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Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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darauf, dass dieser Sturm losbrach. Er versuchte, die erste Wand des Schuppens fertig zu stellen, konnte sich aber nicht konzentrieren und gab nach nur einer Stunde Arbeit auf.
    Am Nachmittag im Laden fiel ihm auf, dass viele der Leute, mit denen er in Kontakt kam, angespannt und gereizt zu sein schienen. Todd Gold, Eigentümer des Feinkostgeschäfts, erwiderte nicht einmal seinen Gruß. Als Doug ihm zuwinkte und »Hi« rief, drehte Gold sich nur kurz um und zog sich in seinen Laden zurück.
    Doug erzählte Trish nichts davon. Sie schien viel glücklicher zu sein, seitdem keine Post mehr kam, und obwohl diese »Aus den Augen, aus dem Sinn«-Mentalität überhaupt nicht zu ihr passte, wollte er sie nicht in etwas hineinziehen, das er sich möglicherweise nur einbildete. Vielleicht war ja gar nichts Merkwürdiges, nichts Ungewöhnliches passiert. Vielleicht hatte seine Fantasie auf eine bizarre Aufeinanderfolge von scheinbar miteinander verbundenen Vorkommnissen überreagiert, die in Wirklichkeit gar nichts miteinander zu tun hatten.
    Vielleicht.
    Aber das glaubte er nicht.

18.
    Trish fühlte sich ein bisschen besser. Drei Tage nacheinander hatten sie keine Post bekommen, und aus irgendeinem Grunde hob das ihre Stimmung. Die alte »Keine Nachrichten sind gute Nachrichten«-Theorie. Außerdem würde sie Irene Hill treffen, und ein Besuch bei der alten Dame verschaffte ihr immer gute Laune.
    Sie fuhr vom Highway ab und die Pine Street entlang. Sie kam am Willis Women's Club vorbei und bekam ein schlechtes Gewissen. Sie hatte versprochen, dort sechs Monate lang jeden Nachmittag am Treffen der Weight Watchers teilzunehmen, war aber seit dem dritten Treffen nicht mehr aufgetaucht. Zwei Wochen lang hatte sie sich an die strenge Diät gehalten und zweieinhalb Kilo abgenommen - halb so viel, wie sie sich vorgenommen hatte -, aber der Druck war dann doch zu groß gewesen. Die Motivationsgespräche, die Vorträge, die Tagebücher hatten ihr das Gefühl gegeben, eingezwängt zu sein. Außerdem hatte sie immer noch eine gute Figur, auch wenn sie durchaus ein wenig an den Hüften abnehmen konnte. Doch sie wusste, dass sie verdammt viel besser aussah als einige Frauen in der Stadt, die sich gar nicht bei den Weight Watchers eingeschrieben hatten.
    Nun sah sie, wie eine der Frauen, Beth Johnson, vom Parkplatz des Postamts fuhr. Beth winkte ihr mit einem falschen Plastiklächeln auf dem Gesicht zu, und Trish winkte zurück.
    Trish fuhr weiter die Pine Street entlang und bog dann auf den ungepflasterten Weg kurz vor dem Golfplatz ein. Sie umrundete den Hügel, bis sie zu der kleinen Häusergruppe neben der alten Rangerstation kam, und bog in Irenes Auffahrt ein. Sie hatte Irene Hill kennen gelernt, als sie beide vor ein paar Jahren als ehrenamtliche Helferinnen beim jährlichen Bücherverkauf der Bibliothek gearbeitet hatten. Irene war eine der Gründerinnen der Bibliothek gewesen; selbst nachdem sie in Rente gegangen war, hatte sie die Verbindung zur Bibliothek aufrechterhalten, war die treibende Kraft bei Spendensammlungen, nahm an Kampagnen für die Anschaffung neuer Bücher teil und engagierte sich bei der Anwerbung von Fördermitgliedern und bei Buch- und Zeitschriftenverkäufen. Tatsächlich war es Irene gewesen, die zuerst Trish angerufen und um ihre Hilfe gebeten hatte.
    Die beiden Frauen waren sich auf Anhieb sympathisch gewesen. Zwar gehörten sie unterschiedlichen Generationen an, doch Irene war über alle politischen und kulturellen Ereignisse auf dem Laufenden, und mit ihrer Kontaktfreudigkeit und ihrer unbegrenzten Begeisterung für alles und jedes schien sie mehr mit Trish gemeinsam zu haben als mit den Ehrenamtlichen ihres Alters.
    Trish stieg aus dem Wagen und ging die ausgeblichenen Holzstufen zur abgeschirmten Veranda hinauf. Sie klopfte. Irenes Stimme erklang aus der Küche: »Komm rein, die Tür ist auf.«
    Irenes Haus war mit Antiquitäten eingerichtet, die noch keine Antiquitäten gewesen waren, als sie sie gekauft hatte. Das Foyer wurde von einer großen Flurgarderobe beherrscht, und im Wohnzimmer standen nicht nur antike Bücher- und Geschirrschränke, sondern auch ein tadellos erhaltenes Victrola-Grammophon und ein schöner Stutzflügel. Kleine Porzellanfigürchen, gesammelt im Laufe des letzten halben Jahrhunderts, säumten die Regale an den Wänden. Das Haus war warm und behaglich, voller gesunder Pflanzen, und Trish fühlte sich hier jedes Mal wohl, wie in einer Art Heiligtum, das sie vor der Welt draußen

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