Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
Vom Netzwerk:
Sie funkeln ja gar nicht. Es interessiert Sie, warum ich so aufrichtig bin? Namentlich deshalb, weil jetzt alles anders ist, zu Ende, vorbei, Sand drüber. Ich habe plötzlich meine Meinung über Sie geändert. Die alte Methode ist zu Ende; jetzt werde ich Sie nie mehr nach der alten Methode kompromittieren; jetzt tue ich es nach einer neuen Methode.«
    »Sie haben die Taktik geändert?«
    »Keine Taktik. Von jetzt an gilt nur Ihr freier Wille, das heißt, Sie können ganz nach Belieben ja oder nein sagen. Darin ist meine neue Taktik. Und unsere Sache werde ich mit keiner Silbe erwähnen, solange Sie es nicht wünschen. Sie lachen? Wohl bekomm’s, ich lache ja auch. Aber jetzt meine ich es ernst, ernst, ernst, obwohl jemand, der es so eilig hat, natürlich untalentiert ist, nicht wahr? Macht nichts, dann bin ich eben untalentiert, aber ich meine es ernst, ernst.«
    Er sagte das in der Tat ernst, in einem ganz anderen Ton und irgendwie eigentümlich bewegt, so daß Nikolaj Wsewolodowitsch ihn interessiert ansah.
    »Sie sagen, Sie hätten Ihre Meinung über mich geändert?« fragte er.
    »Ich habe meine Meinung über Sie in jenem Augenblick geändert, als Sie nach Schatow die Arme hinter dem Rücken verschränkten, und nun genug, genug, keine Fragen bitte, ich werde nichts mehr sagen.«
    Er sprang auf und fuchtelte mit den Armen, als wehrte er weitere Fragen ab; aber da die Fragen ausblieben und er nicht vorhatte zu gehen, ließ er sich wieder in den Sessel sinken, einigermaßen beruhigt.
    »Nebenbei, en parenthèse«, fing er sofort an zu plappern, »hier wird prophezeit, Sie würden ihn töten, und es wird schon darauf gewettet, so daß Lembke sogar erwog, die Polizei einzuschalten, aber Julija Michajlowna hat es verboten … Genug davon, ich wollte Sie nur unterrichten. Nebenbei, noch etwas: Ich habe die beiden Lebjadkins noch am selben Tag umgesiedelt, das wissen Sie; haben Sie meinen Zettel mit der neuen Adresse nicht erhalten?«
    »Ja, sogleich.«
    »Das tat ich nicht aus ›Mangel an Talent‹, sondern aufrichtig, aus Hilfsbereitschaft. Wenn es auch untalentiert war, so war es doch aufrichtig.«
    »Ja, schon gut, vielleicht muß es so sein …«, sagte Nikolaj Wsewolodowitsch nachdenklich, als überlege er etwas. »Nur sollten Sie mir keine Zettel mehr schreiben, ich bitte darum.«
    »Es war unvermeidlich, nur ein einziger.«
    »Liputin weiß es also?«
    »Es war unvermeidlich; aber Liputin, das wissen Sie doch, wird nicht wagen … Übrigens, man sollte doch zu den Unseren hingehen, das heißt zu ihnen und nicht zu den Unseren, Sie legen ja jedes Wort auf die Goldwaage. Aber keine Sorge, nicht sofort, sondern irgendwann einmal. Im Augenblick regnet es. Ich werde ihnen Bescheid geben, sie werden sich versammeln, und wir kommen abends dazu. Sie warten schon mit offenem Mund auf unsere Mitbringsel, wie die jungen Dohlen im Nest. Hitzköpfe! Sie halten Bücher bereit und möchten diskutieren. Wirginskij ist ein Allgemeinmensch, Liputin – ein Fourierist mit starkem Hang zum Spionieren; ein Mensch, sag’ ich Ihnen, der in einer bestimmten Beziehung sehr zu schätzen ist, aber in allen anderen eine harte Hand braucht; und schließlich noch der mit den langen Ohren, der wird über sein eigenes System dozieren. Sie sind, wissen Sie, beleidigt, daß ich sie vernachlässige und mit kalten Güssen behandle, he-he! Aber hingehen muß man, unbedingt.«
    »Haben Sie mich dort als eine Art Chef vorgestellt?« fragte Nikolaj Wsewolodowitsch so beiläufig wie möglich. Pjotr Stepanowitsch warf ihm einen raschen Blick zu.
    »Nebenbei«, fuhr er im gleichen Atemzug fort, als hätte er die Frage überhört, »ich habe ja zwei-, dreimal täglich bei der hochverehrten Warwara Petrowna vorgesprochen und sah mich schon wieder gezwungen, viel zu reden.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Sie brauchen sich nichts vorzustellen, ich habe einfach gesagt, daß Sie keinen töten werden, und ähnliches Süßholz geraspelt. Aber stellen Sie sich vor: Bereits am nächsten Tag wußte sie, daß ich Marja Timofejewna aufs andere Ufer verfrachtet hatte; haben Sie es ihr gesagt?«
    »Kein Gedanke.«
    »Hab’ ich mir gedacht, daß Sie es nicht waren. Wer dann, wenn nicht Sie? Interessant.«
    »Liputin natürlich.«
    »N-n-nein, Liputin war es nicht«, murmelte Pjotr Stepanowitsch und runzelte die Brauen. »Ich werde schon herausbringen, wer es war. Sieht ganz nach Schatow aus … Übrigens, Unsinn, lassen wir das! Es ist übrigens äußerst

Weitere Kostenlose Bücher