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Böse Dinge geschehen

Böse Dinge geschehen

Titel: Böse Dinge geschehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dolan
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miaute die Katze klagend in ihrer Transportbox.
    Ohne besonderen Nachdruck sagte Valerie: »Glauben Sie, Sie sind der Erste, der eine Waffe auf mich richtet? Ich hatte einmal einen Stiefvater. Zumindest wollte meine Mutter, dass ich ihn so nenne. Sie waren nicht verheiratet. Er hatte eine Pistole, ein Souvenir aus seinen Tagen als Soldat. Er hat sie immer mitgenommen, wenn meine Mutter nicht zu Hause war und er ein paar Bier intus hatte. Er zielte damit auf meinen Kopf, und ich musste mich ausziehen. Ich war elf. Er hat mich nie berührt. Er fand, dass Männer, die so etwas taten, krank waren. Er hatte Skrupel. Ich wäre bei ihm sicher, sagte er. Nach ein paar Jahren, als ich Formen bekam, hatte er seine Skrupel nicht mehr so unter Kontrolle, und ich war nicht mehr vor ihm sicher.«
    Ohne ihren Blick abzuwenden, griff sie mit der linken Hand nach ihrer Aktentasche. Ihre rechte Hand hielt das Pfefferspray umschlossen. »Sie müssen mich schon erschießen oder mich gehen lassen«, sagte sie. »Ich werde meine Waffe benutzen.«
    Er machte einen Schritt zurück und ließ die Waffe sinken. Er sah zu, wie sie nach den Riemen und Griffen der anderen Taschen auf dem Fußboden fasste. Der schwarze Zylinder blieb |241| dabei in ihrer rechten Hand. Die Transportbox stand immer noch auf dem Tresen, als sie zur Tür ging.
    »Wollen Sie wegen der Katze noch mal zurückkommen?«, fragte Loogan sie.
    Sie blickte vom Eingang her über ihre Schulter zu ihm zurück. »Ich denke, die Katze geht ihre eigenen Wege. Ich fahre jetzt, und dabei bleibt es.«
    Die Katze miaute leise in der Diele, als Loogan Wrentmores Revolver wieder im Gitarrenkasten verstaute. Und das Tier schnurrte sanft, als er die Transportbox auf den Beifahrersitz von Valerie Calneros Auto hievte.
    Die Sonne kam gerade hinter einer Wolke hervor, als Valerie ihre Taschen auf den Rücksitz stapelte. Sie drehte sich zu Loogan um, und das Sonnenlicht fiel auf ihr Gesicht.
    »Ich bin dann mal weg«, sagte sie. »Ein guter Tag zum Autofahren.«
    Diskret hielt sie das Pfefferspray an ihre Seite gepresst.
    »Wohin geht’s?«, fragte Loogan sie.
    Sie lachte unwillkürlich, warf den Kopf zurück. »Sie machen sich lächerlich«, sagte sie.
    Er straffte seine Schultern, an denen das Gewicht des Gitarrenkastens zerrte. »Stimmte das, was Sie da erzählt haben, über Ihren Stiefvater?«
    Sie nahm die Brille ab und sah ihn frech an. »Lächerlich«, sagte sie noch einmal. »Und Sie machen eine schreckliche Figur mit Ihrer Waffe. Aber ich kann schon verstehen, warum Laura Sie mag.«
    Sie hob das Kinn, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm mit offenen Augen einen Kuss, der auf seiner Unterlippe nachwirkte.
    Als sie abfuhr, holte er sein Handy heraus. Er stellte es an und gab eine Nummer ein, während er über die Straße ging. Es klingelte dreimal, und dann hörte er Elizabeth Waishkeys Stimme.
    »Mr Loogan. Wo sind Sie?« Sie hörte sich leicht amüsiert an.
    |242| »Sie müssen mit Valerie Calnero sprechen«, sagte er.
    »Wir sind gerade auf dem Weg zu ihr. Wir sind aufgehalten worden, weil wir uns noch die Geschichte von Ihrem Abstecher zu Self-Storage USA angehört haben.«
    »Sie haut gerade ab«, sagte er nüchtern. »Wenn Sie sie erwischen wollen, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Sie hat gerade ihre Wohnung verlassen.«
    Ihr amüsierter Ton war jäh verschwunden. »Ach, da sind Sie? Bleiben Sie, wo Sie sind. Wir sind in ein paar Minuten da.«
    »Sie fährt in östlicher Richtung, in einem hellgrünen Chevy.« Er teilte ihr aus dem Gedächtnis die Autonummer mit. »Sie müssen sich beeilen.«
    »Wir beeilen uns ja. Fahren Sie nicht weg, Mr Loogan. Bleiben Sie da.«
    Er war bei seinem Auto angelangt, ließ den Kofferraum aufschnappen und hob den Gitarrenkasten hinein.
    »Bin schon weg«, sagte er.

|243| 26
    Der Mittwochabend war ruhig. Sarah war zur Bibliothek gefahren, um sich einer Projektarbeit für die Schule zu widmen. Elizabeth hatte es sich auf dem Sofa in ihrem Wohnzimmer bequem gemacht. Auf dem Couchtisch in der Nähe stand ein Glas Wein, Aktenordner und Berichte bedeckten die Kissen neben ihr. Aus dem C D-Spieler erklang leise eine Chopin-Etüde.
    Valerie Calneros Flucht hatte an diesem Tag im Mittelpunkt gestanden. Stoisch hatte ihr Chef Owen McCaleb die Nachricht in Empfang genommen und einen Augenblick lang völlig bewegungslos mitten in seinem Zimmer gestanden. Er hatte Elizabeth oder Shan keinerlei Vorwürfe gemacht, sondern nur gesagt: »Dann sollten

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