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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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Lebjadkin?«
    Der Schrecken von vorhin kehrte augenblicklich zurück.
    »Lebjadkin? Ein verabschiedeter Hauptmann; früher nannte er sich Stabskapitän …«
    »Ach was, mir geht es nicht um seinen Rang! Was für eine Schwester? Mein Gott! … Sie sagen Lebjadkin? Aber ein Lebjadkin war einmal bei uns …«
    »Eben der ist es, unser Lebjadkin, erinnern Sie sich, bei Wirginskij?«
    »Der ist doch mit Falschgeld aufgeflogen?«
    »Aber jetzt ist er wieder da, bereits seit drei Wochen, und in ganz besonderen Verhältnissen.«
    »Das ist doch ein Schurke!«
    »Als ob es unter uns keinen Schurken geben könnte!« Liputin grinste plötzlich und tastete Stepan Trofimowitsch mit seinen listigen Äuglein verstohlen ab.
    »O Gott! Ich meine etwas ganz anderes … obwohl ich übrigens in puncto Schurke mit Ihnen völlig übereinstimme, gerade mit Ihnen. Aber weiter, weiter? Was wollten Sie damit sagen? … Sie wollen doch bestimmt etwas damit sagen!«
    »Aber das ist doch alles so belanglos … dieser Hauptmann also verschwand damals von hier nicht wegen Falschgeld, sondern einzig und allein zu dem Zweck, seine liebe Schwester aufzuspüren, die sollte sich vor ihm an einem unbekannten Ort versteckt halten; und nun brachte er sie hierher, und damit hat sich die Geschichte. Aber Sie scheinen zu erschrecken, Stepan Trofimowitsch? Ich wiederhole übrigens nur, was er selbst im Rausch zusammenfaselt. Denn wenn er nüchtern ist, schweigt er darüber. Ein reizbarer Mann und, wenn man so sagen soll, ein martialischer Ästhet, nur mit schlechtem Geschmack. Und das liebe Schwesterlein ist nicht nur verrückt, sondern hinkt sogar. Angeblich soll jemand ihre Unschuld verführt haben, und dafür kassiert Herr Lebjadkin schon seit vielen Jahren angeblich von dem Verführer einen jährlichen Tribut, als Entgelt für die verlorene Ehre, das läßt sich jedenfalls aus seinem Geschwätz entnehmen – aber meiner Meinung nach ist das nur das Gefasel eines Trunkenboldes, Herr. Er macht sich nur wichtig. Denn eigentlich kommt man bei so was wesentlich billiger davon. Aber daß Lebjadkin über ein rundes Sümmchen verfügt – das stimmt; vor anderthalb Wochen lief er ohne Strümpfe herum, und jetzt, ich habe es mit eigenen Augen gesehen, hat er ein paar Hunderter in der Hand. Das liebe Schwesterlein bekommt täglich irgendwelche Anfälle, sie kreischt, und er ›bringt sie‹ mit der Peitsche ›zur Raison‹. Dem Weib, sagt er, gehört Respekt beigebracht. Ich kann nicht begreifen, wie Schatow es direkt über ihnen aushält. Alexej Nilytsch haben nur drei Tage im selben Haus logiert, sie sind noch seit Petersburg mit ihnen bekannt, jetzt sind sie aber wegen der Belästigung ins Hinterhaus umgezogen.«
    »Ist das alles wahr?« wandte sich Stepan Trofimowitsch an den Ingenieur.
    »Sie schwatzen viel, Liputin«, murmelte dieser zornig.
    »Geheimnisse, Heimlichkeiten! Wie kommt es, daß es bei uns plötzlich so viele Geheimnisse und Heimlichkeiten gibt?« entfuhr es Stepan Trofimowitsch, der sich kaum länger beherrschen konnte.
    Der Ingenieur zog die Brauen zusammen, errötete, zuckte die Schultern und wollte das Zimmer verlassen.
    »Alexej Nilytsch haben ihm sogar die Peitsche aus der Hand gerissen, den Stiel zerbrochen und die Stücke aus dem Fenster geworfen, und sie haben sich gründlich überworfen«, fügte Liputin hinzu.
    »Wozu schwatzen Sie, Liputin, sehr dumm, wozu?« Alexej Nilytsch drehte sich augenblicklich um.
    »Und warum soll man aus Bescheidenheit die edelsten Regungen seiner Seele verstecken, ich meine Ihre Seele, nicht meine.«
    »Wie dumm … völlig überflüssig … Lebjadkin ist dumm und ein Hohlkopf und für die Tat unbrauchbar und … in jeder Beziehung schädlich. Warum schwatzen Sie verschiedene Dinge? Ich gehe.«
    »Ach, wie schade!« rief Liputin mit einem ungetrübten Lächeln aus. »Sonst hätte ich Ihnen, Stepan Trofimowitsch, noch eine komische kleine Geschichte zum besten gegeben. Ich bin sogar mit der Absicht hergekommen, Ihnen etwas zu erzählen, obwohl Sie es wahrscheinlich schon gehört haben. Nun, dann eben ein andermal, Alexej Nilytsch haben es so eilig … Auf Wiedersehen! Da ist doch die Geschichte mit Warwara Petrowna, die hat mich vorgestern richtig zum Lachen gebracht, es wurde doch extra nach mir geschickt, zum Totlachen. Also, auf Wiedersehen.«
    Aber da packte Stepan Trofimowitsch ihn bei der Schulter, drehte ihn um, schob ihn ins Zimmer zurück und drückte ihn auf einen Stuhl. Liputin

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