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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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wohl.«
    »Ich gehe. Das Bekanntmachen Ihrer Ehe findet heute nicht statt?« fügte sie unsicher hinzu.
    »Heute nicht; morgen nicht. Übermorgen sind wir vielleicht alle tot, was weiß ich! Um so besser. Lassen Sie mich, lassen Sie mich endlich.«
    »Sie werden die andere … Wahnsinnige nicht zugrunde richten?«
    »Die Wahnsinnigen werde ich nicht zugrunde richten, weder die eine noch die andere, aber die Vernünftige werde ich zugrunde richten, wie es scheint: Ich bin so niederträchtig und abscheulich, Dascha, daß ich Sie in der Tat an dem ›allerletzten Ende‹, wie Sie sagen, vielleicht rufen werde. Und Sie werden trotz all Ihrer Vernunft kommen. Warum richten Sie sich selber zugrunde?«
    »Ich weiß, daß ich allein letzten Endes bei Ihnen bleiben werde, und … warte darauf.«
    »Wie aber, wenn ich Sie letzten Endes nicht rufen, sondern Ihnen davonlaufen werde?«
    »Das kann nicht sein, Sie werden mich rufen.«
    »Darin liegt viel Verachtung für mich.«
    »Sie wissen, daß es nicht nur Verachtung ist.«
    »Dann ist also doch Verachtung dabei?«
    »Ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Bei Gott, ich wünschte mir nichts so sehnlich, als daß Sie mich niemals brauchen würden.«
    »Ein Satz ist den andern wert. Auch ich wünschte mir, Sie nicht zugrunde zu richten.«
    »Niemals, auf keine Weise können Sie mich zugrunde richten, und das wissen Sie selbst besser als alle anderen«, erwiderte Darja Pawlowna schnell und mit Festigkeit. »Wenn Sie es nicht sind, werde ich Krankenschwester, Krankenpflegerin oder eine umherziehende Bibelverkäuferin. Mein Entschluß steht fest. Ich kann niemandes Ehefrau sein; ich kann auch nicht in solchen Häusern wie diesem leben. Das ist nicht das, was ich will … Sie wissen alles.«
    »Nein, ich habe niemals verstanden, was Sie wollen; mir scheint, daß Sie sich für mich genau so interessieren wie ältliche Krankenpflegerinnen, die sich aus irgendeinem Grunde für einen bestimmten Kranken mehr als für die anderen interessieren, oder vielmehr wie manche gottesfürchtigen Weiblein, die von Beerdigung zu Beerdigung laufen und eine ansehnlichere Leiche den anderen vorziehen. Warum mustern Sie mich so sonderbar?«
    »Sind Sie sehr krank?« fragte sie teilnehmend, indem sie ihn irgendwie prüfend ansah. »Mein Gott! Und dieser Mensch will ohne mich auskommen!«
    »Hören Sie, Dascha, ich sehe jetzt immer wieder Gespenster. Gestern schlug mir ein böses Geistchen mitten auf der Brücke vor, Lebjadkin und Marja Timofejewna umzubringen, um unter meine legitime Ehe einen Schlußstrich zu ziehen – aus und vorbei. Er verlangte drei Rubel Vorschuß, gab aber deutlich zu verstehen, daß die Operation alles in allem auf mindestens anderthalbtausend zu stehen kommen würde. Ein berechnender böser Geist! Ein Buchhalter! Ha-ha!«
    »Und Sie sind fest überzeugt, daß es ein Gespenst war?«
    »O nein, es war durchaus kein Gespenst. Es war ganz einfach Fedjka, der Zuchthäusler, der Verbrecher, der aus dem Zuchthaus ausgebrochen ist. Aber darum geht es nicht: Was glauben Sie wohl, was ich getan habe? Ich habe ihm mein ganzes Geld aus dem Portemonnaie gegeben, und nun ist er absolut überzeugt, daß ich den Vorschuß gezahlt hätte! …«
    »Sie sind ihm in der Nacht begegnet, und hat er Ihnen diesen Vorschlag gemacht? Sehen Sie denn eigentlich nicht, daß Sie sich von allen Seiten in deren Netzen verfangen haben!«
    »Und wenn schon! Wissen Sie, Ihnen liegt eine Frage auf der Zunge, ich erkenne es an Ihren Augen«, fügte er mit einem boshaften und gereizten Lächeln hinzu.
    Dascha erschrak.
    »Ich habe keine Frage und schon gar keine Zweifel, Sie sollten besser schweigen!« rief sie aufgeschreckt, als wollte sie die Frage zurückdrängen.
    »Dann sind Sie also überzeugt, daß ich mit Fedjka nicht ins Geschäft kommen werde?«
    »O mein Gott!« Sie schlug die Hände zusammen. »Warum quälen Sie mich so?«
    »Nun, verzeihen Sie mir meinen dummen Scherz, offenbar haben mich ihre schlechte Manieren angesteckt. Wissen Sie, seit der letzten Nacht möchte ich ganz furchtbar lachen, nichts als lachen, ununterbrochen, lange, viel … Ich bin wie geladen mit Lachen … Ha! Meine Mutter ist gekommen; ich höre immer ihre Kutsche, wenn sie vor dem Hauseingang hält.« Dascha packte seine Hand.
    »Gott schütze Sie vor Ihrem Dämon und … rufen Sie mich, rufen Sie mich bald!«
    »Ach, was ist das schon für ein Dämon! Das ist einfach ein kleines, ekelhaftes, skrofulöses, böses

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