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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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Kilometer Richtung Norden auf der Route 23, östlich auf der Plymouth Road. Dann ging es nach links auf eine Schotterstraße. Eine Reihe Parkplätze, die mit alten Bahnschwellen abgeteilt waren, ein Schild am Fuß des Pfades, der in den Wald führte. MARSHALL PARK.
    |365| Loogan führte sie den Hügel hinauf, dann vom Pfad weg und zwischen den Bäumen hindurch. Sie erreichten die Lichtung. Zwischen den Wolken hindurch warf das Licht des Vollmondes schmale Schatten auf die Ränder der gefallenen Blätter.
    Loogan machte sich an die Arbeit, mitten auf der Lichtung, stieß das Blatt des Spatens in die Erde. Um ein Handgelenk ein stählerner Reif. Hideaway hatte aus dem Auto eine Taschenlampe geholt, sie hing mit einem verknoteten Taschentuch festgebunden an einem Ast. Der Ast bewegte sich im Wind, und über den Boden zu Loogans Füßen spielte ein Lichtoval.
    Elizabeth saß auf einem Moosbett, hatte den Rücken an eine Birke gelehnt und versuchte, die Lage zu ergründen. Ihre Pistole war in der Tasche von Hideaways Trenchcoat auf dem Rücksitz seines Wagens am Fuß des Hügels. Ihre Beine waren frei, aber ihre Hände weiterhin hinter ihrem Rücken gefesselt. Ihr war es nicht gelungen, die Schlösser der Handschellen zu knacken, aber sie hielt immer noch den Zweig zwischen den Fingern, und sie würde es wieder versuchen.
    Jemand musste den Schuss in Sean Wrentmores Wohnung gehört haben, jemand musste ihn gemeldet haben. Das würde ihr hier draußen auch nicht viel nützen, aber der Gedanke daran gab ihr neuen Mut.
    Dass ihr Wagen dort stand, würde sie mit dem Tatort in Verbindung bringen, genauso die Glasperlen ihrer Halskette in Wrentmores Wohnzimmer. Carter Shan würde die Perlen wiedererkennen. Elizabeth hatte die Kette absichtlich zerrissen – hatte ihr Kinn darin vergraben und es dann nach vorn gedrückt, bis die Kette gerissen war. Sie hatte zwei Perlen mit den Zähnen aufgenommen und sie später in Hideaways Wagen deponiert. Sie war sich ziemlich sicher, dass Hideaway das nicht gesehen hatte. Falls diese Perlen je gefunden wurden, wäre eine Verbindung zwischen ihm und ihrem Verschwinden hergestellt.
    In all dem lag nicht viel Ermutigendes, sie dachte bereits daran, nicht mehr zurückzukehren. Ihre Chancen, von dieser Lichtung |366| wieder wegzukommen, waren gleich null. Es gab keinen Grund, anzunehmen, dass Nathan Hideaway sie gehen lassen würde, wenn diese Aufgabe hier erledigt war.
    Sie horchte auf das Geräusch des Spatens, der die Erde aufbrach. David Loogan stand bis zu den Knien in dem Loch, und um ihn herum wuchsen lauter kleine Erdhügel. Nathan Hideaway streifte am Rand der Lichtung umher, der schwarze Revolver war unübersehbar. Es hatte leicht zu regnen begonnen, zwischen den Ästen fielen einzelne Tropfen zu Boden. Loogan drehte ihnen sein Gesicht zu.
    Hideaway ließ sich auf einen umgestürzten Baumstamm in der Nähe von Elizabeth nieder. Er behielt Loogan im Blick und ließ den Revolver zwischen seinen Knien baumeln. Der Regen schien in seinem Haar zu glitzern.
    »Vor ein paar Jahren«, sagte er, »ist ein Tourist auf einen Gletscher in den österreichischen Alpen gestiegen. Er entdeckte eine Leiche, die beinahe perfekt mumifiziert war. Vielleicht haben Sie davon gehört. Die Leiche trug lederne Kleidung. Sie hatte eine Axt im Gürtel und einen Köcher mit Pfeilen. Es war ein Steinzeitjäger, der in einen Gletscherspalt gestürzt war. Er hatte dort mehr als fünftausend Jahre gelegen. Seine Haut war erhalten, ebenso wie die kunstvollen Tätowierungen auf seinem Rücken.« Hideaway wischte mit seinem Ärmel den Regen vom Revolver. »So lange würde der arme Sean nicht überdauern«, fuhr er fort. »Dennoch würde seine Haut womöglich Jahre brauchen, um sich zu zersetzen. Wenn man eine Leiche vergräbt, verzögert man den Lauf der Dinge – das hält die Tiere und die Insekten ab. Wenn Tom ihn auf ein Feld geschmissen hätte, wären die Tätowierungen vielleicht schon weg, von Aasfressern weggepickt. Aber nun sind wir hier. Ich wünschte, es wäre nie dazu gekommen.«
    Loogan schüttelte den Kopf und lachte.
    Ein Lächeln huschte über Hideaways Gesicht. »Mr Loogan findet mich amüsant«, sagte er zu Elizabeth. »Ich kann es ihm |367| kaum verdenken. Er glaubt, dass ich schon drei Leute umgebracht habe – Tom, Adrian Tully und Michael Beccanti – warum sollte ich also davor zurückschrecken, Sean wieder auszugraben und Teile seiner Haut wegzusäbeln? Das wäre wohl die kleinste meiner

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