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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Platz. Sie sind schmutzig; macht nichts; den Fußboden wische ich nachher mit nassem Lappen.«
    Nikolaj Wsewolodowitsch nahm Platz und leerte die eingeschenkte Tasse Tee beinahe in einem Zug.
    »Mehr?« fragte Kirillow.
    »Ergebensten Dank.«
    Kirillow, der sich bis jetzt noch nicht gesetzt hatte, setzte sich sogleich ihm gegenüber und fragte:
    »Wieso kommen Sie?«
    »Ein Anliegen. Hier, lesen Sie diesen Brief, er ist von Gaganow; wissen Sie noch, ich habe in Petersburg mit Ihnen über ihn gesprochen.«
    Kirillow nahm den Brief, las ihn, legte ihn auf den Tisch und sah Nikolaj Wsewolodowitsch erwartungsvoll an.
    »Diesen Gaganow«, begann Nikolaj Wsewolodowitsch seine Erklärung, »traf ich, wie Sie wissen, vor einem Monat, in Petersburg, zum ersten Mal in meinem Leben. Wir sind uns dreimal begegnet, in Gesellschaft. Er stellte sich mir nicht vor und sprach mich auch nicht an, fand aber trotzdem Gelegenheit, sehr ausfällig gegen mich zu werden. Ich habe es Ihnen damals erzählt; aber da gibt es etwas, was Sie nicht wissen: Als er damals Petersburg verließ, noch vor mir, schickte er mir plötzlich einen Brief, der zwar noch nicht ganz so war wie dieser, aber doch in höchstem Maße anstößig und schon allein deshalb eigenartig, weil er keinerlei Hinweis auf den Anlaß enthielt, der ihm zugrunde lag. Ich antwortete ihm auf der Stelle, ebenfalls schriftlich, und sprach darin völlig unverblümt aus, daß er mir wohl den Vorfall mit seinem Vater, hier im Club, nachtrage und daß ich meinerseits bereit sei, mich bei ihm auf jede gewünschte Art und Weise zu entschuldigen, davon ausgehend, daß mein Handeln nicht vorsätzlich gewesen und auf eine Krankheit zurückzuführen war. Ich bat ihn, meine Entschuldigungen in Erwägung zu ziehen. Er antwortete nicht und reiste ab; und nun treffe ich ihn hier wieder, rasend vor Wut. Mir wurden einige seiner öffentlich geäußerten Urteile zugetragen, die eindeutige Beschimpfungen und absonderliche Beschuldigungen enthielten. Und schließlich, heute, kommt dieser Brief, wie gewiß noch nie jemand einen erhalten hat, mit Beschimpfungen und Ausdrücken wie ›Ihre verprügelte Fresse‹. Ich komme in der Hoffnung, daß Sie nicht ablehnen, mein Sekundant zu sein.«
    »Sie sagten, noch nie jemand einen solchen erhalten«, bemerkte Kirillow, »wenn man rast, ist alles möglich; man schreibt öfters so. Puschkin an Heeckeren geschrieben. Gut, ich gehe hin. Sagen Sie, wie?«
    Nikolaj Wsewolodowitsch erklärte, er wünsche es gleich morgen, und zwar solle man unbedingt mit neuerlichen Entschuldigungen beginnen und sogar mit der Zusicherung einer weiteren schriftlichen Entschuldigung, allerdings unter der Voraussetzung, daß Gaganow seinerseits verspräche, das Briefeschreiben zu unterlassen. Der eingetroffene Brief werde dann als nicht existent betrachtet werden.
    »Zuviel Entgegenkommen, wird nicht zustimmen«, sagte Kirillow.
    »Ich bin vor allem gekommen, um zu fragen, ob Sie zustimmen und bereit sind, solche Bedingungen zu überbringen.«
    »Ich tue es. Ihre Sache. Aber er wird nicht zustimmen.«
    »Ich weiß, daß er nicht zustimmen wird.«
    »Will sich schlagen. Sagen Sie, wie wollen Sie sich schlagen?«
    »Es handelt sich ja darum, daß ich morgen unbedingt den Schlußstrich ziehen möchte. Sie sind bei ihm gegen neun Uhr morgens. Er wird alles anhören und nicht zustimmen, sondern Sie an seinen Sekundanten weisen – sagen wir, gegen elf. Mit diesem werden Sie alles vereinbaren, und dann, um eins oder um zwei, müssen alle an Ort und Stelle sein. Ich bitte Sie, dies zu ermöglichen. Als Waffen natürlich Pistolen, und ich bitte Sie nachdrücklich, darauf hinzuwirken, daß die Barriere auf zehn Schritt festgelegt wird; jeder von uns soll jeweils zehn Schritte hinter die Barriere gestellt werden und auf Kommando auf den anderen zugehen. Jeder muß unbedingt bis zu seiner Barriere vorgehen, darf aber auch vorher, im Gehen, schießen. Das ist alles, glaube ich.«
    »Zehn Schritt Barriere ist nah«, bemerkte Kirillow.
    »Meinetwegen zwölf, nur nicht mehr, Sie sehen doch, daß er sich ernsthaft schlagen will. Können Sie eine Pistole laden?«
    »Ich kann. Ich habe Pistolen; werde mein Wort geben, daß Sie noch nicht damit geschossen haben. Sein Sekundant auch sein Wort für seine; zwei Paar, und wir losen, ob seine oder unsere?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Wollen Sie die Pistolen sehen?«
    »Gern.«
    Kirillow hockte sich vor seinen Koffer, der in der Ecke lag, immer noch nicht

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