Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
dorthin mitnehmen, wie die Gutsbesitzerin, nach diesem … Wie hieß es noch? Nach diesem Dorf, wohin ich mir eine Kutsche bestellt habe, und morgen – und morgen, nun ja, morgen fahren wir zusammen nach Spassow.«
»Aber wollen Sie denn auch nach Spassow?«
» Mais que faire, et je suis enchanté ! Ich nehme Sie mit dem größten Vergnügen mit; die Menschen da wünschen es, und ich habe schon bestellt … Wen von euch habe ich denn bestellt?« Plötzlich hatte es Stepan Trofimowitsch sehr eilig, nach Spassow zu kommen.
Eine Viertelstunde später stiegen sie bereits in die Kutsche: Er sehr animiert und völlig zufrieden, sie mit ihrem Sack und einem dankbaren Lächeln an seiner Seite. Anissim half beim Einsteigen.
»Gute Fahrt, gnädiger Herr!« Er machte sich eifrig an der Kutsche zu schaffen. »Wir waren über das Wiedersehen mit dem Herrn höchlichst erfreut!«
»Adieu, adieu, mein Freund, adieu.«
»Der gnädige Herr werden Fjodor Matwejewitsch wiedersehen …«
»Ja, mein Freund, ja … Fjodor Petrowitsch … aber nun adieu!«
II
»SEHEN Sie, meine Freundin, Sie werden mir doch erlauben, mich als Ihren Freund zu bezeichnen, n’est-ce pas?« begann Stepan Trofimowitsch hastig, sobald der Wagen sich in Bewegung gesetzt hatte. »Sehen Sie, ich … J’aime le peuple, c’est indispensable, mais il me semble que je ne l’avais jamais vu de près. Stasie … cela va sans dire qu’elle est aussi du peuple … mais le vrai peuple , das heißt das echte, auf der Landstraße, hat, wie mir scheint, nichts anderes im Sirin, als zu erfahren, wohin ich eigentlich reise … Aber lassen wir die Empfindlichkeiten. Ich glaube, ich rede ein wenig wirr, aber das kommt wohl von der Hast.«
»Ich glaube, Sie sind nicht ganz wohl?« sagte Sofja Matwejewna, die ihn aufmerksam, wenn auch ehrerbietig beobachtete.
»Nein, nein, ich muß mir nur etwas Warmes umlegen, und überhaupt, der Wind ist etwas frisch, sogar sehr frisch, aber das wollen wir vergessen. Ich wollte eigentlich etwas ganz anderes sagen. Chère et incomparable amie , ich glaube, daß ich beinahe glücklich bin, und der Grund dafür – das sind Sie. Aber Glücksgefühle sind für mich unvorteilhaft, weil es mich sogleich danach drängt, allen meinen Feinden zu vergeben …«
»Das ist doch sehr gut.«
»Nicht immer, chère innocente. L’Evangile … voyez-vous, désormais nous le prêcherons ensemble , und ich werde mit Vergnügen Ihre hübschen Bücher verkaufen. Ja, ich ahne, daß das vielleicht eine Idee ist, quelque chose de très nouveau dans ce genre . Das Volk ist religiös, c’est admis , aber es kennt das Evangelium noch nicht. Ich werde es ihm auslegen … In einer mündlichen Auslegung kann man die Mängel dieses bemerkenswerten Buches korrigieren, dem ich die höchste Achtung entgegenzubringen bereit bin. Ich werde mich auch auf der Landstraße nützlich machen. Ich habe mich immer nützlich gemacht, das habe ich immer wieder gesagt, ihnen et à cette chère ingrate … Oh, vergeben wir, vergeben wir, vergeben wir als erstes allen und alles … Und hoffen wir, daß auch uns vergeben werde. Ja, denn alle und jeder sind vor dem anderen schuldig. Alle sind schuldig! …«
»Das, scheint mir, geruhten Sie sehr treffend auszudrücken.«
»Ja, ja, ich fühle, daß ich sehr treffend spreche. Ich werde sehr treffend zu ihnen sprechen, aber was war es, das Wichtigste, das ich sagen wollte? Ich schweife immer wieder ab und vergesse es … Werden Sie mir wohl erlauben, mich von Ihnen nicht mehr zu trennen? Ich fühle, daß Ihr Blick und … Über Ihre Manieren muß ich mich sogar wundern: Sie sind ein wenig naiv, Ihre Sätze ein wenig ungeschliffen, Sie stürzen Ihre leere Tasse auf der Untertasse um … mit diesem häßlichen Zuckerstückchen; aber Sie haben etwas Reizendes, und ich erkenne an Ihren Zügen, daß … Oh, Sie sollen nicht erröten und sich vor mir als Mann nicht fürchten. Chère et incomparable, pour moi une femme c’est tout ! Ich kann nicht anders leben als an der Seite einer Frau, aber nur an der Seite … Ich bin schon wieder schrecklich, schrecklich abgeschweift … Ich kann mich überhaupt nicht besinnen, was ich sagen wollte. Oh, selig jener, dem Gott stets eine Frau sendet, und … und ich glaube sogar, daß ich in einer gewissen Begeisterung schwebe. Auch die Landstraße ist eine höhere Idee. Das – das war es, was ich sagen wollte, über die Idee, jetzt ist es mir wieder eingefallen, es war mir
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