Böse Dinge geschehen
keineswegs damit andeuten wollen.«
»Nein. Aber das ist der Subtext«, sagte Bridget. »Und das Problem bei diesem Szenario ist Folgendes: Wenn Adrian Tully ermordet worden ist, dann muss der Mörder entweder mit ihm zusammen rausgefahren sein oder sich mit ihm dort verabredet haben. In beiden Fällen muss es einen Vorwand, einen Grund dafür gegeben haben. Und den kann ich Ihnen leider nicht nennen, denn ich bin nicht diejenige, die ihn umgebracht hat.«
Sie griff nach einem quadratischen schwarzen Kissen auf dem Diwan und legte es sich in den Schoß. »Ich habe auch Tom nicht getötet, falls Sie das wissen wollen. Auch dafür ist Rachel mein Alibi. An dem Abend, als er starb, waren wir hier. Wir haben zusammen Abendessen gekocht – Lasagne mit Auberginen und einer Tomaten-Basilikum-Sauce.« Sie hielt einen Moment inne. »Ich glaube, ich habe gerade die Servietten und das Besteck hingelegt, als Tom auf den Bürgersteig krachte«, fügte sie dann gelassen hinzu.
Sie legte das Kissen weg und stand auf. »Ich fürchte, ich habe an der Fortsetzung dieses Gesprächs das Interesse verloren«, sagte sie. »Wenn nichts mehr ist, kann ich Sie vielleicht zur Tür bringen.«
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»Sie haben den Sonnenuntergang verpasst«, sagte Casimir Hifflyn.
»Das war keine Absicht«, erwiderte Elizabeth.
»Ich kann ihn für Sie zusammenfassen. Einige Wolkenstreifen, und dahinter leuchtete der Himmel rosa über den Ästen jener Bäume, und dann verwandelte sich das Rosa in ein dunkleres Rot.«
Hifflyn wohnte in einem großen Farmhaus, das durch hohe Hecken gegen die Straße geschützt war. Hinter dem Haus war eine Veranda aus Steinplatten und ein breiter abfallender Rasen. In einem niedrigen Kupferkessel, der auf den Steinplatten stand, brannte ein Feuer. Hifflyn und Elizabeth saßen in Liegestühlen, die sie nahe ans Feuer geschoben hatten.
»Haben Sie mal etwas von Bridget gelesen?«, fragte Hifflyn.
»Ich fürchte, nein.«
»Man sollte wohl nicht über die Bücher seiner Kollegen urteilen«, sagte er. »Jedenfalls haben sie nicht den Anspruch, ernsthafte Literatur zu sein. Realismus ist nicht ihre Stärke. Der Roman, den Sie erwähnt haben – mit dem vorgetäuschten Selbstmord in einem geparkten Auto neben einem Maisfeld –, der hält nicht stand, jedenfalls nicht, wenn man ihn sich genauer anschaut. Zunächst einmal muss man sein Opfer doch davon überzeugen, mitten in der Nacht in die Pampa rauszufahren.«
»Bridget hat das Problem auch schon angesprochen«, warf Elizabeth ein.
»Aber das ist nur eine der Schwierigkeiten«, sagte Hifflyn. »Womöglich gibt es Zeugen, denn man ist nicht wirklich in der |145| Pampa. Man ist in der Nähe eines Maisfeldes. Das bedeutet, dass es eine Farm gibt, und damit auch ein Farmhaus. In ihrem Fall, glaube ich, war das Farmhaus angeblich verlassen. Aber was ist mit den Nachbarn? Sollte dieses Farmhaus etwa das Einzige in der Gegend sein? In einer ruhigen Nacht hört man das Geräusch von Schüssen doch kilometerweit. Und damit das Ganze klappt, muss man zwei Schüsse abfeuern, einen, um das Opfer zu töten, und einen, um ihm die Schmauchspuren für die Hand zu verpassen. Spätestens wenn jemand den zweiten Schuss hört, fällt die Story doch in sich zusammen.«
»Das überprüfen wir gerade«, sagte Elizabeth. »Einige meiner Kollegen sind dort und befragen die Leute, die in der Gegend wohnen.«
»Und dann wäre da noch die Kugel selbst«, sagte Hifflyn. »Die zweite Kugel. Wenn Sie sie abfeuern, muss sie irgendwo einschlagen. Wahrscheinlich im Feld oder – gibt es am Rand des Feldes Bäume?«
»Ich glaube, ja.«
»Dann meinetwegen auch in einem Baumstamm. Wie auch immer, man kann die Kugel wiederfinden. Und wenn das so ist, dann hat man den Beweis, dass ein zweiter Schuss abgefeuert worden ist. Das sieht dann nicht länger nach einem Selbstmord aus. Unser Mörder hat kein Glück mehr.« Hifflyn häufte etwas Holz auf das Feuer. »So wird übrigens das Verbrechen in Bridgets Roman aufgelöst. Die zweite Kugel wird gefunden. Der Hund der Heldin schleppt sie aus dem Feld an. Dusty oder Rusty oder wie der heißt. So enden ihre Bücher immer. Der Hund findet die Lösung.«
»Es gibt alles Mögliche«, sagte Elizabeth.
»So ist das wohl. Ich möchte nicht anmaßend klingen, aber der konventionellere Weg ist wohl der bessere. Zum Beispiel, indem man das Feld mit Metalldetektoren absucht.«
»Daran haben wir schon gedacht. Ich glaube, das wird gerade organisiert.«
|146| »Na
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