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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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laufenlassen. Und im vergangenen Jahr bin ich beinahe reingefallen, als ich Fünfzig-Rubel-Scheine französischer Herstellung Korowajew überbrachte; Gott sei Dank ist Korowajew ausgerechnet damals sternhagelbesoffen im Teich ertrunken, und sie konnten mir nichts nachweisen. Hier, bei Wirginskij, habe ich die Freiheit der sozialistischen Ehefrau verkündet. Im Monat Juni im … skij-Kreis Zettel verteilt. Sie sagen, ich muß weitermachen … Pjotr Stepanowitsch gibt mir plötzlich zu verstehen, daß ich zu gehorchen habe; er droht mir schon seit langem, und wie hat er mich damals am Sonntag behandelt! Nikolaj Wsewolodowitsch, ich bin ein Knecht und ein Wurm, aber ich bin nicht Gott, und das allein unterscheidet mich von Derschawin. Aber meine Mittel, was heißt schon Mittel …!«
    Nikolaj Wsewolodowitsch hatte sich alles interessiert angehört.
    »Vieles davon habe ich noch nicht gewußt«, sagte er, »natürlich, bei Ihnen ist alles möglich … Passen Sie auf«, fügte er nach einigem Überlegen hinzu, »wenn Sie wollen, so können Sie ihnen, na ja, wem Sie wollen, sagen, daß Liputin phantasiert hätte und daß Sie nur mich mit einer Anzeige einschüchtern wollten, im Glauben, auch ich sei kompromittiert, um mich auf diese Weise zu erpressen … Verstehen Sie?«
    »Nikolaj Wsewolodowitsch, mein Guter, droht mir denn wirklich eine solche Gefahr? Ich habe ja nur auf Sie gewartet, um Sie danach zu fragen.«
    Nikolaj Wsewolodowitsch lächelte.
    »Nach Petersburg wird man Sie natürlich nicht fahren lassen, auch wenn ich Ihnen das Reisegeld geben würde … Nun, es ist Zeit, ich will zu Marja Timofejewna.« Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Stuhl.
    »Nikolaj Wsewolodowitsch, und wie wird es nun mit Marja Timofejewna?«
    »So, wie ich gesagt habe.«
    »Ist denn auch das wirklich wahr?«
    »Sie glauben es immer noch nicht?«
    »Wollen Sie mich wirklich abstreifen wie einen alten abgetragenen Stiefel?«
    »Ich werde sehen«, Nikolaj Wsewolodowitsch lachte. »Und jetzt möchte ich gehen.«
    »Wenn Sie wünschen, kann ich draußen vor der Tür warten … um nicht unabsichtlich zu horchen … weil die Zimmer so winzig sind.«
    »Sehr vernünftig, warten Sie draußen vor der Tür. Nehmen Sie den Schirm.«
    »Den Schirm … Ihren Schirm … Bin ich’s denn wert?« fragte der Hauptmann zuckersüß.
    »Einen Schirm ist jeder wert.«
    »Damit haben Sie kurz und bündig das Minimum der Menschenrechte bestimmt …«
    Aber seine Worte kamen ihm ganz mechanisch über die Lippen; er war durch die Neuigkeit restlos überwältigt und endgültig verwirrt. Aber fast im selben Moment, da er vor die Tür trat und den Regenschirm aufspannte, begann in seinem leichtsinnigen und listigen Kopf sich schon wieder der gewohnte beruhigende Gedanke zu regen, daß man ihn betrügen und belügen wolle und er folglich nichts zu fürchten habe, weil er gefürchtet werde.
    “Wenn sie belügen und betrügen, dann muß es doch einen Grund haben?” rumorte es in seinem Kopf. Das Bekanntgeben der Ehe schien ihm unglaubhaft: “Freilich, von diesem Taschenspieler ist alles zu erwarten: Er lebt nur, um den Menschen Böses anzutun. Wie, wenn er selbst Angst hat seit dem sonntäglichen Affront, und zwar so sehr wie nie zuvor? Und schon kommt er gelaufen, um zu versichern, er will es selbst verkünden, vor lauter Angst, ich könnte es tun. Halt die Augen auf, Lebjadkin! Und warum kommt er mitten in der Nacht, heimlich, wenn er es selbst bekanntzugeben wünscht? Und wenn er Angst hat, so hat er sie gerade jetzt, gerade jetzt bekommen, in diesen paar Tagen … He-he, Lebjadkin, sei wachsam! …
    Er will mir Angst einjagen mit dem Pjotr Stepanowitsch. Ojoj-joj, das ist schlimm; doch, das ist wirklich schlimm! Hat mich doch der Teufel geritten, daß ich mich vor Liputin verplappert habe! Weiß der Teufel, was diese Teufel im Sinn haben, ich bin noch nie daraus schlau geworden. Sie regen sich wieder, wie vor fünf Jahren. In der Tat, wo hätte ich sie anzeigen sollen? ‘Haben Sie etwa vor lauter Dummheit an irgend jemand geschrieben?’ Aha. Das heißt, man kann schreiben, unter dem Schein der Dummheit? Wollte er mir vielleicht einen Rat geben? ‘Sie wollen deshalb nach Petersburg reisen.’ Ich habe nur davon geträumt, und dieser Gauner hat schon meinen Traum erraten! Wie wenn er mich auf den Gedanken bringen wollte hinzufahren. Es gibt hier zwei Möglichkeiten, die eine oder die andere: Entweder hat er selbst Angst, weil er Dreck am

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