Böse Dinge geschehen
Verletzt?«
»Ja.«
»Wütend?«
»Möglicherweise.«
»Hätte er Mr Loogan damit konfrontiert?«
»Ich glaube, er hätte mich damit konfrontiert. Aber er hat es nicht getan.« Laura schloss für einen Moment die Augen. »Wenn Sie glauben, er hätte David konfrontiert und David hätte ihn aus dem Fenster gestoßen – na ja, dann kennen Sie David Loogan nicht.«
»Sie glauben nicht, dass er zu einem Mord fähig ist?«
»Doch, schon. Aber er würde Tom nicht töten. Er mochte Tom.«
»Er hat es ja nicht unbedingt geplant«, sagte Elizabeth. »Sie sind vielleicht in Streit geraten –«
»Ich glaube nicht.«
»Weil Sie David Loogan kennen.«
|75| »Ja«, sagte Laura. »Das ist für Sie bestimmt schwer zu verstehen. Sie wissen von David bloß, dass er eine Affäre mit der Frau seines Freundes hatte, und jetzt ist sein Freund tot. Daraus kann man unzählige Szenarios entwickeln. Er hat mit Tom Streit bekommen, und die Dinge sind außer Kontrolle geraten. Oder er hat Tom umgebracht, um ihn aus dem Weg zu räumen, damit er und ich zusammen sein können.«
»An diese Möglichkeit habe ich schon gedacht.«
»Oder David und ich haben gemeinsam den Plan geschmiedet, Tom zu töten, damit wir zusammen sein können.«
»Das habe ich keineswegs angedeutet.«
»Nein. Es wäre zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch außerordentlich plump, so etwas zu sagen. Sie sind nicht plump. Sie sind sehr geschickt.« Laura musterte Elizabeth. »Es spielt keine Rolle. David hat Tom nicht getötet. Da bin ich mir ganz sicher – und nicht nur wegen meiner Meinung über David als Mensch.«
»Nein?«
»Nein. Es hängt auch mit den Zeiten zusammen. Gestern Abend hat man mir gesagt, dass Tom ungefähr zwanzig nach sieben gestorben ist.«
»Das stimmt«, sagte Elizabeth. »Eine Autofahrerin auf der Straße hat den Notruf abgesetzt. Der Anruf kam 19 Uhr 22 rein.«
»Um zwanzig nach sieben war David noch zu Hause. Genau zu diesem Zeitpunkt habe ich sein Haus verlassen.«
|76| 9
David Loogan hatte Kaffee aufgesetzt, als Elizabeth am Sonntagabend zu ihm nach Hause kam. Sie setzte sich auf den Platz, den er ihr anbot – im Wohnzimmer auf dem Sofa, die Wand im Rücken. Er saß auf einem Stuhl, hinter ihm das Fenster zur Straße.
Eine Stehlampe stand neben seinem Stuhl, und der Abend brach herein. Durch das Fenster konnte Elizabeth die Umrisse einer Ulme auf dem Rasen vor dem Haus erkennen. Ein paar trotzige Blätter hingen noch an den Ästen. Der Anblick war seltsam vertraut. Auch bei ihr zu Hause stand eine Ulme auf dem Rasen.
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Loogan und sah, dass er sie beobachtete. Er war glatt rasiert, und sein kupferfarbenes Haar war ordentlich geschnitten, er trug ein blaues Wollhemd und khakifarbene Hosen. Er wirkte wie ein Mann, der nie fehl am Platz ist. Du kannst ihn irgendwo hinstellen, dachte Elizabeth, und er passt sich an. Setz ihn in ein Büro oder in ein Labor – oder auf den Bau, wo er mit einem Holzbalken über der Schulter vorbeischlendert.
Sie griff nach ihrer Handtasche und holte einen Kuli und einen Notizblock heraus.
»Das ist ein ungewöhnlicher Name«, sagte sie. »Loogan.«
»Ja.«, sagte er.
»Klingt holländisch.«
»Das könnte sehr gut der Fall sein.«
»Die Leute, mit denen ich gesprochen habe«, sagte sie, »scheinen sehr wenig über Sie zu wissen.«
»Wirklich?«
|77| »Zum Beispiel Sandy Vogel. Die Sekretärin bei
Gray Streets
. Sie sagte, Sie wären ein vollkommen unbeschriebenes Blatt.«
»Ich habe mich wohl nicht so um den Kontakt zu Sandy bemüht, wie ich sollte.«
»Laura Kristoll – nun ja, sie ist ein anderer Fall. Sie weiß ein bisschen was über Sie.«
Die Tassen auf dem Kaffeetisch zwischen ihnen waren unberührt. Loogans rechte Hand lag auf seinem Knie. Er hob sie und betrachtete im Licht der Stehlampe seine Handfläche.
»Den Namen Waishkey habe ich noch nie gehört«, sagte er. »Was ist das für ein Name?«
»Das könnte sehr gut ein holländischer Name sein«, sagte Elizabeth trocken. »Wo waren Sie gestern Abend?«
»Gestern Abend?«
»Ich bin natürlich in der Hoffnung vorbeigekommen, mit Ihnen sprechen zu können.«
»Ich war bei Laura Kristoll.« Loogan betrachtete weiterhin aufmerksam seine Hand. Er krümmte seine Finger zu einer Faust.
»Das ist interessant«, sagte Elizabeth. »Was ist denn mit Ihrer Hand los?«
»Ach, nichts. Ich habe da einen Splitter.«
»Tut das weh?«
»Es stört etwas.«
»Wie ist der da
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