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Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika

Titel: Boerewors und Chardonnay: Ein Jahr in Südafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Brühwiler
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Baum, und meist picken ein paar Hühner zwischen den Häuschen. Die Kühe und Ziegen verbringen die Nacht ebenfalls im kraal , und zwar unter offenem Himmel, doch vor den wilden Tieren mittels einem Zaun aus Ästen und Dornen geschützt. Frei streunende Löwen gibt es in Südafrika nicht mehr in Wohngebieten, aber wilde Leoparde können eigentlich überall vorkommen.
    Wie sich der Europäer Afrika vorstellt: Genau so sieht es hier aus. Wir sind mächtig beeindruckt.

    Um etwas mehr über die Zulus und die südafrikanische Geschichte zu erfahren, haben wir uns in der Fugitives Drift Lodge einquartiert, die geführte Ausflüge zu den nahen Schlachtfeldern anbietet.
    Nach einem herrlichen Frühstück in unserer Lodge ist es Zeit für die erste historische Tour. Tim und Max sind bereits unterwegs zu einem Besuch bei den Pferden mit ihrer Babysitterin, als wir in den Landrover klettern. Unser Führer Rob Caskie schaltet als erstes den CD-Player ein mit einem Hörbuch, in dem der verstorbene Gründer der Battlefields-Tours , David Rattray, die Hintergründe der Schlacht erzählt, zu deren Schauplatz wir unterwegs sind. David war ein international bekannter Militärhistoriker, der sich ganz der Geschichte der Kämpfe zwischen den Briten und den Zulus verschrieben hat. Im Hörbuch erzählt er zum Beispiel die Geschichte der Zulus, deren Königreich im 18. Jahrhundert vom berühmten Häuptling Shaka durch die Eroberung und Vereinigung von mehreren kleineren Stämmen gegründet wurde. König Shaka war ein grosser Stratege und Heerführer. Die Eroberung der anderen Stämme gelang ihm, weil er die Krieger seines Stammes in revolutionärer Weise ausbildete, sie mit einer neuen Waffe ausrüstete (dem assegai , einem kurzen Speer zum Zustechen statt zum Werfen) und sie in einer neuen Gefechtsordnung in die Schlacht schickte. Beflügelt von diesen Erfolgen bauten die Zulus ihr Königreich als Kriegernation auf, in der die Männer im Heer aufwuchsen und ihren Kriegsdienst leisten mussten, bevor sie überhaupt heiraten durften. Wenngleich es sich den Briten gegenüber durchaus friedfertig verhielt, war dieses Königreich mit seiner kriegerischen Tradition dem kolonialen Grossbritannien ein Dorn im Auge, da dieses für Südafrika einen Bundesstaat nach kanadischem Modell plante. Eigentlich gegen ihren Willen wurden die Zulus von den Briten unumgänglich provoziert und in einen Krieg gezogen. Flugs überquerten die letzteren 1879 den einhellig als Grenze anerkannten Buffalo-River mit dem Ziel, die Kriegsmacht der Zulus ein für alle mal zu brechen.
    Mehr als 100 Jahre später, und immer noch den Ausführungen von David Rattray lauschend, fahren wir im Landrover auf der tiefliegenden Brücke über den Buffalo River bei Rorke’s Drift.
    Die Gegend ist hügelig, man sieht, wo sich ein Fluss oder Bach seinen Weg ins Gestein geschnitten hat. Rob, unser Führer, stoppt den Landrover auf einer Anhöhe zwischen den typischen stachligen Agaven und bittet uns auszusteigen. Als ob er 1879 dabei gewesen wäre, beschreibt er mit farbigen Worten, wie die britischen Truppen bei Rorke’s Drift ins Zululand eindrangen, das erste Dorf überfielen, und dann in Richtung des Zulu-Hauptortes weiterzogen. Vor ihnen, und vor uns, erhebt sich das auffälligste Merkmal der Landschaft, ein felsiger, teilweise bewachsener Berg: Isandlwana. Wie man aus ihren Briefen weiss, jagte er vielen der britischen Soldaten Angstschauer über den Rücken, weil er – allerdings nur mit viel Fantasie, wie ich finde – vom Buffalo River aus eine Form wie die ägyptische Sphinx zeigt. Mit ungutem Gefühl marschierten die Soldaten also in ihren roten Woll-Jacken und weissen Helmen mit ihrem Gepäck und den grossen, schweren, von Ochsen gezogenen Wagen in den Schatten des Berges, wo sie auf Befehl ihres Kommandanten ein provisorisches Lager errichteten.
    Rob kutschiert uns vorerst auf einen langen Hügelzug zur Linken des Berges, von dem aus man einen überwältigenden Blick auf die Umgebung hat, was die Zulus offenbar auch wussten – dies war der Ort, wo sie im Dunkel der Nacht ihre rund 20'000 Köpfe zählende Streitmacht postierten, um am nächsten Morgen die Briten anzugreifen. Direkt unter uns liegt das Schlachtfeld von Isandlwana, das Rob übrigens als „I-san-dluàna“ ausspricht. Es ist eingezäunt, als Museum. Im bereits ausgetrockneten braunen hohen Gras liegen zahllose kleinere oder grössere Pyramiden aus weiss angemalten unbehauenen Steinen verstreut. Darunter

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