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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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komme ich wieder, allein, um Ihre endgültige Antwort zu erfahren, und ich hoffe, daß sie positiv ausfallen wird. Sorgen Sie dafür, daß niemand dabei ist und daß besser gefegt ist, denn wie sieht es hier aus? Nastassja, Nastassja!«
    Selbstverständlich willigte er am nächsten Tag ein; und es wäre für ihn auch unmöglich gewesen, nicht einzuwilligen. Es gab da einen besonderen Umstand …
    VIII
    DAS Landgut, wie es bei uns genannt wurde, von Stepan Trofimowitsch ( nach alter Rechnung etwa fünfzig Seelen und in unmittelbarer Nachbarschaft von Skworeschniki gelegen) gehörte überhaupt nicht ihm, sondern seiner ersten Gattin und heute folglich beider Sohn, Pjotr Stepanowitsch Werchowenskij. Stepan Trofimowitsch war nur dessen Vormund gewesen und hatte es später, als der Vogel flügge wurde, aufgrund einer rechtskräftigen Vollmacht verwaltet. Das war eine für den jungen Mann vorteilhafte Lösung: Er erhielt von seinem Vater an die tausend Rubel jährlich als angeblichen Ertrag seines Gutes, während es unter den neuen Verhältnissen nicht einmal fünfhundert abwarf (möglicherweise viel weniger). Weiß der Himmel, wie es zu einer solchen Rechnung gekommen war. Die gesamte Summe, dieses runde Tausend, überwies Warwara Petrowna, und Stepan Trofimowitsch war daran auch nicht mit einem einzigen Rubel beteiligt. Im Gegenteil, er steckte alle Einnahmen in die Tasche und ruinierte den Besitz schließlich endgültig dadurch, daß er ihn an einen Kaufmann verpachtete und ohne Wissen Warwara Petrownas den Wald, der den Hauptwert des Gütchens ausmachte, zum Abholzen verkaufte. Er hatte schon längst damit begonnen, ihn stückweise zu veräußern. Der ganze Wald hätte mindestens achttausend gebracht, er hatte jedoch nur fünftausend Rubel dafür bekommen. Aber gelegentlich waren seine Spielverluste im Club sehr hoch gewesen, und er hatte es nicht gewagt, Warwara Petrowna deswegen anzusprechen. Sie knirschte mit den Zähnen, als sie endlich alles erfuhr. Und da hatte plötzlich der liebe Junge angekündigt, er werde persönlich kommen, um seinen Besitz, zu welchen Bedingungen auch immer, zu verkaufen, und dem Vater nahegelegt, unverzüglich die dazu erforderlichen Vorkehrungen zu treffen. Es verstand sich von selbst, daß Stepan Trofimowitsch, hochgesinnt und uneigennützig, wie er war, sich vor ce cher enfant (das er zum letzten Mal vor ganzen neun Jahren, als Studenten in Petersburg, gesehen hatte) schämte. Ursprünglich mochte das ganze Gut seine dreizehn- oder vierzehntausend Rubel wert gewesen sein, jetzt aber hätte kaum jemand auch nur fünftausend dafür gegeben. Freilich hätte Stepan Trofimowitsch durchaus das Recht gehabt, nach dem Wortlaut der gültigen Vollmacht den Wald zu verkaufen und den jahrelang pünktlich überwiesenen, weit überhöhten Jahresertrag von je tausend Rubeln in Rechnung zu stellen und damit eine völlig korrekte Abrechnung vorzulegen. Aber Stepan Trofimowitsch war edel und strebte nach Höherem. In seinem Kopf tauchte eine erstaunlich schöne Idee auf: Wenn sein Petruscha käme, wollte er sogleich mit Noblesse das Maximum, den Höchstpreis, das heißt sogar fünfzehntausend, auf den Tisch legen, ohne die ihm bis jetzt überwiesenen Beträge auch nur mit einem Wort zu erwähnen, ce cher fils unter Tränen ganz fest an die Brust drücken, um damit unter alle Rechnungen ein für allemal einen Strich zu ziehen. Ganz von weitem und vorsichtig begann er dieses Tableau vor Warwara Petrowna zu entrollen. Er ließ durchblicken, daß dies ihrem freundschaftlichen Verhältnis, ihrer … »Idee« sogar eine gewisse besondere, noble Nuance verleihen werde. Die Väter von früher, überhaupt die Menschen von früher, würden im Vergleich mit der heutigen leichtfertigen und sozialistischen Jugend in ein uneigennütziges und hochherziges Licht rücken. Er sagte noch manches, aber Warwara Petrowna schwieg. Schließlich erklärte sie kurz und bündig, sie sei bereit, das Landgut zu kaufen und dafür das Maximum zu zahlen, das heißt sechs- bis siebentausend Rubel (sie hätte es auch für viertausend bekommen). Die übrigen achttausend, die mit dem Wald davongeflogen waren, erwähnte sie mit keiner Silbe.
    Dies geschah einen Monat vor der Brautwerbung. Stepan Trofimowitsch war bestürzt und wurde nachdenklich. Früher hatte wenigstens noch die Hoffnung bestanden, der liebe Junge könnte überhaupt ausbleiben – eine Hoffnung natürlich aus der Sicht eines Unbeteiligten. Stepan Trofimowitsch dagegen

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