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Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Böse Geister: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fjodor M. Dostojewskij
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schweigenden Familie begonnen hatte. Aber zurück zu Ljamschin. Kaum allein geblieben (Erkel hatte sich auf Tolkatschenko verlassen und war bereits nach Hause gegangen), war er sogleich aus dem Haus gerannt und war selbstverständlich sehr bald über die Lage der Dinge unterrichtet. Auch er floh, aufs Geratewohl, ohne nach Hause zurückzukehren. Aber die Nacht war so dunkel und sein Vorhaben so gefährlich und schwierig, daß er, nachdem er zwei oder drei Straßen hinter sich gebracht hatte, dennoch nach Hause zurückkehrte und sich für die ganze Nacht einschloß. Ich glaube, er hat einen Selbstmordversuch unternommen; aber der war fehlgeschlagen. Er saß hinter verschlossenen Türen fast bis zum Mittag und – rannte plötzlich zur Polizei. Er soll, wie man hört, auf den Knien gerutscht sein, geschluchzt, gejammert, den Fußboden geküßt und dabei geschrien haben, er sei nicht einmal wert, die Stiefel der vor ihm stehenden Beamten zu küssen. Man beruhigte ihn und behandelte ihn sogar freundlich. Das Verhör soll an die drei Stunden gedauert haben. Er legte alle Karten auf den Tisch, alle, erzählte alles bis aufs Schwarze unterm Nagel, alles, was er wußte, alle Details; er griff vor, überstürzte sich mit Geständnissen, schilderte sogar Überflüssiges und Ungefragtes. Es stellte sich heraus, daß er ziemlich gut unterrichtet war und die Sache auch ziemlich gut darlegen konnte: Die Tragödie von Schatow und Kirillow, die Feuersbrunst, die Ermordung Lebjadkins und so weiter rückten in den Hintergrund. Im Vordergrund standen Pjotr Stepanowitsch, der Geheimbund, die Organisation und das Netz. Auf die Frage: Zu welchem Zweck so viele Morde, Skandale und Gemeinheiten dienen sollten? – antwortete er mit Feuereifer: »Zum Zweck der systematischen Erschütterung der Fundamente, der systematischen Zersetzung der Gesellschaft und ihrer sämtlichen Prinzipien; zum Zweck der allgemeinen Entmutigung, der Verwirrung aller Begriffe, um auf diese Weise die zermürbte und erschlaffte, die zynische und ungläubige, aber nach einer leitenden Idee und Selbsterhaltung unstillbar dürstende Gesellschaft – plötzlich in die Gewalt zu bekommen und das Banner der Revolte zu hissen, mit der Unterstützung eines ganzen Netzes von Fünfergruppen, die inzwischen agiert, geworben und praktisch sämtliche schwachen Stellen als Ansatzpunkte aufgespürt haben.« Zum Abschluß erklärte er, daß hier in unserer Stadt von Pjotr Stepanowitsch die erste Probe einer solchen systematischen Unordnung durchgeführt worden sei, sozusagen ein Programm künftiger Aktionen, vorbildlich für alle Fünfergruppen, daß er (Ljamschin) der Vater dieses Gedankens sei und daß »letzteres unter keinen Umständen vergessen werden darf und daß ihm zugute gehalten werden muß, wie offen und bereitwillig er das Ganze erläutert hat, woraus folgt, daß er auch künftig der Behörde sich nützlich machen kann«. Auf die unmißverständliche Frage: Ob es denn viele Fünfergruppen gäbe? – antwortete er, es gäbe ungezählt viele, ganz Rußland sei von dem Netz überzogen, eine Antwort, die er zwar nicht beweisen konnte, die aber, wie ich glaube, völlig aufrichtig war. Er konnte lediglich das im Ausland gedruckte Programm der Gesellschaft vorlegen, ferner das Projekt eines Systems weiterer Aktionen, zwar als Entwurf, aber von Pjotr Stepanowitschs eigener Hand. Es stellte sich heraus, daß Ljamschin die »Erschütterung der Fundamente« wörtlich aus diesem Papier zitiert hatte, ohne auch nur einen Punkt oder Komma zu vergessen, obwohl er versichert hatte, all das seien seine eigenen Überlegungen. Über Julija Michajlowna äußerte er sich sogar ungefragt, gleichsam vorgreifend und sehr komisch dahingehend, sie sei »unschuldig und nur hinters Licht geführt worden«.
    Es war bemerkenswert, daß er Nikolaj Stawrogin von jeglicher Beteiligung an dem Geheimbund und jeglicher Komplizenschaft mit Pjotr Stepanowitsch freisprach. (Von Pjotr Stepanowitschs verschrobenen heimlichen Hoffnungen auf Stawrogin hatte Ljamschin nicht die geringste Ahnung.) Der Mord an den Lebjadkins war nach seinen Worten einzig und allein Pjotr Stepanowitschs Werk, ohne jede Mitwisserschaft von Nikolaj Wsewolodowitsch, mit der hinterlistigen Absicht, ihn in das Verbrechen hineinzuziehen und folglich in Abhängigkeit von Pjotr Stepanowitsch zu bringen; aber statt der Dankbarkeit, auf die Pjotr Stepanowitsch zweifellos und leichtfertig gerechnet hätte, habe er nichts als tiefe

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