Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
Vom Netzwerk:
Stawrogin lachend.
    »Wenn Sie selbst kein Blut vergießen wollten, warum machten Sie ihm möglich zu töten?«
    »Wenn ich ihn nicht gefordert hätte, hätte er mich einfach so getötet, ohne Duell.«
    »Geht Sie nichts an. Vielleicht hätte er auch nicht getötet.«
    »Und nur verprügelt?«
    »Geht Sie nichts an. Sie müssen die Bürde tragen. Sonst ist es kein Verdienst.«
    »Ich pfeife auf Ihr Verdienst, ich habe noch nie danach gesucht, bei wem auch immer!«
    »Ich dachte, Sie suchen«, schloß Kirillow völlig ungerührt. Sie waren angekommen und ritten auf den Hof.
    »Möchten Sie mitkommen?« schlug Nikolaj Wsewolodowitsch vor.
    »Nein, zu Hause. Leben Sie wohl.« Er sprang vom Pferd und klemmte seinen Kasten unter den Arm.
    »Aber wenigstens Sie nehmen mir doch nichts übel?« fragte Stawrogin und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Überhaupt nicht!« Kirillow kehrte um und drückte Stawrogin die Hand. »Wenn meine Bürde leicht ist, kommt es von meiner Natur, und wenn Ihre Bürde schwerer ist, dann kommt es von einer anderen Natur. Sehr braucht man sich nicht zu schämen, nur ein wenig.«
    »Ich weiß, daß ich ein jämmerlicher Charakter bin, aber ich zähle mich auch nicht zu den Starken.«
    »Sie dürfen sich auch nicht dazu zählen; Sie sind kein starker Mensch. Kommen Sie Tee trinken.«
    Als Nikolaj Wsewolodowitsch seine Suite betrat, war er sehr nachdenklich.
    IV
    ER erfuhr sogleich von Alexej Jegorowitsch, daß Warwara Petrowna, höchst erfreut über den Ausritt Nikolaj Wsewolodowitschs – den ersten Ausritt nach acht Tagen Krankheit –, hätte anspannen lassen und ausgefahren wäre, allein, »nach dem Beispiel früherer Tage, um frische Luft zu schöpfen, alldieweil gnädige Frau seit acht Tagen vergessen haben, was es heißt, frische Luft zu schöpfen«.
    »Allein oder mit Darja Pawlowna?« unterbrach Nikolaj Wsewolodowitsch den alten Mann und zog heftig die Brauen zusammen, als er auf seine rasche Frage hörte, daß Darja Pawlowna »wegen Unwohlseins darauf verzichtet haben, gnädige Frau zu begleiten, und zur Zeit sich in ihren Zimmern befinden«.
    »Hör mal, Alter«, sagte er, als hätte er sich plötzlich entschlossen, »paß auf sie heute den ganzen Tag auf, und wenn du merkst, daß sie zu mir kommen will, halte sie sogleich zurück und richte ihr aus, daß ich sie einige Tage, mindestens, nicht empfangen kann … daß ich von mir aus darum bitte … und sie, wenn es an der Zeit ist, rufen werde – hörst du?«
    »Jawohl, ich werde es ausrichten«, sagte Alexej Jegorowitsch mit trauriger Stimme und schlug die Augen nieder.
    »Aber erst, wenn du sicher bist, daß sie zu mir geht.«
    »Gnädiger Herr können ohne Sorge sein, es wird kein Versehen geben. Durch mich sind bis jetzt alle Besuche geschehen; der Herr haben die Vermittlung stets mir aufgetragen.«
    »Ich weiß. Aber nicht, bevor sie selbst herkommen will. Bring mir Tee, so schnell wie möglich.«
    Kaum war der alte Mann hinausgegangen, als sich dieselbe Tür wieder öffnete, fast in derselben Minute, und Darja Pawlowna auf der Schwelle stand. Ihr Blick war ruhig, aber das Gesicht blaß.
    »Wie kommen Sie hierher?« rief Stawrogin.
    »Ich stand hier vor der Tür und wartete, daß er herauskommt, um bei Ihnen einzutreten. Ich hörte, was Sie ihm auftrugen, und als er eben herauskam, versteckte ich mich rechts hinter dem Mauervorsprung, und er hat mich nicht bemerkt.«
    »Ich wünschte schon lange eine Unterbrechung, Dascha … einstweilen … für diese Zeit, Ich konnte Sie heute Nacht nicht empfangen, trotz des Zettels. Ich wollte selbst an Sie schreiben, aber ich kann nicht schreiben«, fügte er ärgerlich, sogar irgendwie widerwillig hinzu.
    »Ich dachte selbst, daß eine Unterbrechung nötig ist. Warwara Petrowna vermutet stark, daß wir in Verbindung stehen.«
    »Mag sie doch.«
    »Sie soll sich keine Sorgen machen. Also jetzt bis zu dem Ende?«
    »Sie warten immer noch unbedingt auf das Ende?«
    »Ja, ich bin mir dessen sicher.«
    »Auf der Welt hat nichts ein Ende.«
    »Hier wird es ein Ende geben. Dann werden Sie mich rufen, ich werde kommen. Jetzt – leben Sie wohl.«
    »Und wie wird das Ende sein?« Nikolaj Wsewolodowitsch lächelte.
    »Sie sind unverletzt und … haben kein Blut vergossen?« fragte sie, ohne die Frage nach dem Ende zu beantworten.
    »Es war töricht; ich habe niemand getötet, machen Sie sich keine Sorge. Übrigens werden Sie noch heute alles aus aller Munde hören. Ich bin nicht ganz

Weitere Kostenlose Bücher