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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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Engländer und insbesondere auch die in Frankreich wegen ihres reformierten Glaubens verfolgten Hugenotten. Die letzteren nahmen die Weinproduktion an die Hand, verwandelten den holländischen Fusel mit Essiggeschmack in hochstehenden Wein und legten den Baustein für die heutige überaus erfolgreiche Weinindustrie in Südafrika. Ihre französischen Nachnamen wie z.B. du Plessis oder du Toit sind im modernen Südafrika immer noch sehr weit verbreitet. Allerdings wurde die Aussprache angepasst: Wer nach Herrn „dü tuà“ verlangt, wird verständnislos angeschaut, denn es gibt hier nur Herrn „dutòit“.
    Die Siedlung am Kap erregte die Aufmerksamkeit der seefahrenden Engländer, die sie sich um 1800 einverleibten. Die einstige Versorgungsstelle einer Privatfirma wurde zur Kolonie und damit Teil eines weltumspannenden Imperiums. Das moderne England, hungrig nach Besitz, Land und Macht, stellte sich den streng religiösen, altväterlich mit ihren Sklaven lebenden Buren, den afrikaans sprechenden Südafrikanern, entgegen. Die weitreichenden Regelungen und Gesetze des englischen Weltreichs, wie zum Beispiel das Verbot der Sklaverei, waren für die freiheitsliebenden und unabhängig lebenden Buren inakzeptabel. Die Reaktion der Buren war deutlich: Sie packten ihre Habseligkeiten auf Ochsenwagen, versammelten ihre Sklaven und Viehherden und zogen als Voortrekker oder Trekker ins Landesinnere. Nach Kämpfen mit den schwarzen Stämmen und Eroberung des Landes gründeten sie den Oranje Vrystaat , den Transvaal und die Nieuwe Republiek . Die Engländer hatten kein übermässiges Interesse an diesen landwirtschaftlichen Gebieten. Doch zum Unglück der Buren liegen die Städte mit dem weltweit grössten Diamantenvorkommen, Kimberley, und dem weltweit grössten Goldvorkommen, Johannesburg, im damaligen Buren-Gebiet. Nach der Entdeckung der Bodenschätze strömten Glückssucher, Abenteurer und ihre Begleiter ins beschaulich-bäuerliche Land der Buren, und damit richtete sich das Interesse der Engländer auf die Buren-Republiken. Wie die Zulus, überzogen die Engländer auch die Buren mit Krieg. Im entsetzlichen Anglo-Burenkrieg von 1899 bis 1902 mussten die Buren angesichts der englischen Übermacht bald auf eine Guerrillastrategie ausweichen. Die Engländer agierten ohne Gnade und zwangen die Buren in die Knie, indem sie deren Dörfer und Bauernhöfe niederbrannten und ihre Frauen, Kinder und Farmarbeiter in Konzentrationslagern verschmachten liessen. Hunger und Krankheiten kosteten dort mehr als 40'000 Menschen das Leben.

    Nun übernahmen die Briten endgültig das Ruder in Südafrika und führten das Land über in eine Republik. Das bedeutete auch das definitive Ende der Sklaverei. Die Holländer hatten im 17. Jahrhundert Sklaven aus ihren damaligen Kolonien in Südostasien sowie aus anderen afrikanischen Staaten wie zum Beispiel Madagaskar eingeführt. Heiraten wollten sie zwar nur eine weisse Frau, aber wegen dem akuten Frauenmangel in der frühen Kap-Kolonie wird davon ausgegangen, dass drei Viertel der von den damaligen Sklavinnen geborenen Kinder einen weissen Vater hatte. Den mehr oder weniger zarten Banden zwischen asiatischen und afrikanischen Sklaven, Weissen, Khoikhoi, San und südafrikanischen Stämmen entspross der Bevölkerungsteil der Farbigen, der Coloureds .

    Unter der Herrschaft der Engländer, die in Indien über eine grosse Kolonie verfügten, wurden im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert viele Inder mit befristetem Arbeitsvertrag ins Land geholt, um auf den Zuckerrohrplantagen an der Küste von KwaZulu-Natal als billige Arbeitskräfte zu arbeiten. Die meisten blieben in Südafrika.

    Die junge südafrikanische Republik verfügte also im wahrsten Sinne des Wortes über Menschen aller Couleur: Braun, schwarz, weiss, farbig und indisch/asiatisch. Dem damaligen Verständnis entsprechend sollten die Menschen nach ihren Farben getrennt im gleichen Land leben. Das wurde andernortes zu jener Zeit auch so gehandhabt, in Amerika zum Beispiel. Südafrika jedoch brach in dieser entsetzlichen Ausprägung des Rassismus alle Rekorde. Für die klare Trennung der Rassen - unter besonderer Begünstigung einer ein-zigen – gibt es ein südafrikanisches Wort, das um die Welt ging und diese schreckliche Politik bezeichnet: Apartheid. Die Bevölkerungsgruppen werden nach der Farbe ihrer Haut apart (= getrennt) gehalten. Die Weissen führten das Zepter im Land und sorgten dafür, dass die Angehörigen ihrer Rasse alle

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