und ihr Herz fing an zu rasen. Sie schaute sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches entdecken.
Ja, es bewegte sich, kam näher, während sie sich doch eigentlich von ihm entfernen müsste.
Und dann kapierte sie. Das Echo ging nicht von einem Toten aus, sondern von einem Jäger. Und der hatte es auf sie abgesehen.
Sie musste schneller rennen, bestimmt wurde sie von irgendeinem Tier verfolgt. Von einem Kojoten oder einem Wolf … vielleicht sogar von einem Bären, der ihre Fährte aufgenommen hatte, als sie in den Wald gekommen war. Was es auch war, es holte schnell auf. Violet hatte panische Angst, sie fürchtete um ihr Leben.
Sie war zu weit weg von zu Hause. Ihr blieb nichts anderes übrig, als eine Abkürzung zu nehmen, auch wenn sie dafür den gewohnten Pfad verlassen musste.
Sie wurde gejagt, das spürte sie jetzt ganz deutlich. Der Abstand zwischen ihr und dem Jäger wurde immer kleiner.
Sie bog vom Weg ab und verschwand nach rechts in ein Meer aus üppigem Farn und Gestrüpp. Brennnesseln blieben ihr am Hosenboden hängen, und immer wieder musste sie kniehohen Hindernissen ausweichen. Dochjetzt tat das Adrenalin zusammen mit dem Fluchtreflex seine Wirkung. Ihre Atemwege schienen klarer und weiter zu werden, das Laufen fiel ihr leichter.
Der Jäger blieb ihr auf den Fersen.
Violet hörte ihren keuchenden, kraftvollen Atem, während sie überlegte, wie sie am schnellsten wieder aus dem Wald herauskommen könnte. Flüchtig blickte sie sich um, konnte aber keinen Verfolger entdecken. Sie wusste aber, dass sie ihren Augen nicht trauen konnte. Er war da, ohne Zweifel.
Dann stolperte sie und geriet ins Straucheln. Sie streckte die Hände aus, um den Sturz abzufangen. Und in dem Moment, als ihre Fingerspitzen den Boden berührten und sie ganz leicht den Kopf nach rechts drehte … da sah sie ihn.
Schneller, als sie es für möglich gehalten hätte, fand sie das Gleichgewicht wieder. Und noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, drehte sie sich instinktiv nach links und preschte los. Dass sie sich immer weiter von zu Hause entfernte, war ihr in diesem Augenblick egal. Sie musste dem Mann entkommen, der hinter ihr her war, der sie jagte.
Sie konzentrierte sich auf den Weg. Sie durfte nicht noch einmal stolpern, dann hätte sie ihren Vorsprung verspielt und wäre dem Mann hilflos ausgeliefert. Er trug einen Tarnanzug, sein Gesicht war grün angemalt, seineAugen schwarz umrandet. Aber das Erschreckendste war das Zeichen, das er an sich trug.
Er war ein Mörder. Und er hatte es auf sie abgesehen.
Sie hörte seine Schritte wie Donnerschläge hinter sich. Violet rannte weiter durch das verwachsene Unterholz, da hörte sie das Rauschen von Wasser. Sie lief also direkt auf den Fluss zu. Panik stieg in ihr auf. Das war genau die falsche Richtung, und spätestens der Fluss würde ihr den Weg versperren, dann war sie zwischen dem Fluss und dem Jäger gefangen.
Plötzlich vernahm sie noch ein Geräusch, aber bevor sie es richtig zu fassen bekam, war es schon wieder verschwunden.
Zweige peitschten ihr Gesicht und allmählich verließ sie die Kraft. Sie war völlig außer Atem, und es fiel ihr immer schwerer, klar zu denken.
Da war das Geräusch wieder, jetzt lauter. Es unterschied sich deutlich von dem schrillen Echo, das von dem Jäger ausging, aber sie konnte es nicht einordnen.
Sie wich nach links aus, um nicht gegen eine riesige Zeder zu laufen, und hörte die schweren Schritte des Mannes näher
Weitere Kostenlose Bücher