Böse Dinge geschehen
bitte.«
Die beiden verfielen in Schweigen. Elizabeth lauschte, wie das Feuer im Kupferkessel knisterte. Dann sagte sie: »Was können Sie mir über Adrian Tully erzählen?«
Hifflyn überlegte einen Moment lang. »Er war ein stiller junger Mann. Sanft würde ich sagen.«
»Er hat ein Manuskript von Ihnen lektoriert – eine Kurzgeschichte für
Gray Streets
. Im vergangenen Frühjahr.«
»Sie verfügen über ausgezeichnete Informationsquellen.«
»Die Sekretärin der Zeitschrift hat alles herausgesucht.«
»Ja, Adrian hat meine Geschichte redigiert«, sagte Hifflyn. »Ein schlechtes Lektorat ist ein schwaches Mordmotiv, Detective – obwohl es im ersten Moment manchmal anders aussehen kann. Aber Adrian war ein guter Lektor. Er hat ein paar Tippfehler gefunden und hier und da die Wortwahl hinterfragt. Er hat nichts geändert, bloß um etwas zu ändern.«
»War das das erste Mal, dass Sie ihn getroffen haben«, fragte Elizabeth. »Als er Ihre Geschichte redigiert hat?«
»Ja, wir haben uns auf einen Kaffee getroffen und durchgesprochen, was er gemacht hatte.«
»Ist das üblich – ich meine, dass sich der Autor und der Lektor treffen?«
»Wahrscheinlich nicht«, sagte Hifflyn. »Aber ich bin gewissermaßen eine Seltenheit, besonders für Studenten. Ein Romancier, der gedruckt wird. Manchmal möchten sie mit eigenen Augen sehen, ob es so etwas tatsächlich gibt.«
»Und Sie lassen sich darauf ein?«
»Wenn ich kann. Tom zuliebe, das ist der Hauptgrund«, sagte er. »Tom und ich haben zusammen studiert. Wir haben die Zeitschrift zusammen gegründet – mit Laura und ein paar anderen. Mein Anteil dabei war allerdings eher gering, und meine Beweggründe waren völlig egoistisch. Ich habe
Gray Streets
als eine Möglichkeit betrachtet, einige meiner eigenen Geschichten veröffentlichen zu können. Aber jetzt gerate ich in meine eigene |147| Geschichte hinein, und Sie wollen ja etwas über Adrian Tully hören.«
»Wie oft haben Sie ihn gesehen, nach jenem ersten Treffen?«
»Nicht besonders oft. Unsere Wege haben sich einige Male gekreuzt, vier- oder fünfmal vielleicht, normalerweise bei den Kristolls. Das letzte Mal habe ich ihn nach Toms Tod gesehen. In den ersten paar Tagen gab es immer ein paar Studenten, die um Laura herumlungerten. Einer von ihnen war Adrian. Ich erinnere mich, dass ich mit ihm gesprochen habe, allerdings nur beiläufig.«
»Was seine Stimmung anbelangt, können Sie nichts Genaueres sagen?«
»Ich fürchte, nein.«
»Wussten Sie, dass er wegen des Mordes an Tom unter Verdacht stand?«
Hifflyn stieß mit der Hacke seines Schuhs gegen ein Stück Feuerholz. »Das habe ich gehört, allerdings nicht, warum.«
»Wir glauben, dass er Laura an dem Tag, an dem Tom starb, gefolgt ist und entdeckt hat, dass sie eine Affäre mit David Loogan hatte. Wir haben uns mit der Theorie beschäftigt, dass er in Toms Büro gefahren ist, um ihm von der Affäre zu erzählen, und dass die beiden einen Streit hatten, der dann eskaliert ist.« Elizabeth beobachtete Hifflyns Gesichtsausdruck im Feuerschein. »Hatten Sie je den Eindruck, dass Tully sich zu Laura Kristoll hingezogen fühlte?«
Langsam schüttelte er den Kopf. »Das entzieht sich meiner Kenntnis, tut mir leid.«
»Lassen wir Tully einmal beiseite«, sagte sie. »Wie steht es mit Tom. Sie haben also zusammen studiert.«
»Ja.«
»Dann haben Sie angefangen, Bücher zu veröffentlichen, und er hatte die Zeitschrift. Hat das Ihre Freundschaft jemals belastet?«
»Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folgen kann.«
|148| »Ich habe gehört, dass er, als er jünger war, eigentlich Schriftsteller werden wollte.«
»Damals waren wir alle Schriftsteller.«
»Aber Sie sind erfolgreich gewesen. Er nicht.«
»Er hat einen anderen Weg eingeschlagen. Er hat aus
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einen Erfolg gemacht.«
»Das ist nicht das Gleiche, oder?«
»Wenn Tom mich je beneidet hat, dann hat er das für sich behalten.«
»Wie nahe waren Sie sich?«, sagte sie. »Haben Sie ihn oft gesehen? Haben Sie mit ihm telefoniert?«
»Manchmal rief er mich an, um zu fragen, wie ich mit einem Manuskript weiterkam, oder wenn er einen neuen Autor entdeckt hatte. Und wir sind zusammen Essen gegangen – Tom und Laura, meine Frau und ich.«
»Dann gibt es also auch eine Mrs Hifflyn?«
»Sie ist gerade auf Reisen in Europa. Ich kann Ihnen eine Telefonnummer geben, wenn Sie mit ihr sprechen wollen. Sie ist gerade in Venedig. Sie hat dort Familie.«
Elizabeth neigte ihren Kopf.
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