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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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beide Füße auf den Boden aufschlugen, als sie aus dem Bett sprang, dann ziemlich schnelle Schritte, und schon stand sie auf der Schwelle zu meinem Zimmer. Sie sah mich schweigend an. In diesen vier oder fünf Tagen, seit ich sie damals zum letzten Mal aus der Nähe gesehen hatte, war sie wirklich sehr abgemagert. Ihr Gesicht schien ausgedörrt, und ihr Kopf war sicherlich heiß. Die Augen waren sehr groß geworden und blickten mich unentwegt mit stumpfsinniger Neugier an, wie es mir anfangs schien. Ich saß in der Sofaecke, betrachtete sie und rührte mich nicht. Und da begann ich sie plötzlich wieder zu hassen. Aber gleich darauf stellte ich fest, daß sie sich vor mir überhaupt nicht fürchtete, sondern eher im Fieber phantasierte. Aber sie phantasierte auch nicht. Plötzlich begann sie, mir zuzunicken, wie man jemandem vorwurfsvoll zuzunicken pflegt, hob plötzlich ihr Fäustchen gegen mich und drohte mir, ohne sich von der Stelle zu rühren. Im ersten Augenblick kam mir diese Geste komisch vor, dann aber konnte ich sie nicht länger ertragen: Ich erhob mich und ging auf sie zu. Auf ihrem Gesicht lag eine solche Verzweiflung, wie man sie unmöglich auf einem Kindergesicht sehen kann. Immer noch drohte sie mir mit ihrem Fäustchen, und immer noch nickte sie vorwurfsvoll. Ich trat dicht an sie heran und begann vorsichtig zu sprechen, merkte aber, daß sie nichts begreift. Dann schlug sie plötzlich beide Hände vors Gesicht, wie damals, ließ mich stehen, trat ans Fenster und drehte mir den Rücken zu. Ich ließ sie, zog mich in mein Zimmer zurück und setzte mich ebenfalls vor das Fenster. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum ich damals nicht gegangen bin, sondern geblieben, als wartete ich auf etwas. Bald darauf hörte ich von neuem ihre eiligen Schritte, sie trat durch die Tür auf die hölzerne Galerie hinaus, von der die Treppe nach unten in den Hof führte, und ich lief sofort an meine Tür, öffnete sie einen Spalt und konnte gerade noch sehen, wie Matrjoscha in dem winzigen Verschlag, einer Art Hühnerstall, neben der gewissen Örtlichkeit verschwand. Ein seltsamer Gedanke schoß mir durch den Kopf. Ich zog die Tür zu – und kehrte zum Fenster zurück. Natürlich durfte ich dem aufblitzenden Gedanken noch nicht trauen; “aber immerhin” … (Ich erinnere mich an alles.)
    Eine Minute später sah ich auf die Uhr und merkte mir die Zeit. Es wurde Abend. Über mir summte eine Fliege und setzte sich mir immer wieder aufs Gesicht. Ich fing sie, hielt sie eine Weile zwischen den Fingern und ließ sie zum Fenster hinaus. Sehr laut rumpelte ein Bauernwagen über den Hof. Sehr laut (und schon lange) sang sein Lied in einer Ecke des Hofes ein Handwerker, ein Schneider. Er saß über seine Arbeit gebeugt, ich konnte ihn sehen. Mir fiel ein, daß, da mir niemand begegnet war, als ich durch die Einfahrt ging und die Treppe hinaufstieg, es selbstverständlich überflüssig wäre, auch jetzt jemandem zu begegnen, wenn ich die Treppe wieder hinunterginge, und rückte meinen Stuhl vom Fenster ab. Dann nahm ich ein Buch zur Hand, legte es aber wieder beiseite und betrachtete eine winzige rote Spinne auf einem Geranienblatt und verlor mich in Gedanken. Ich erinnere mich an jeden Augenblick.
    Plötzlich riß ich meine Uhr aus der Tasche. Zwanzig Minuten waren vergangen, seit sie hinausgegangen war. Die Vermutung nahm die Form der Wahrscheinlichkeit an, aber ich wollte eine weitere Viertelstunde warten. Ich überlegte auch, ob sie vielleicht zurückgekommen sein konnte, ohne von mir gehört zu werden, aber das war ausgeschlossen: Es war totenstill, und ich konnte eine kleine Fliege summen hören. Plötzlich begann mein Herz zu klopfen. Ich zog meine Uhr heraus: Es fehlten noch drei Minuten, ich ließ sie verstreichen, obwohl das Herzklopfen fast schmerzhaft war. Dann erhob ich mich, setzte den Hut auf, knöpfte den Mantel zu und sah mich im Zimmer um, ob alles auf seinem Platz war und ich nicht irgendwelche Spuren hinterlassen hätte. Den Stuhl rückte ich wieder ans Fenster, wo er vorher gestanden hatte.
    Schließlich drückte ich leise die Tür auf, schloß mit meinem Schlüssel ab und ging zu dem Verschlag. Die Tür war zu, aber nicht abgeschlossen, ich wußte, daß der Verschlag nicht abzuschließen war, aber ich wollte die Tür nicht öffnen, sondern stellte mich auf die Zehenspitzen und spähte durch den Spalt. Im selben Augenblick, da ich mich auf die Fußspitzen stellte, fiel mir ein, daß ich, als ich am

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