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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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mit ihren Hunden ausgehen, oder einen Steuerberater.«
    »Es sind trotzdem zwei Treffer. Sie kann es nur noch dadurch schlimmer machen, dass sie eine Affäre hat. Das wären dann drei Treffer. Hat sie eine Affäre?«
    »Das ist eine der Sachen, die ich sie fragen muss, wenn ich sie von ihrem Anwalt loseisen kann.«
    Elizabeth nahm einen Schluck Tee. Sarah erhob sich von der Couch und streckte sich, reckte die Arme zur Zimmerdecke.
Schlaksig
war das falsche Wort, dachte Elizabeth.
Gelenkig
kam der Wahrheit näher.
    »Hast du eine Affäre?«, fragte sie.
    »Mom«, sagte das Mädchen mit genervtem Unterton.
    »Na ja, auf dem Tresen neben der Spüle stehen zwei Dosen«, sagte Elizabeth. »Eine Pepsi und eine Mountain Dew. Billy Rydell ist bekannt dafür, dass er Mountain Dew trinkt.«
    »Ich habe keine Affäre mit Billy Rydell.«
    »Billy Rydell ist sechzehn«, sagte Elizabeth. »Er ist ein wildes Meer von Hormonen. Wenn die Lust von Teenagern ein Verbrechen wäre, wäre ich verpflichtet, ihn einzubuchten.«
    »Billy Rydell war zwanzig Minuten hier. Wir haben über ein Projekt für die Schule gesprochen. Dann hat er mich gebeten, mit ihm ins Kino zu gehen.«
    »Aha.«
    »Morgen Nachmittag«, sagte Sarah. »Ich habe ihm gesagt, ich muss das mit dir klären und dass du uns vielleicht fahren könntest. Bei dem Gedanken wurde er blass. Ich glaube, er hat Angst, dass du ihn erschießen könntest.«
    »Vielleicht. Mal sehen, ob ich euch fahren kann. Es kommt darauf an.«
    »Worauf kommt es an?«
    »Ob Tom Kristoll aus dem Fenster gestoßen wurde. Falls das |70| so ist, werden die Ermittlungen den ganzen Nachmittag in Anspruch nehmen.«
     
    Um eins herum ging Sarah in ihr Zimmer hoch. Kurze Zeit später folgte Elizabeth ihr. Sie duschte, wusch und föhnte ihr Haar und ging zu Bett. Eine Weile starrte sie auf das Fenster in ihrem Schlafzimmer. Eine Straßenlaterne warf die Schatten von Ästen auf ihre Vorhänge. Als sie einschlief, tauchten Fenster in ihren Träumen auf.
    Sie ging einen langen Flur entlang, an dessen Ende ein Fenster lag, und als sie näher kam, sah sie die Umrisse eines Mannes draußen, aber als sie das Fenster erreichte, war der Mann fort. Die ganze Nacht über hatte sie den gleichen Traum in verschiedenen Variationen. Einmal befand sich das Fenster in Tom Kristolls Büro. Einmal war es in ihrem eigenen Zimmer, und der Mann am Fenster begann, hindurchzuklettern. Sie vermutete, dass es Kristoll war, aber im Traum war sein Gesicht im Dunkeln verborgen. Er winkte nach ihr, als wollte er ihr etwas erzählen, aber als sie aus dem Bett stieg, kroch er wieder zurück. Sie kletterte durch das Fenster, um ihm zu folgen. Zuerst fanden ihre Füße noch Halt auf der anderen Seite, aber dann gab der Boden nach.
    Sie wachte abrupt auf, und ihre Beine zuckten, so wie die Beine in Fallträumen zucken. Sie setzte sich auf und sah sich um. Graues Licht. Auf der Uhr neben ihrem Bett war es 7   Uhr 40.   Auf ihrem Nachttisch klingelte das Handy.
    Es war McCaleb. »Gerade hat sich Lillian Eakins gemeldet«, sagte er. »Es ist zwar noch nicht offiziell, aber du solltest besser schon mal kommen. Du hattest recht. Es war kein Selbstmord.«

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    »Ich weiß, was Sie mir sagen werden.«
    »Wirklich?«
    Das Haus am Huron River war voller ernster junger Männer und Frauen von Anfang, Mitte zwanzig. Die Mehrheit trug schwarz, wobei schwer zu sagen war, ob es eine Stilfrage war oder ob sie Trauer trugen. Laura Kristoll hatte ihren Anwalt dabei – einen pummeligen Mann mit weichen Lippen und dickem grauem Haar, das von der Stirn nach hinten fiel. Sie ließ ihn stehen und bat Elizabeth ins Arbeitszimmer ihres Mannes.
    »Ich kannte Tom«, sagte Laura. »Ich habe nie an diesen Unsinn geglaubt, dass man einen anderen Menschen gar nicht richtig kennen kann. Sind Sie verheiratet?«
    »Ich war es«, sagte Elizabeth.
    »Ich kannte Tom. Ich weiß, dass er weder depressiv war noch voller Schuldgefühle steckte oder was er sonst hätte haben müssen, um zu beschließen, dass er sich aus dem Fenster seines Büros stürzen müsste. Ich bin sicher, Sie sind hergekommen, um mir zu sagen, dass Sie zu dem gleichen Schluss gekommen sind.«
    Sie saßen in den Polstersesseln, und das nachmittägliche Sonnenlicht fiel durch das Bogenfenster an der hinteren Wand des Zimmers.
    »Das ist richtig«, sagte Elizabeth. »Wir glauben, dass Ihr Mann Opfer eines tätlichen Angriffs geworden ist. Die Gerichtsmedizinerin hat eine Verletzung entdeckt, die nicht

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