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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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ihrem Rücken gefesselten Hände. Als die Geschichte zu Ende war und nur noch Schweigen herrschte, hatte sie einen seltsamen Gedanken: dass er den gleichen Schmerz fühlte.
    Sie blickte auf und sah, dass James Peltier sich nicht gerührt hatte. Er stand immer noch neben dem Sofa, hinter ihm die gerahmten Fotos, er hatte immer noch ihre Pistole in der Hand. Sie sah seine Augen mit den schweren Lidern und dachte einen Moment lang, dass ihn Loogans Geschichte irgendwie in den Schlaf versetzt hatte. Aber dem war nicht so. Er war hellwach. Die Geschichte schien ihn nicht berührt zu haben. Sie hatte sich |357| höchstens wie eine Last auf seinen Körper gelegt, ihm den Kopf gesenkt und seinen Rücken gebeugt.
    Loogan saß noch immer vollkommen ruhig da. Er hatte mit seiner Schilderung etwas Zeit gewonnen, mehr nicht. Das Leben hatte sie ihm nicht gerettet. Würde es sich um eine Geschichte aus
Gray Streets
handeln, dachte Elizabeth, wäre es anders. Wieder dachte sie an den Revolver, den Loogan auf die Treppe gelegt und Peltier dort liegen gelassen hatte. Würde es sich um eine Geschichte handeln, dann hätte ein aufmerksamer Passant die Waffe gesehen und die Polizei verständigt. Die Kollegen wären gekommen, und die Adresse wäre ihnen bekannt vorgekommen – Sean Wrentmores Wohnung. Sie hätten ihr Auto auf dem Parkplatz entdeckt.
    Carter Shan wäre aufgetaucht und Harvey Mitchum und Owen McCaleb höchstpersönlich. Man hätte das Grundstück abgesperrt und es umstellt. Alles ohne Sirenen oder Scheinwerfer, so dass James Peltier nicht aufmerksam geworden wäre. Und einer von ihnen wäre hereingekommen, Carter wahrscheinlich. Er wäre durch die Glasschiebetür in Wrentmores Schlafzimmer eingedrungen. Er wäre geräuschlos durch die Diele geschlichen und über den Flur auf das Wohnzimmer zugekommen, und er wäre jetzt da, in bester Schussposition, was Peltier anbelangte. Er stünde hinter Peltier, und Peltier würde ihn nicht sehen. Carter würde warten, bis Peltier die Waffe hob, und dann würde er schießen.
    Würde es sich um eine Geschichte aus
Gray Streets
handeln.
     
    Langsam begann James Peltier sich zu regen. Er straffte seinen Rücken und blickte Elizabeth traurig an. Dann deutete er mit der Pistole auf Loogan. »Da sehen Sie, wie er ist. Zu allem Überfluss auch noch ein Lügner. Er sagte, er würde mir die letzten Worte meines Sohnes erzählen. Und dann lasse ich ihn reden, und das kommt dabei heraus.«
    »Mr Peltier   –«, begann sie.
    |358| »Sagen Sie mir einen guten Grund, warum ich ihn nicht erschießen soll, nur einen.«
    Sie suchte nach einer Antwort, die ihm Einhalt gebieten würde.
    »Davon käme Jimmy Wade auch nicht wieder zurück«, sagte sie schließlich.
    »Das stimmt«, sagte er. »Aber das ist kein guter Grund.« Dann hob er die Waffe.
    Elizabeth zog die Knie an, presste die Schulterblätter gegen die Wand. Gleichzeitig bewegte Loogan seine Füße und schob sich in seinem Stuhl vor, als wollte er versuchen, sich auf Peltier zu stürzen.
    Peltiers Finger legten sich an den Abzug. In diesem Augenblich explodierte etwas. Roter Nebel wirbelte auf, und Peltiers Schädeldecke platzte. In seiner Wange entstanden große Löcher, und die Haut in seinem Nacken wurde in Fetzen gerissen. In den Bilderrahmen an der Wand hinter ihm zersplitterte das Glas.
    Seine Knie knickten ein, und sein Körper schlug gegen das Sofa. Die Pistole rutschte über den Teppich.
    Elizabeth kippte zur Seite weg, und Loogan, vom Stuhl befreit, stürzte auf den Boden und rollte sich vor sie, um sie mit seinem Körper zu schützen.
    Ein hochgewachsener Mann in Trenchcoat und mit schwarzen Lederhandschuhen trat aus dem Flur ins Wohnzimmer. Er hielt den Revolver wie ein Zepter. Sein Haar war eine zerzauste weiße Krone. Nathan Hideaway.
    Hideaway ließ den schwarzen Revolver sinken. Er bückte sich, um in Peltiers Taschen nach seinem Schlüsselbund zu suchen. Dann hob er Elizabeths Pistole vom Boden auf. Beides wanderte in die Tasche seines Trenchcoats.
    Erst dann begann er zu sprechen. »Detective Waishkey«, sagte er, »und der bemerkenswerte Mr Loogan.« Sein Ton war jovial.
    Elizabeth wollte etwas sagen. Er aber legte einen behandschuhten |359| Finger auf seine Lippen und brachte sie auf diese Weise zum Schweigen.
    »Noch nicht«, sagte er, packte Loogan am Kragen und zerrte ihn von ihr weg. Er drückte ihm den Revolver in den Nacken, während er ihn abtastete. Er zog das Pfefferspray aus Loogans Manteltasche und warf es

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