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Boese - Horror

Boese - Horror

Titel: Boese - Horror Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bentley Little
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erzählt?«, fragte Trish.
    »Lass uns über etwas anderes reden«, sagte Irene mit Bestimmtheit.
    Trish fuhr zweimal um den Block, dann hatte sie genug Mut gefasst, um auf den Parkplatz des Postamts einzubiegen.
    Der Parkplatz war praktisch verwaist; nur ein Pick-up und ein anderer Wagen standen in den Parklücken neben ihr. Das war für diese Tageszeit zwar ungewöhnlich, doch es war schon vorgekommen. Wirklich merkwürdig war allerdings, dass niemand auf den Bänken vor dem Gebäude saß. Die alten Männer, die normalerweise ihre Zeit vor dem Postamt totschlugen, waren nirgends zu sehen.
    Trish stieg aus und ging hinein. Hinter dem Schalter stand der Postbote und half einem älteren Mann mit weißem Schnurrbart. Aus so kurzer Entfernung hatte sein grell rotes Haar etwas Bedrohliches. Howard war nirgends zu sehen. Trish versuchte, einen Blick in den Raum hinter den Schalterbereich zu erhaschen, um festzustellen, ob Howard dort arbeitete, doch von ihrem Blickwinkel aus konnte sie nichts sehen.
    Trish schaute sich in der Halle um. Sie war seit mehreren Wochen nicht hier gewesen, und es hatte sich einiges verändert. Anstelle des Plakats, das gut sichtbar an einer Wand gehangen hatte und um Nachwuchs für den Postdienst warb, hing dort jetzt ein Poster mit dem grimmig dreinschauenden, verschwitzten Kopf eines hässlichen Marines, über dessen Bild mit aggressiven Worten gefordert wurde, dass alle männlichen Jugendlichen sich mit Erreichen des achtzehnten Geburtstages registrieren lassen sollten. Der ganze Charakter des Postamts war anders geworden. Selbst die Plakate mit den Briefmarken an den Wänden hatten sich verändert: Wo früher die neuesten Marken mit Sammlermotiven aus der Tierwelt angeboten wurden, hingen nun drei identische Anzeigen für eine neue Briefmarke, die den Jahrestag der Erfindung der Wasserstoffbombe feierte.
    Der Raum schien sehr heiß zu sein, beinahe erdrückend. Der Tag war nicht warm oder gar schwül, sondern ungewöhnlich kalt für die Jahreszeit, doch im Innern des Postamts war es wie im Backofen.
    Der Mann am Schalter war fertig und ging, und Trish bemerkte, dass sie nun die einzige Kundin im Postamt war. Furcht stieg in ihr auf. Auch sie drehte sich rasch um, doch die glatte, professionelle Stimme des Postboten hielt sie zurück. »Mrs. Albin?«
    Trish drehte sich wieder um. Der Postbote lächelte sie freundlich an. Eine Sekunde lang dachte Trish, dass sie und Doug sich irrten, dass sie beide an Verfolgungswahn litten und dass an dem Postboten gar nichts Ungewöhnliches war. Dann aber sah sie die Härte seines Mundes, die Kälte seines Blicks und erinnerte sich an den Clear Creek, an die Briefe.
    Und an die nächtliche Postzustellung.
    Der Postbote lächelte sie weiter an, auch wenn es eher ein süffisantes Grinsen als ein Lächeln war. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Trish war entschlossen, stark und selbstbewusst zu bleiben und ihre Angst nicht zu zeigen. »Ich möchte mit Howard sprechen.«
    »Es tut mir leid«, antwortete der Postbote. »Howard ist heute krank und zu Hause geblieben. Kann ich irgendetwas für Sie tun?«
    Seine Worte klangen völlig harmlos, doch die Art, wie er sie sagte, hatte etwas an sich, dass es Trish kalt über den Rücken lief. Sie schüttelte den Kopf und wich langsam vom Schalter zurück, um das Postamt zu verlassen. »Nein, danke, schon gut. Ich komme dann später mal wieder, wenn Howard da ist.«
    »Das könnte eine Weile dauern«, entgegnete der Postbote.
    Jetzt hatten sowohl seine Worte als auch sein Verhalten einen bedrohlichen Zug angenommen, obwohl er weiterhin sein künstliches Plastiklächeln zeigte.
    Trish drehte sich um. Sie wollte gehen. Ihre Haut prickelte vor Kälte trotz der erdrückend warmen Luft.
    »Sie sind hübsch«, sagte der Postbote, und seine Stimme nahm einen zweideutigen Tonfall an.
    Trish wirbelte herum. Sie spürte, wie ihr zugleich Wut als auch Angst durch die Adern schossen. »Bleiben Sie mir vom Leib, Sie schleimiger Mistkerl, oder ich sorge dafür, dass Sie so schnell im Knast landen, dass Sie nicht wissen, wo Ihnen der Kopf steht.«
    Das Lächeln des Postboten wurde breiter. »Billy ist auch hübsch.«
    Unfähig, etwas zu erwidern, starrte Trish ihn an, und die Worte hallten im Rhythmus ihres wild pochenden Herzens in ihrem Kopf wider: Billy ist auch hübsch, Billy ist auch hübsch, Billy ist auch hübsch ...
    Die Angst, die sie nun nicht mehr zurückhalten konnte, brach jetzt aus ihr heraus und übernahm die Kontrolle. Am

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