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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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während der ganzen Zeit entglitten. Und warum sollten wir weiterfahren? Dort war es doch gut, und hier – cela devient trop froid. A propos, j’ai en tout quarante roubles et voilà cet argent , nehmen Sie es, nehmen Sie es, ich kann nicht damit umgehen, ich werde es verlieren, man wird es mir entwenden und … Ich glaube, ich möchte schlafen; in meinem Kopf dreht sich etwas. Einfach so, es dreht sich und dreht sich und dreht sich. Oh, wie gut Sie sind! Was ist das, womit Sie mich zudecken?«
    »Sie haben bestimmt richtiges Fieber, ich habe Sie mit meiner Decke zugedeckt, aber das Geld möchte ich lieber …«
    »Oh, um Gottes willen, n’en parlons plus, parce que cela me fait mal , oh, wie gut Sie sind!«
    Er verstummte irgendwie unvermittelt und versank außergewöhnlich schnell in einen fiebrigen, fröstelnden Schlaf. Die Landstraße, auf der sie siebzehn Werst zurückzulegen hatten, war nicht gerade eine von den besten, und die Kutsche wurde grausam durchgerüttelt. Stepan Trofimowitsch wachte immer wieder auf, hob schnell den Kopf von dem kleinen Kissen, das Sofja Matwejewna ihm untergeschoben hatte, griff hastig nach ihrer Hand und fragte: »Sind Sie da?«, als fürchte er, sie könnte ihn verlassen. Er beteuerte auch, ihm erscheine im Traum ein klaffender Kiefer mit Zähnen, der ihn mit Abscheu erfülle. Sofja Matwejewna machte sich seinetwegen die größten Sorgen.
    Die Fuhrleute hielten direkt vor einem großen Bauernhaus mit vier Fenstern und bewohnbaren Anbauten auf dem Hof. Stepan Trofimowitsch wachte auf, betrat sogleich das Haus und ging geradewegs in die zweite, geräumigste und beste Stube. Sein verschlafenes Gesicht nahm einen durchaus geschäftigen Ausdruck an. Auf der Stelle erklärte er der Wirtin, einem stattlichen, wohlbeleibten Frauenzimmer von etwa vierzig Jahren mit dichtem, pechschwarzem Haar und fast einem Schnurrbart, daß er das Zimmer für sich allein beanspruche und daß »das Zimmer abgeschlossen, für die anderen Gäste unbetretbar zu bleiben habe, parce que nous avons à parler . Oui, j’ai beaucoup à vous dire, chère amie . Sie werden dafür bezahlt! Bezahlt!« beschied er der Wirtin.
    Obwohl er es sehr eilig hatte, fiel es ihm doch irgendwie schwer, die Zunge zu bewegen. Die Wirtin hörte ihn unfreundlich an, schwieg aber zum Zeichen ihrer Zustimmung, die allerdings etwas Drohendes ahnen ließ. Letzteres fiel ihm nicht auf, und er befahl eilig (er hatte es furchtbar eilig), sie möge sich sofort entfernen und möglichst schnell das Essen auftragen, »unverzüglich«.
    Das wurde der schnurrbärtigen Wirtin zuviel:
    »Hier ist kein Gasthaus, werter Herr, und wir haben keinen Mittagstisch für Reisende. Ein paar Krebse kochen oder einen Samowar aufstellen, das geht schon, aber sonst haben wir nichts anzubieten. Frischen Fisch gibt’s erst morgen.«
    Aber Stepan Trofimowitsch fuchtelte mit den Händen und wiederholte mit zorniger Ungeduld: »Ich bezahle alles, aber schneller, schneller!« Man einigte sich auf Fischsuppe und gebratenes Huhn. Die Wirtin beharrte darauf, daß im ganzen Dorf kein Huhn aufzutreiben sei; sie erklärte sich jedoch bereit, sich auf die Suche zu machen, aber mit einem Gesicht, als ließe sie sich zu einer außerordentlichen Gefälligkeit herab.
    Kaum war sie zur Tür hinaus, als Stepan Trofimowitsch sich auf dem Sofa niederließ und Sofja Matwejewna aufforderte, an seiner Seite Platz zu nehmen. In der Stube standen sowohl ein Sofa als auch mehrere Sessel, aber in üblem Zustand. Überhaupt bot sich dem Blick in dieser ziemlich geräumigen Stube (mit einem Bett hinter einer Zwischenwand), mit ihren gelben, schäbigen, zerfetzten Tapeten, den schauderhaften Lithographien mythologischen Inhalts an den Wänden, der langen Reihe von Ikonen und Messing-Triptychen in der rechten Ecke und den absonderlich zusammengewürfelten Möbeln eine unansehnliche Mischung von Städtischem und Urbäuerlichem. Aber er nahm all das nicht wahr, er warf nicht einmal einen Blick durch das Fenster auf den gewaltigen See, der sich etwa zehn Saschenj vom Haus entfernt ausbreitete.
    »Endlich sind wir allein, und wir werden keinen Menschen hereinlassen! Ich will Ihnen alles erzählen, alles von Anfang an.«
    Sofja Matwejewna, besorgt, wie sie war, fiel ihm ins Wort: »Wissen Sie auch, Stepan Trofimowitsch …«
    » Comment, vous savez déjà mon nom ?« fragte er mit freudigem Lächeln.
    »Ich hörte ihn vorhin von Anissim Iwanowitsch, während Sie mit ihm sprachen. Und ich

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