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Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
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wiederholten Kontakt etwas einzufangen, das sich schlicht nicht weitergeben ließ. Erst bei dem Drama mit Jeremy begriff Celia, welchen Wert ein unerschütterliches Temperament wie das ihre hatte, das sich lieber im Licht von anderen sonnte.
    Seit sie auf den Highway gefahren waren, hatte Celia den Tacho im Blick. Mit einem Mal erschienen ihr fünfundsiebzig Meilen – jetzt nur noch achtundsechzig – als eine Distanz, die sie weit eher würde auskosten können als das Wiedersehen am Flughafen. Die Urlaubslandschaft und der vertraute Rhythmus der Straße boten ihr Zuflucht.
    «Also dann, lass uns reden», sagte Huck. Celias Magen krampfte sich zusammen. Huck glitt mit dem Sitz nach vorn, um auf gleicher Höhe mit ihr zu sein, und nahm die Füße von der Windschutzscheibe, auf der sich im Sonnenlicht zwei Abdrücke abzeichneten.
    Laut Tacho war eine weitere Meile dahin.
    «Was ist?», fragte Huck. «Du bist ja auf einmal totenbleich.»
    «Ich schätze, ich bin ein bisschen nervös.»
    «Wieso?»
    «Als ich am Flughafen auf dich gewartet habe …» Sie schüttelte den Kopf. «Ich wusste nicht, ob es anders sein würde, wenn ich dich sehe, aber es war genauso wie immer. Und darüber hätte ich mich eigentlich freuen sollen, aber als wir dann zum Auto gegangen sind, habe ich mir gedacht, und wenn das jetzt das letzte Mal ist?» Sie lenkte den Wagen an den Straßenrand.
    «Ceel», sagte er.
    Sie hielt das Steuer umklammert und starrte auf den Punkt, an dem Highway und Himmel aufeinandertrafen.
    «Schau mich an, Ceel. Nach dem, was gestern Abend war, meinst du da wirklich –?»
    «Aber … verstehst du, ich kann mich nicht mehr erinnern, wann wir das zum letzten Mal gemacht haben! Nicht am Telefon, meine ich. Es ist …»
    «Es ist lange her», sagte er.
    «Und als wir aufgelegt haben, fing mein Gehirn an zu rattern. Ich konnte nichts dagegen machen, aber ich musste daran denken, auf welche Weise Leute Abschied voneinander nehmen.»
    Huck starrte sie an. «Willst du das denn?»
    Sie berührte seine Wange; er musste sich irgendwann vor dem Flug extra für sie rasiert haben. «Nein», sagte sie. «Aber du warst unglücklich, und wir waren so … Ich meine gar nicht diese Woche, ich meine schon vorher.»
    Huck beugte sich zu ihr und küsste sie. Seine warme Haut streifte ihre Wange, ihr Kinn, ihre geschlossenen Lider. «Das war kein Abschiedskuss», sagte er.
    Autos fuhren lärmend an ihnen vorbei.
    «Erzähl, was los war», sagte er.
    «Es ist so viel.» Celia schloss die Augen wieder. «Das mit uns und das mit Djuna und zu Hause zu sein, und alles hängt irgendwie in der Schwebe …»
    Huck umfasste ihre Schultern. «Fang mit heute an. Ich muss mindestens zwölf Stunden aufholen. Der Rest …» Er zuckte mit den Achseln. «Den Rest nehmen wir, wie er kommt.»
    «Heute Morgen», sagte Celia, «bin ich zur Ripley Road gefahren. Da war ich seit der Grundschule nicht mehr, aber sie ist mir nie aus dem Kopf gegangen.»
    Ihre Stimme klang belegt, und Celia hörte darin das ganze aberwitzige Gewicht ihrer morgendlichen Enttäuschung. Das Verschwinden des Waldes mitsamt allem, was er geborgen hatte, kam ihr vor wie eine herausgerissene Seite aus dem Verzeichnis kindlicher Machtlosigkeit – jenem überwältigenden Aufgebot von verregneten Schulausflügen, Krankheiten zur Unzeit und Einmischungen von Erwachsenenseite, die einem ständig vor Augen führten, wie unbedeutend man war.
    «Ich bin die Strecke nachgefahren, die der Schulbus immer genommen hat», erklärte sie. «Bis zur letzten Abzweigung war alles so, wie ich es in Erinnerung hatte. Die Ripley Road hat sich damals mitten durch den Wald geschlängelt, eine schmale Straße ohne Fahrbahnmarkierungen und Leitplanken. Jetzt ist da, wo früher der Wald war, eine schnurgerade, vierspurige Trasse mit einem Bürogebäude.»
    Durch das Beifahrerfenster war nun zu sehen, was Celia morgens zu finden gehofft hatte – meilenweit nichts als Bäume, ein grüner Baldachin. Der unberührte Wald entlang der Ripley Road hatte für sie als Kind das Ende der ihr bekannten Welt markiert.
    «Es war alles weg?», fragte Huck.
    «Alles», sagte sie. «Es klingt vielleicht albern, aber ich war so fest überzeugt, dass ich Djunas Weg zurückverfolgen könnte. Ich wusste noch ganz sicher, an welcher Kurve es gewesen war, welche Verkehrsschilder in der Nähe standen. Ich hatte fest damit gerechnet, dass der Wald noch da ist.»
    Huck nickte. «Du wolltest einen Schlussstrich.»
    «Nein.»

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