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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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nun!«
    »Jawohl, ›und nun‹. Aber ungeachtet des ganzen tant d’esprit hat der Herr Papa großen Schaden angerichtet, und wenn ich im voraus gewußt hätte, daß er solchen Schaden anrichtet, so hätte ich als Mitglied der über jeden Zweifel erhabenen Verschwörung gegen Ihr Fest gestern doch nicht abgeraten, den Bock zum Gärtner zu machen, nicht wahr? Indessen habe ich gestern versucht, es Ihnen auszureden – Ihnen auszureden, weil ich ein bestimmtes Vorgefühl hatte. Es war selbstverständlich unmöglich, alles vorauszusehen: Wahrscheinlich hat er, eine Minute vorher, selbst noch nicht geahnt, mit welchem Kaliber er ballern wird. Diese nervösen alten Herren sind doch keine normalen Menschen! Aber noch könnte man etwas retten: Schicken Sie gleich morgen zwei Ärzte zu ihm, zur Genugtuung des Publikums, im amtlichen Auftrag und mit allen Honneurs, um sich nach seiner Gesundheit zu erkundigen, vielleicht sogar heute noch, und dann auf dem kürzesten Wege in die Heilanstalt und kalte Umschläge! Jedenfalls würden alle lachen und einsehen, daß es keinen Grund gibt, sich beleidigt zu fühlen. Ich werde das heute noch auf dem Ball verkünden, ich bin ja sein Sohn. Etwas anderes ist es mit Karmasinow, der gebärdete sich wie ein grüner Esel und kaute an seinem Artikel eine ganze Stunde – der ist zweifellos ein Mitverschwörer von mir! Dann will auch ich, wird er sich gesagt haben, Mist bauen, um Julija Michajlowna zu schaden!«
    »Oh, Karmasinow, quelle honte ! Ich saß wie auf Kohlen, wie auf Kohlen vor Scham über unser Publikum!«
    »Nun, ich hätte nicht mich auf Kohlen gesetzt, sondern lieber ihn knusprig gebraten! Das Publikum hat doch recht! Und wer ist wiederum an Karmasinow schuld? Habe ich ihn Ihnen etwa aufgedrängt? Habe ich ihn vergöttert? Der Teufel soll ihn holen! Aber der dritte Verrückte, dieser Politische, das ist ein anderes Kapitel. Da haben alle Dreck am Stecken und nicht nur meine Verschwörung.«
    »Ach, hören Sie auf, das ist ja schrecklich, schrecklich! Und das ist nur meine Schuld!«
    »Natürlich, aber da möchte ich Sie rechtfertigen. Bah, wer will sich mit denen auskennen, die ihr Herz auf der Zunge tragen! Vor ihnen ist man auch in Petersburg nicht sicher. Er wurde Ihnen doch empfohlen, und zwar dringend! Also müssen Sie zugeben, daß Sie jetzt sogar verpflichtet sind, auf dem Ball zu erscheinen. Das ist ein wichtiger Punkt, Sie persönlich haben ihn doch auf das Katheder gehoben. Also müssen Sie jetzt öffentlich erklären, daß Sie mit ihm nicht solidarisch sind, daß dieser Kerl sich bereits in den Händen der Polizei befindet und daß man Sie auf unerklärliche Weise hintergangen hat. Sie müssen mit Entrüstung verkünden, daß Sie das Opfer eines Tollwütigen geworden sind, denn er ist ein Tollwütiger und weiter nichts. In diesem Sinne muß auch ein Bericht über ihn abgefaßt werden. Ich kann diese Beißer nicht ausstehen. Vielleicht rede ich selbst noch ärger, aber doch nicht vom Katheder herunter. Und ausgerechnet jetzt reden sie alle von einem Senator.«
    »Von welchem Senator? Wer redet?«
    »Sehen Sie, ich bin selbst völlig ahnungslos. Ihnen, Julija Michajlowna, ist von irgendeinem Senator nichts bekannt?«
    »Von einem Senator?«
    »Sehen Sie, man ist davon überzeugt, daß Petersburg einen Senator hierherschickt und Sie abgesetzt werden. Ich habe das von vielen gehört.«
    »Ich auch«, bestätigte ich.
    »Wer hat das gesagt?« brauste Julija Michajlowna auf.
    »Das heißt, wer es als erster gesagt hat? Woher soll ich das wissen? Einfach so, man redet eben. Die Masse redet. Gestern redete man besonders viel. Alle machen irgendwie ernste Gesichter, obwohl man eigentlich nichts Genaues hört. Freilich, die Gescheiteren und die Kompetenten, die reden nicht, aber auch unter denen gibt es manche, die die Ohren spitzen.«
    »Welche Niedertracht! Und … welche Dummheit!«
    »Also sollten Sie gerade jetzt erscheinen, um es diesen Dummköpfen zu zeigen.«
    »Ich gebe zu, ich fühle es selbst, daß ich dazu sogar verpflichtet bin, aber … wenn uns noch eine neue Schmach erwartete? Wenn niemand kommt? Denn es wird niemand kommen, niemand, niemand!«
    »Nur nicht so hitzig! Niemand wird kommen? Und die dafür genähten Kleider? Und die Toiletten der jungen Damen? Aber dann muß ich bezweifeln, daß Sie eine Frau sind! Schöne Menschenkenntnis!«
    »Die Adelsmarschallin wird fortbleiben, sie wird ganz bestimmt fortbleiben!«
    »Aber was ist hier eigentlich

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