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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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finden sich San-Familien heute noch in den wüstenartigen Gebieten der Kalahari, wo sie sich mit beeindruckenden Überlebenstechniken dem unwirtlichen Gebiet angepasst haben. Die San haben aber in weiten Teilen Südafrikas ihr kulturelles Erbe hinterlassen. Anschauen kann man zum Beispiel die faszinierenden, elegant gemalten, jahrhundert- bis jahrtausendealten Felsmalereien, die in fast allen Gebieten des Landes zu finden sind. Zu hören sind die Schnalz- und vor allem Klicklaute der San-Sprachen, die viele afrikanische Stämme in ihre Sprache übernommen haben. In Zulu und Xhosa wird zum Beispiel das x als Klicklaut ausgesprochen, ein knallendes Schnalzen mit der Zunge. Wer nicht damit aufgewachsen ist, kann diese Laute nicht kopieren. Die Historiker gehen daher davon aus, dass die Klicklaute durch gemischtrassige Ehen zwischen San und schwarzafrikanischen Stämmen in die afrikanischen Sprachen Eingang fanden. Das erklärt auch ein drittes Erbe der Buschmänner, das im Alltag Südafrikas deutlich zu sehen ist: die ausladenden Hinterteile vieler schwarzer Frauen. Wie sich auch in den Felsmalereien der San sehen lässt, verfügten die weiblichen Mitglieder der San-Stämme öfters über Hintern, die für unsere Augen unglaublich weit nach hinten geschwungen sind. Als ob wir uns ein, oder noch besser zwei bis drei Daunenkissen auf unseren Po binden würden. Angeblich dienten diese Hinterteile als Sitz für die Kinder der San, die während der täglichen Wanderungen bequem auf Mama mitreiten konnten. Heute dienen sie als tolle Einkommensquelle für Schneiderinnen, die ihren kurvigen Kundinnen die Jeans auf Figur nähen, weil diese keine Hose von der Stange tragen können.

    Die schwarzen Stämme im Gebiet des heutigen Südafrika waren seit eh und je sehr vielfältig und lieferten sich dementsprechend auch immer wieder Scharmützel, wobei es um Ehre ging, aber auch darum, Land zu erobern und möglichst viel Vieh zu erbeuten. Vor der Ankunft der Weissen stand die Viehwirtschaft im Mittelpunkt dieser bäuerlichen Gesellschaften. Bei den Nguni-Stämmen, den Zulu, Xhosa, Swasi und Ndebele, drehte sich das Leben vor allem um die Zucht und Pflege der Nguni , der wunderschönen weiss-braun-schwarz gefleckten Kühe mit den geschwungenen, spitzen Hörnern. Als sich die Weissen am Kap niederliessen und sich von dort aus daran machten, immer mehr Land zu besetzen, führte das bei den schwarzen Stämmen zu grossem Druck, weil unter ihnen gleichzeitig auch Völker- bzw. Stammeswanderungen stattfanden. Die Zulu zum Beispiel wanderten in ein Gebiet ein mit rollenden grünen Hügeln, das sie als so schön beeindruckte, dass sie es „Himmel“ nannten – KwaZulu.
    Als erste trafen die Weissen auf den Stamm der Xhosa, mit denen sie sich im Laufe der Jahrhunderte neun sogenannte Grenzkriege lieferten. Die Xhosa erlangten Mitte des 19. Jahrhunderts traurige Berühmtheit, als sie der Weissagung eines Teenager-Mädchens folgten und alle ihre Vorräte vernichteten, ihre Tiere schlachteten und darauf vertrauten, dass die Götter durch diese Massnahmen günstig gestimmt seien und die weissen Eindringlinge ins Meer trieben. Der anschliessenden Hungersnot fielen Zehntausende von Stammesangehörigen zum Opfer.
    Trotz Tapferkeit und guten Kampfstrategien konnten die schwarzen Stämme letztlich den überlegenen Waffen der Weissen nichts entgegenhalten. Am 16. Dezember 1838 zum Beispiel verschanzten sich 470 Buren mit Gewehren und zwei Kanonen samt 200 Bediensteten in ihrer Wagenburg, ihrem Laager , als sie von zwischen 10'000 und 20’000 Zulus angegriffen wurden. Die Zulus verloren mehr als 3'000 Krieger, die Buren hatten hingegen nur drei Verwundete zu versorgen. Dieser Sieg wurde von den Buren als Wunder gefeiert und fortan als Feiertag begangen. Heute ist der 16. Dezember immer noch ein Feiertag in Südafrika, und zwar the Day of Reconciliation , der Tag der Versöhnung.

    Die Weissen segelten seit 1488 am stürmischen Kap der Guten Hoffnung vorbei, bis sie auf die Idee kamen, hier eine Niederlassung zu gründen. Die holländische Verenigde Oost-Indische Compagnie , die Gewürzhandel zwischen Holland und Indonesien betrieb, baute 1652 eine kleine Siedlung in Kapstadt auf mit dem Ziel, ihre Schiffe mit Früchten, Gemüse und Wein zu versorgen und damit die schrecklichen Mangelkrankheiten der Seeleute zu lindern oder gar zu verhindern.
    Dieser kleinen privaten Siedlung strömten immer mehr weisse Einwanderer zu: mehr Holländer, Deutsche,

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