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Böse Freundin (German Edition)

Böse Freundin (German Edition)

Titel: Böse Freundin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myla Goldberg
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schrieb auf eine Papierserviette von Bertha’s Mussels , Celia schickte ihm Sand aus North Beach. Sie hatte, fünf Querstraßen weiter, den Briefkasten mit der frühesten Leerungszeit ausgekundschaftet und nahm den Extraweg auf sich, damit ihre Nachrichten unter Umständen drei Stunden eher an die Ostküste gelangten. Wenn sie Huck jetzt am Flughafen abfing, verschaffte ihnen dies neunzig Minuten oder sogar noch mehr, wenn sie gegenüber ihren Eltern behauptete, im Stau gestanden zu haben. Nach fünfundsiebzig Meilen tauchte die Silhouette des Flughafentowers auf, einem Leuchtturm gleich, der ein verirrtes Schiff nach Hause ruft.
    Da er sie nicht erwartete, hielt er auch nicht Ausschau, hatte sich schon mit der Flughafeneinsamkeit abgefunden. Bevor Celia noch seine Gesichtszüge erkennen konnte, fielen ihr im Strom der Ankömmlinge in Terminal A Hucks schmale Schultern und seine langen Schlenkerarme ins Auge. Die Rolltreppe abwärts rückte seinen kantigen Kiefer in den Blick, den durch nichts zu bändigenden Haarwirbel und seine Hand, die wie selbstverständlich leicht abgewinkelt auf dem Handlauf ruhte. Sogar die durch die Massen auf der Rolltreppe erzwungene Untätigkeit stand ihm gut zu Gesicht; er schaute als Einziger nicht nach unten, um den Übergang auf festen Boden möglichst elegant zu bewältigen. Die Fähigkeit, Huck schon von weitem auszumachen, würde sie ebenso wenig verlernen können wie das Lesen, dachte Celia, selbst wenn sie einmal nicht mehr diejenige wäre, zu der er zurückkehrte. Zum Teil war sie gekommen, um zu sehen, was passierte, wenn er sie erblickte, ob sein Gesicht auch in aller Öffentlichkeit den Ausdruck annehmen würde, der, so glaubte sie, ihr allein vorbehalten war: die Augen geweitet, die Pupillen riesig, die Nasenflügel gebläht, als witterten sie einen vertrauten Geruch. Als Huck sie erspähte, gingen Augenbrauen und Mundwinkel zugleich in die Höhe, der Auftakt zu dem breiten, albernen Grinsen, das seine Freude seit den Zirkusbesuchen und Eiswaffeln seiner Kindheit bis heute am reinsten zum Ausdruck brachte. Sein Puls kam auf Touren und färbte seine Wangen rot. Sein Blick besagte: Das ist der Mensch, den ich von allen am besten kenne. In ihren Augen lag das Wissen umeinander, um die elitärste Gesellschaft der Welt, einen Club, dessen Mitgliederzahl auf zwei beschränkt war. Celia rief seinen Namen, fasste ihn bei den Schultern und schmiegte sich an ihn. Sie waren gleich groß, ihre Lippen fanden sich wie von selbst.
    «Das ist aber eine Überraschung.»
    «Es verschafft uns ein bisschen Zeit», sagte sie. «Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, gleich zu meinen Eltern ins Fernsehzimmer zu marschieren und so zu tun, als ob –»
    «Küss mich noch mal», sagte er.
    Celia war bei der öffentlichen Zurschaustellung von Gefühlen unwohl, selbst im Ankunftsbereich eines Flughafens, wo dergleichen ohne weiteres toleriert wurde. Huck dagegen liebte romantische Szenen. Ihr Kompromiss bestand aus einem zweiten, etwas kürzeren Kuss, gefolgt von fest ineinander verschlungenen Händen.
    «Schön, dass du gekommen bist», sagte er.
    Sie wusste, dass er für den Flug frische Sachen angezogen hatte, damit er sie am folgenden Tag noch einmal tragen konnte, und dass sein blauer Handkoffer alles enthielt, was er für nötig erachtete: Kleidung zum Wechseln, ein Waschtäschchen, ein Buch und CDs für unterwegs. Kleine Gewissheiten, zu denen sie Zuflucht nahm.
    «Wie waren die Mädels, als du losgezogen bist?»
    «Unmöglich», sagte er. «Du weißt ja, wie sie die ganze Woche drauf waren, da kannst du dir wohl denken, was für ein Akt es war, sie in die Hundepension zu verfrachten.»
    «Wolltest du Jenna nicht was extra bezahlen, damit sie auch am Wochenende mit ihnen rausgeht?»
    «Doch», sagte er. «Aber sie war sich nicht sicher, ob sie es am Sonntag zweimal schafft, und die Mädels waren ohne dich sowieso schon so trübsinnig, da wollte ich sie nicht noch mehr aus der Spur bringen und sie allein in der Wohnung lassen. Ich hab sie in die schicke Pension gebracht, wo sie drinnen und draußen spielen können. Bella wurde gleich munter, als sie die anderen Hunde gesehen hat, aber Sylvie hat mich angeschaut, als wäre ich ein Schwerverbrecher.»
    «Arme Sylvie.» Celia seufzte. «Bei der bin ich vermutlich jetzt unten durch.»
    «Ach was», sagte Huck. «Du bist immer noch ihr Ein und Alles.»
    Eine Glasschiebetür entließ sie aus der Konservenluft des Terminals in eine Umgebung, die

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