Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
Vom Netzwerk:
was geschieht beim nächsten Mal?«
    »Sie haben sich diesmal unter Kontrolle gehabt«, sagte er. »Und so wird es auch das nächste Mal sein.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil Sie ein ehrenhafter Mensch sind.«
    »Und das genügt?«
    »Das sollte es.«
    »Aber man kann ein ehrenhafter Mensch sein und trotzdem das Falsche tun, oder?«
    Die Frage hallte von den Wänden ihres kleinen Zimmers wider. Schweigen in der Leitung. Sie stellte sich vor, dass er ganz still dastand.
    »Wissen Sie, warum ich heute Abend mit Ihnen reden wollte, David?«
    Ein winziges Zögern, bevor er antwortete. »Ja.«
    »Ich sollte nicht David sagen. Ich sollte Darrell sagen. Darrell Malone.« Sie lehnte sich mit dem Rücken an die Schlafzimmertür.
    »David ist mir lieber.«
    »Mir auch.«
    »Wir haben von der Polizei aus Nossos gehört«, sagte sie. »Wir kennen die Geschichte von Jimmy Wade Peltier.«
    Er gab keine Antwort. Sie merkte, dass sie darauf gehofft hatte, er würde befremdlich reagieren –
Wer ist denn Jimmy Wade Peltier?
– oder verleugnen.
    »Ich habe mit Roy Denham gesprochen«, fügte sie einen Moment später hinzu. »Wissen Sie, was er über Sie gesagt hat?«
    |298| »Was denn?«
    »Er findet, Sie seien ein ehrenhafter Mensch.«
    »Das ist nett von ihm.«
    »Er sagte auch, dass Sie siebzehn Mal auf Jimmy Peltier eingestochen haben.«
     
    David Loogan, der einmal Darrell Malone gewesen war, lehnte am Kotflügel des Wagens.
    »Das hört sich ganz richtig an«, sagte er.
    »Denham sagte, Sie haben auf Peltier eingestochen, bis er zu Boden ging, sind dann zurückgekommen und haben noch mal auf ihn eingestochen. Ich wollte das nicht glauben.«
    Er legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel hinauf. »Elizabeth   –«
    »Mir kam eine Alternative in den Sinn«, sagte sie. »Diese Frau, mit der Sie zusammen waren – Charlotte Rittenour. Sie könnte eine Rolle gespielt haben. Sie haben die Sache angefangen, und dann sind Sie weggegangen, um Hilfe zu holen. Und während Sie fort waren, hat sie die Sache erledigt.«
    Loogan beobachtete die Blinklichter eines Flugzeugs, das über ihn hinwegflog, sehr langsam, von Ost nach West. »So hätte es gelaufen sein können«, sagte er. »Das wäre es sicher – wenn es um eine Geschichte aus
Gray Streets
ginge.«
    »Aber es war keine Geschichte aus
Gray Streets
«, sagte sie.
    Er fasste nach dem Türgriff der Wagentür und verspürte plötzlich Kälte und Müdigkeit. Er stieg ein und zog die Tür zu.
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen das geben, wonach Sie suchen«, sagte er. »Aber da ist nichts falsch. Ich habe Jimmy Peltier das angetan, was ich ihm angetan habe. Ich werde nicht versuchen, nach Entschuldigungen für mich zu suchen.«
    Stille in der Leitung. Er wollte schon die Verbindung abbrechen, als sie sagte: »Wollen Sie wegfahren?«
    Er berührte den Schlüssel im Zündschloss. »Ich muss es jedenfalls bald. Ich kann nicht die ganze Nacht hierbleiben.«
    |299| »Ich meinte wirklich
weg
«, sagte sie. »Sie sind an Toms Grab gewesen. Das macht ein Mann, wenn er weg will – wenn er nicht sicher ist, ob er jemals wiederkommt.«
    »Ich bin noch nicht weg«, sagte er. »Es gibt ein, zwei Dinge, die ich noch erledigen will.«
    »Was denn?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, sagte er leichthin. »Es würde Ihnen nicht gefallen.«
    Er rechnete mit ihrem Protest – die vertraute Ermahnung, sich zu stellen. Aber er hörte, wie sie leise lachte, und dann fügte sie noch drei Wörter hinzu: »Seien Sie vorsichtig.«

|300| 32
    Ein leuchtend gelbes Blatt löste sich von einem hohen Ast und drehte sich langsam segelnd durch die herbstliche Luft zu Boden. Im letzten Moment streckte David Loogan die Hand aus und fing es auf.
    Von seinem Aussichtspunkt am Waldrand konnte er das Haus der Kristolls sehen: die Silhouette des Schindeldachs, die breiten Fenster, den Schotterweg, der zur Eingangstür führte. Er beobachtete, wie die vier Besucher ankamen. Zuerst Nathan Hideaway, dann Bridget Shellcross und Casimir Hifflyn in dessen Lexus. Sandy Vogel war als Letzte aufgetaucht und hatte ihren Minivan ein Stück von den anderen Autos entfernt geparkt. Laura Kristoll war zur Begrüßung jedes einzelnen Gasts an die Tür gekommen.
    Loogan hielt den Stängel des gelben Blatts zwischen Zeigefinger und Daumen und drehte es langsam. Sein Wagen parkte an einer ungepflasterten Straße ungefähr zwei Kilometer entfernt. Er hatte ihn da stehen lassen und war zu Fuß einen Hügel herauf und durch den

Weitere Kostenlose Bücher